Pächter des Heidelbecker Schlosskrugs lassen sich nach Raubüberfall nicht unterkriegen

Kalletal-Heidelbeck. Wer überfällt eine Gaststätte auf dem Land - und dann auch noch früh am Morgen? Diese Frage haben sich wohl viele am Gründonnerstag gestellt, als die lippische Polizei einen Raubüberfall gegen 8.30 Uhr auf den Schlosskrug in Heidelbeck meldete. Das fragt sich auch Daniel Scott, Pächter und Koch des Traditionsbetriebs. Er wird von den Tätern verletzt, erleidet tiefe Schnittwunden, muss im Krankenhaus genäht werden und steht noch am selben Abend wieder in der Küche des Schlosskrugs. Es muss und soll weitergehen. Das steht für den Hannoveraner außer Frage.

Doch was genau war eigentlich passiert? Scott schildert: &bdquo;Ich war oben im Apartment und wollte eigentlich um 6.30 Uhr zum Einkaufen, hatte mich aber nochmal hingelegt. Als ich mich dann fertiggemacht habe und nur noch mein Handy aus dem Apartment holen wollte, stand plötzlich einer mit ’nem Messer vor mir, als ich mich umdrehte. Ein anderer Mann hat dann von hinten meine Arme gepackt und sie haben mich so runter begleitet.“

Koch wehrt sich zunächst Die Männer seien von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und maskiert gewesen. Außerdem trugen sie Handschuhe. Sie hätten kaum gesprochen, wenn dann Deutsch mit Akzent. &bdquo;Die wussten genau, wo der Tresor steht, und sind mit mir gezielt dorthin. Das weiß man als normaler Gast eigentlich nicht“, wundert sich der Koch noch heute. Dann hätten die Täter nach dem Schlüssel für den Tresor gefragt. &bdquo;Ich habe erst gesagt, dass ich nicht weiß, wo der ist“, erinnert sich Scott. Er habe gehofft, dass die Täter dadurch aufgeben.

Dann habe er einem der Männer einen Schlag verpassen können, woraufhin der andere Mann mit dem Messer ausgeholt und auf den Kopf gezielt habe. Schließlich erwischte der Mann Scott am Arm mit einem tiefen Schnitt. Auch am Bauch und an weiteren Stellen am Arm habe er kleinere Schnitte erlitten. Danach habe er den Räubern die Schlüssel ausgehändigt. &bdquo;Da hatte ich schon ein mulmiges Gefühl.“ Sie seien mit einen vierstelligen Betrag aus dem Tresor direkt geflüchtet und hätten das Messer, das aus der Küche des Schlosskrugs stammt, dort gelassen. Es liege nun bei der Polizei. Der Überfall habe nur fünf bis zehn Minuten gedauert, schätzt Scott.

Tiefe Schnittwunde am Arm &bdquo;Ich habe stark geblutet, meine Finger kribbelten“, berichtet Scott. Er habe sofort die Polizei angerufen, die direkt aus Lemgo gekommen sei - wenig später auch der Rettungsdienst. &bdquo;Die waren alle super nett. Aber jetzt so im Nachhinein frage ich mich, was wäre gewesen, wenn er mich am Kopf getroffen hätte oder das Messer eine Arterie getroffen hätte? Der Rettungsdienst war erst nach 15 bis 20 Minuten da“, denkt Scott nach.

Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Dort sei überprüft worden, ob Nerven verletzt wurden. Dann seien die Wunden genäht worden. &bdquo;Danach habe ich mich selbst entlassen. Der Arzt sagte mir noch, dass ich es zehn Tage lang ruhig angehen lassen sollte, aber am Abend stand ich schon wieder in der Küche“, sagt der Koch.

Viele Reservierungen für Ostern &bdquo;Es war schließlich Gründonnerstag. Wir hatten die Hütte an Karfreitag voll. 250 Reservierungen lagen für das Osterwochenende vor“, sagt Scott. Das ausfallen zu lassen, hätten sie sich finanziell nicht erlauben können, zumal die Beute aus dem Tresor schon ein großes Loch in die Kasse gerissen hatte. Eigentlich laufe das Geschäft nach Startschwierigkeiten gut. &bdquo;Wir sind zufrieden“, sagt Scott, der den Schlosskrug erst Anfang 2023 mit seiner Familie übernommen hatte. Aber im Winter sei noch Luft nach oben. Im Sommer sei das Geschäft aufgrund der Motorradfahrer und Wanderer schon immer besser gelaufen.

Der ehemalige Besitzer Wolfgang Korf habe den Pächtern über Ostern seine Hilfe angeboten, die aber letztlich nicht notwendig war. Auch andere Bürger aus dem Dorf sowie Stammgäste hätten sich gemeldet oder seien vorbeigekommen, um ihre Anteilnahme auszudrücken. Für die lieben Worte danken Scott und seine Schwiegermutter Kathleen Popp-Richwald, die im Schlosskrug kellnert und sich um alles kümmert, was so anfällt, allen herzlich. Auch an ihr sei der Überfall nicht spurlos vorbeigegangen. Andere Gäste hätten natürlich angerufen, um zu erfahren, ob es weitergeht und ihre Reservierung noch steht.

Was, wenn sie zurückkommen? Wo die Täter das Haus betreten haben, sei nicht abschließend geklärt. &bdquo;Ich hatte den Hintereingang morgens aufgeschlossen, damit die Wohnwagen-Gäste die sanitären Anlagen nutzen konnten“, nennt Scott eine Möglichkeit. Die Männer hätten aber auch durchs Lager kommen können. &bdquo;Gott sei Dank war kein Gast im Haus.“ Überwachungskameras gebe es im Schlosskrug. Scott will nun aufrüsten und weitere im Zusammenhang mit einer Alarmanlage installieren. Außerdem arbeiten Mitarbeiter in der Spätschicht nicht mehr alleine. Und Scott geht laut eigenen Angaben nur noch mit Messer nach oben ins Apartment.

Schließlich wisse niemand, ob die Männer zurückkommen. &bdquo;Immerhin haben sie Beute gemacht. Da hat man schon ein komisches Gefühl, vor allem wenn es jetzt knarzt“, sagt Scott, der oft über der Gaststube schlafe. Dabei mache das ehemalige Heidelbecker Schloss von 1257, in dem viel Holz verbaut ist, viele Geräusche. Es sei auch nicht das erste Mal, dass der Schlosskrug Ziel von Dieben war. Zweimal sei bereits eingebrochen worden, zuletzt vor 25 Jahren. Aber bis vor zwei Wochen war nie jemand anwesend, habe Korf den Pächtern erzählt.

Und auch für Scott sei es nicht der erste Überfall in 25 Jahren Gastronomie gewesen. Die anderen beiden Vorfälle seien aber in Restaurants in Hannover geschehen, in denen er angestellt war. Das sei für ihn etwas völlig anderes. Wichtig ist ihm und seiner Familie zu betonen: &bdquo;Man kann hier weiterhin immer noch gut essen.“

Pächter des Heidelbecker Schlosskrugs lassen sich nach Raubüberfall nicht unterkriegen

Heidelbecker Schlosskrug hat neuen Betreiber

«Albtraum»: Robert Geiss berichtet von brutalem Überfall

Warum Heidelbeck und Tevenhausen zusammen gehören wie Wanne und Eickel

Feuer in Langenholzhausen droht auf Haus überzugreifen

Meinung: Dem MVZ Kalletal zu früh die Chance genommen

Schlagabtausch: Kalletaler Rat dreht MVZ den Geldhahn zu - die Hintergründe

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €