Wie das Wasser im Herrengraben in Kalletal wieder natürlicher fließen soll

Kreis Lippe/Kalletal. Flüsse, Bäche und Auen sollen wieder naturnäher und zugleich attraktiver für Freizeit und Erholung werden - das ist ein Ziel des auf viele Jahre ausgelegten Projektes &bdquo;Blaues Band Oberweser“ des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Niedersachsen. Und da die Weser auf einigen ihrer rund 200 Flusskilometer zwischen Hannoversch Münden und Minden durch Lippe fließt, ist auch hier ein großes Projekt geplant: Im Naturschutzgebiet Aberg/Herrengraben in Varenholz will der BUND die Auenlandschaft wiederherstellen.

Manuel Nerhoff vom BUND Niedersachsen war im Kreis-Umweltausschuss zu Gast und berichtete vom Stand der Dinge. Die Anträge beim Bundesamt für Naturschutz laufen, 75 Prozent des angepeilten Finanzvolumens in Höhe von 1,75 Millionen Euro sollen von dort kommen. Fünf Prozent steuert der BUND bei, 20 Prozent Projektkosten (354.000 Euro) der Kreis Lippe über Ersatzgelder - in diesen Topf zahlen Bauherren ein, wenn Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft nicht zu vermeiden sind. &bdquo;Diese Ausgleiche erfolgen dann unter naturschutzfachlicher Begleitung an ganz anderer Stelle, die Gelder tauchen in unserer Bilanz nicht auf“, erklärte Kreiskämmerer Rainer Grabbe.

Im März 2025 könnte es losgehen, dann wird fünf Jahre gearbeitet. Entstehen sollen artenreiche großflächige Grünlandbereiche sowie naturnahe Flutrinnen und Ufer. Die Flächen gehören zu großen Teilen dem Kreis Lippe und dem Landesverband Lippe. Ein kleiner Teil ist in privatem Besitz.

Der Bereich steht unter Naturschutz Das Biotop steht aufgrund seiner Vegetation bereits unter Naturschutz. Vor drei Jahren war im Kreis-Umweltausschuss von einem &bdquo;Hotspot der Artenvielfalt“ die Rede, damals war die Fläche per Kreistagsbeschluss erweitert worden. Auf möglichst großen Flächenanteilen soll eine &bdquo;Wiedervernässung der Weseraue“ erreicht werden. Der Herrengraben verläuft derzeit ordentlich begradigt, tief, ziemlich schmal und strukturarm und dient hauptsächlich dazu, die Auen zu entwässern. Ziel des Blauen-Band-Projektes ist es, auentypische Standortbedingungen und Lebensräume wiederherzustellen: Zuläufe sollen sich mäandernd entwickeln können, Auwald soll erhalten oder neu angepflanzt werden.

Die Diskussion um den Herrengraben ist alt. Bevor die EU im Jahr 2000 die Wasserrahmenrichtlinie verabschiedet hatte, war in Kalletal auch der Herrengraben betrachtet worden. Es gab ein vernichtendes Urteil: Vor allem der Mangel an Fischen und Durchgängigkeitshindernisse hatten damals zu einem sehr schlechten Ergebnis geführt. Die nun geplanten Maßnahmen sollen Abhilfe schaffen und außerdem vor Überschwemmungen schützen.

Der Herrengraben verläuft am Rande einer kleinen, tiefer liegenden &bdquo;eigenen“ Aue, die Topographie bietet daher sehr hohes Potenzial zur &bdquo;Wiedervernässung“ - dazu könnten Quellbäche des Abergs beitragen. Eine extensiv bewirtschaftete Weidelandschaft soll entstehen, und Röhricht-, Hochstauden- und Waldstandorte sollen sich entwickeln. &bdquo;Dabei werden umgesetzte Maßnahmen wie die ökologisch durchgängige Anbindung des Herrengrabens an die Weser oder die touristische Attraktivierung der Weseraue sowie aktuell laufende Maßnahmen wie die Rekultivierungsarbeiten des Abgrabungsunternehmens und das Beweidungsprojekt berücksichtigt“, erklärte Verwaltungsvorstand Dr. Ute Röder.

Die Brücke soll erhalten bleiben Die Renaturierungen in den Flussauen der Oberweser werden im Bundesprogramm &bdquo;Blaues Band Deutschland“ umgesetzt. Der Kreis Lippe hatte sich mit dem Projekt &bdquo;Erweiterung des NSG Aberg/Herrengraben mit Entwicklung der Weserniederung am abgeschlossenen Abgrabungsbereich“ beworben. Der Vorschlag wurde in den Förderantrag aufgenommen, den schließlich der BUND Niedersachsen stellte.

Die in der Gegend scheinbar herumstehende Bruchsteinbrücke aus dem Jahr 1753 soll bei all den Plänen erhalten bleiben. Wirklich sichere Informationen, wer die Brücke erbaut hat und vor allem zu welchem Zweck, gibt es bis heute allerdings kaum. Heimatfreund und Hobbyhistoriker Hans-Ulrich Krause hatte bei einer früheren Gelegenheit der LZ gesagt, diese habe wohl landwirtschaftlichen Zwecken gedient, etwa als Zufluchtsort für Tiere bei Hochwasser. Ob sie nun einen Zweck bekommen wird? &bdquo;Wir sind mit dem Kreis gerade dabei zu prüfen, wie der Brücke in Zukunft wieder eine Funktion gegeben werden kann“, sagte Arne Brand, Immobilienchef des Landesverbandes. &bdquo;Dazu klären wir zuerst, welche Anforderungen die Brücke überhaupt erfüllen muss.“

Wie das Wasser im Herrengraben in Kalletal wieder natürlicher fließen soll

Start im Herbst? Warum sich die weitere Renaturierung des Herrengrabens verzögert

Warn-App erneut ausgelöst: Hochwasser-Gefahr in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke

Das sind die schönsten Plätze in Kalletal

Mit „Wohlfühlkissen“ kleine Lichtblicke schenken: Ein Kalletaler und seine Weihnachtsidee

Feuer in Langenholzhausen droht auf Haus überzugreifen

Meinung: Dem MVZ Kalletal zu früh die Chance genommen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €