Mit „Wohlfühlkissen“ kleine Lichtblicke schenken: Ein Kalletaler und seine Weihnachtsidee

Kalletal-Hohenhausen. Eine ältere Dame, wurde ihm erzählt, habe wohl geweint vor Glück, als sie bei der Essensausgabe der Tafel in Detmold eins seiner Kissen überreicht bekam, einfach so. Oder besser gesagt: Weil Ragnar Stodenberg den Stoff ausgesucht und erworben hat, den Reißverschluss, weil er sich an seine Nähmaschine gesetzt und die Hülle genäht und später befüllt hat. Und abschließend sogar noch einen kleinen ausgedruckten Spruch in die &bdquo;Schatzecke“ steckte: jene kleine Tasche, die sich an einer Ecke der meisten seiner Kissen befindet. Dieses kleine Extra erfreue vor allem die Kinder, wenn sie einen Teebeutel oder einen Keks darin fänden.

Ja, er sei schon ein Typ für verrückte Ideen, sagt Ragnar Stodenberg. Was er damit meint, wird deutlich, wenn er aus seinem Leben erzählt. So betrieb er in seiner Hohenhauser Werkstatt für Markisen, Zelte, Sonnensegel und anderes &bdquo;nebenbei“ zehn Jahre lang ein Kindertheater, das Hunderte kleine und größere Besucher begeisterte. Wie er darauf kam? Der Witwer wollte dem eigenen Nachwuchs etwas bieten, was es so &bdquo;auf dem Land“ nicht gab.

Gut zu anderen sein Also setzte der in Schweden geborene Familienvater die Bühne einfach selbst um. Lud passende Ensembles ein, schreinerte mit Mitarbeitern die Bänke. &bdquo;Noch heute werde ich manchmal von Leuten, die damals Kinder waren, darauf angesprochen.“ Er lächelt bei der Erinnerung daran. Für ihn ist das ein Lebensmotto. &bdquo;Diesen Kalender hat meine Tochter mir geschenkt“, sagt er und holt das Exemplar mit Sprüchen für jeden Tag auf den Tisch mit den Nähmaschinen, an dem er sitzt. Zu lesen ist: &bdquo;Ein Mensch, der zu anderen gut ist, tut das Beste für sich selbst.“ Damit sei viel gesagt, findet Stodenberg.

Die Sache mit den Kissen sei ein Ventil für seine Kreativität. Mit 70 Jahren hatte er die Selbstständigkeit an den Nagel gehängt. Doch die Freude daran, schöne, hochwertige Stoffe zu finden und zu verarbeiten, blieb. Kurz habe er gedacht, er könne sich als Kleinunternehmer damit ein Zubrot verdienen. Doch Innenausstatter verlangten für den Verkauf einen hohen Anteil und auch auf Kreativmärkten blieb der große Umsatz aus. &bdquo;Ich höre auf mit den Kissen!“, habe er da seiner Tochter bereits frustriert verkündet.

Allein 100 Stück für die Tafel in Detmold Doch da kam Stodenberg die Idee, die Kissen einfach zu spenden. Im vergangenen Jahr zählten die Tafel in Hohenhausen und die Caritas Lemgo zu den Empfängern. &bdquo;Vollkommen fassungslos“ sei das Team der Letzteren gewesen, als er mit einem Kofferraum voller Einzelstücke dort ankam. In diesem Dezember hat er 100 Kissen an die Detmolder Tafel überreicht, weitere 72 Stück gingen an die Tafel in Bad Salzuflen. Die Verantwortlichen wüssten jeweils genau, an wen sie die Kissen übermitteln, &bdquo;zu wem das passen könnte“, so Stodenberg.

Alpakas, Blümchen, Autos Von floralen Mustern über verspielte Dessins bis hin zu Alpakas und Kindermotiven ist alles dabei. Nur Weihnachtsmotive findet er nicht ideal, &bdquo;schließlich soll das Kissen ja das ganze Jahr über Freude machen.“ Nach dem finanziellen Aufwand gefragt, den das kreativ-karitative Hobby für ihn bedeutet, erwähnt Stodenberg nur dezent, mit wie viel Euro er den Verkauf einer Kissenhülle ursprünglich kalkuliert hatte: 21,95 Euro, davon 20 Prozent &bdquo;Gewinn“ - wobei er sich da schon &bdquo;in die Tasche gelogen“ habe, weil er die Fahrten zu den Stoffhandlungen etwa in Bielefeld nicht berücksichtigte.

Sei’s drum: Seine Idee sei, dass Menschen etwas abgeben könnten, von dem, was sie &bdquo;zu viel“ haben. Bei ihm: Zeit, Kreativität und die nötigen Rücklagen, etwas Nettes daraus zu fabrizieren. Stodenberg, der einst 1999 das erste Arminia-Trikot für den Hermann anfertigte, sucht dabei nicht die große Bühne. So wenig, wie er damals ein RTL-Team in seiner Werkstatt brauchte, bestehe er heute darauf, bei der Übergabe der Kissen anwesend zu sein. Ihm reicht die Vorstellung, für kleine Lichtblicke zu sorgen.

Wie damals, als er in der Bielefelder Innenstadt einen Mann sah, der im November ohne Socken am Boden saß. Sofort sei er in einen Laden gegangen und habe Strümpfe gekauft. &bdquo;Der konnte es gar nicht glauben“, erinnert sich der 79-Jährige, der dem Herrn zusätzlich noch eine warme Mahlzeit spendierte.

Eine soziale Aktivität Er genüge, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, meint der in Stockholm geborene Hobby-Fotograf, der auch in diesem Bereich die besonderen Kleinigkeiten sucht und findet. Auf Menschen zuzugehen, das habe ihm seine Lebenspartnerin Britta beigebracht, mit der er zuletzt 20 Jahre bis zu ihrem Tod glücklich zusammenlebte.

Die Kissen seien für ihn so auch eine soziale Aktivität, die ihn mit anderen in Kontakt bringe. Diesen Impuls wolle er gern weitergeben. So habe er einer Bekannten aus Lemgo empfohlen, den jungen Mann, der ihr auf der morgendlichen Hunderunde stets etwas griesgrämig dreinschauend begegnete, einfach mal anzulächeln. &bdquo;Und seitdem“, freut sich Stodenberg, &bdquo;wird jeden Morgen miteinander geredet.“

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