Darum kommt es für Kalletals Bürgermeister Hecker künftig noch mehr auf Zusammenhalt an

Kalletal. Kalletals Bürgermeister strebt eine dritte Amtszeit an. Warum er weitermachen möchte, welche Ziele er hat und warum sein Lieblingsort sein Elternhaus ist, erzählt er im Gespräch mit der LZ.

Herr Hecker, warum treffen wir uns in Ihrem Elternhaus?

Mario Hecker: Weil hier alles begonnen hat. Hier durfte ich als Kind lernen, welche Werte wichtig sind. Dass man respektvoll miteinander umgeht, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, und wie wichtig Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit sind.

Warum möchten Sie weiterhin Bürgermeister sein?

Mario Hecker: Die Entscheidung hängt unmittelbar damit zusammen, was Marcel Reif voriges Jahr im Bundestag gesagt hat: &bdquo;Sei ein Mensch.“ Das hat mich nicht losgelassen. Da fragt man sich, was eigentlich wichtig ist im Leben. Ich bin mit Leib und Seele gerne Bürgermeister in meiner Heimat Kalletal. Und ich opfere viele Stunden dafür, an der Entwicklung dieser Gemeinde mitzuarbeiten. Das bin nicht ich alleine, das sind der Rat, die Verwaltung, Vereine, Unternehmen und Institutionen wie die Kirche. Wenn man aber die ganze Lage in Deutschland in den vergangenen Jahren beobachtet, stellt man fest, dass sich gewaltig etwas im gesellschaftlichen Miteinander verändert hat.

Was meinen Sie?

Mario Hecker: Dass das Verbreiten von Unwahrheiten mittlerweile zum herkömmlichen Tagesgeschäft geworden und auf kommunaler Ebene angekommen ist. Jetzt könnte ich als Bürgermeister ja sagen: Das tue ich mir nicht mehr an. Aber ich mache es trotzdem, weil es um die Menschen geht. Es geht darum, miteinander vernünftig klarzukommen und gemeinsam Entscheidungen zu treffen, die die Gemeinde nach vorne bringen.

Vor fünf Jahren haben Sie gesagt, Ihr wichtigstes Ziel ist es, weiter für ein politisch konstruktives Klima zu sorgen. Seit das Thema kommunales medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) aufgekommen ist, hat man den Eindruck, dass es unruhiger geworden ist.

Mario Hecker: Das ist nach der Wahl vorbei.

Halten Sie das MVZ nach wie vor für den richtigen Weg?

Mario Hecker: Ja, und 2700 Kalletaler Bürger, die unterschrieben haben, auch.

Ihr Gegenkandidat Julian Gerber wirft Ihnen &bdquo;mangelnde Transparenz im Umgang mit öffentlichen Mitteln“ und &bdquo;Versäumnisse bei strukturellen Problemen in der Verwaltung“ vor. Was sagen Sie dazu?

Mario Hecker: Kein Kommentar.

Im Lippe-Check wünschten sich die Kalletaler eine bessere Busanbindung, besonders am Wochenende und in den Abendstunden – auch nach Vlotho und Rinteln. Können Sie das nachvollziehen und wie könnte eine Lösung aussehen?

Mario Hecker: Nachvollziehen kann ich das schon. Es gibt in alle Richtungen Busanbindungen, aber natürlich nicht in den Nachtstunden. Der ÖPNV wird ja auch finanziert durch die Leute, die mitfahren. Wenn Sie eine Buslinie vorbereiten und da sitzen nur zwei Leute drin, wie soll das wirtschaftlich darstellbar sein? Wir haben sehr lange für die Schnellbuslinie gekämpft. Zum Glück kommt sie jetzt ab Oktober. Außerdem haben wir eine Kooperation mit der Lichtenau Wasserstoff GmbH. Das schafft die Möglichkeit, individuelle Transporte mit hoher Energieeffizienz durch Projekte wie &bdquo;NeMo.bil“ bei uns auf den Weg zu bringen.

Ein anderes Thema im Lippe-Check waren Einzelhandel und Gastronomie. Wie kann die Gemeinde ein größeres Angebot unterstützen?

Mario Hecker: Ich will das Problem jetzt nicht in eine andere Kommune verlagern, aber wenn es in Innenstädten wie Lemgo schon kaum gelingt, Leerstand zu beseitigen, und dieser immer mehr zunimmt, dann wird es auf den Dörfern für solche Dinge noch schwieriger. Ein Ansatz ist eine smarte Logistik, also wie die Bestellungen für den täglichen Bedarf, vor allem Lebensmittel, an einer zentralen Stelle im Dorf ankommen.

Welche Ziele haben Sie für eine mögliche weitere Amtszeit?

Mario Hecker: Mit Versprechungen muss man in der heutigen Zeit vorsichtig sein. Wahrscheinlich werden wir uns mit Dingen wie ziviler Verteidigung auch in Kalletal beschäftigen müssen. Es kommt daher auf ein Miteinander und einen Zusammenhalt an, was uns während Corona und der Flüchtlingssituation gut gelungen ist. Darauf aufzubauen, vermittelnd tätig zu sein und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen – darauf kommt es an.

Und inhaltlich?

Mario Hecker: Es gibt drei zentrale Themen, die auf meiner Agenda stehen: Das Erste ist, dafür zu sorgen, dass wir finanziell stabil bleiben. Das zweite sind nachhaltige Investitionen, die gut für unsere Dörfer sind. Und das dritte ist eine zukunftsfähige Infrastruktur.

Wie sieht die aus?

Mario Hecker: Ich möchte, dass wir die Standorte, die wir haben, wie Schulen, Kindergärten und unser Freibad, erhalten. Ich bin kein Freund von noch größeren Einheiten. Ich könnte mir niemals eine Großgemeinde Nordlippe vorstellen. Und ich sag Ihnen auch, warum: Weil das, was ich hier mit Miteinander und Zusammenhalt beschrieben habe, schon einmal 1969 bei der Bildung der Großgemeinde Kalletal sehr stark in Gefahr geraten ist. Das hat zu vielen Problemen geführt, zu einem Identitätsverlust in den Dörfern. Kalletal ist mit 112 Quadratkilometern schon so groß, dass es meine Aufgabe als Bürgermeister ist, diese Einheit zusammenzuhalten. Ich möchte nicht, dass die Bürger für einen Personalausweis oder sonst was nach Barntrup fahren müssen. Das wird es mit mir nicht geben.

Persönlich Mario Hecker ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist in Waterloo aufgewachsen, wohnt mittlerweile aber in Bavenhausen. Nach einer Maurer-Lehre hat er sein Fachabitur gemacht. Ein Jahr im Zivildienst beim Meierhof von Eben-Ezer schloss sich an. In Höxter studierte er dann Technischen Umweltschutz, bevor er von 2001 bis 2008 in einem Ingenieurbüro in Leopoldshöhe arbeitete und bis 2013 bei der Gemeinde Dörentrup im Bauamt tätig war. 2014 kehrte er als Bauamtsleiter zurück nach Kalletal, bevor er 2015 zum Bürgermeister gewählt wurde.

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