Kalletals Bürgermeisterkandidat Julian Gerber möchte mehr Wohnraum und neue Gewerbeflächen

Kalletal. Julian Gerber, CDU-Fraktionsvorsitzender in Kalletal, möchte Bürgermeister werden. Der 32-Jährige ist in Hohenhausen aufgewachsen und bringt Erfahrung in der Verwaltung mit. Was er gerne in der Gemeinde ändern möchte, erzählt er im LZ-Gespräch.

Herr Gerber, Sie haben sich als Lieblingsort den Sportplatz der TSG Hohenhausen ausgesucht. Warum?

Julian Gerber: Ich verbinde unheimlich viel mit diesem Sportplatz. Ich bin hier ehrenamtlich aktiv, so wie meine Großeltern und Eltern es auch schon waren. Ich habe als Kind begonnen, Fußball zu spielen. Wir haben hier Niederlagen erlebt und Siege gefeiert, außerdem etliche Geburtstage und Feste. Ich habe hier sehr viele Freunde kennengelernt. Ich verbinde sehr viele positive Emotionen mit diesem Ort und fühle mich hier immer wohl.

Warum wollen Sie Bürgermeister werden?

Julian Gerber: Zum einen bin ich Verwaltungsfachmann. Ich habe sowohl beim Kreis als auch bei der Stadt Lemgo unterschiedlichste Stationen erlebt. Zum anderen bin ich seit über zehn Jahren Ratsmitglied hier in Kalletal. Ich bin Vorsitzender der Fraktion, kenne die politische Landschaft. Darüber hinaus bin ich ehrenamtlich vielfältig engagiert, weiß, wo da der Schuh drückt. Und ich weiß, welche Herausforderungen auf Kalletal zukommen und möchte da neue Prioritäten setzen.

Welche sind das?

Julian Gerber: Unter anderem möchte ich neuen Wohnraum schaffen. Der fehlt. Bis auf Lückenbebauung ist in den letzten Jahren nichts passiert. Viele, die ich kenne und ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen wollen, können das nicht – oder erst nach jahrelanger Suche. Daher müssten wir, wie zum Beispiel in Dörentrup, eigene Wohngrundstücke schaffen. Außerdem möchte ich die Wirtschaft fördern und neue Gewerbeflächen ausweisen. Da sind wir nämlich ziemlich am Anschlag. Ich könnte mir vorstellen, einen Marketingverein neu zu beleben. Und ich möchte die Verwaltung neu denken.

Was meinen Sie damit?

Julian Gerber: Ich möchte die interkommunale Zusammenarbeit weiter ausbauen und die Verwaltung weiter digitalisieren. Außerdem möchte ich die personelle Aufstellung hinterfragen. Es geht mir nicht um Entlassungen, sondern um Wiederbesetzungen. In den nächsten Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Die Frage ist, ob wir jede Stelle nachbesetzen müssen? Fachbereiche könnten beispielsweise zusammengelegt werden. So könnte man dem Fachkräftemangel begegnen.

Was würden Sie zuerst angehen, falls Sie Bürgermeister werden?

Julian Gerber: Als Erstes würde ich für mehr Transparenz beim MVZ sorgen. Dann würde ich gerne die Öffnungszeiten der Verwaltung ändern, und zwar so, dass wir einen weiteren Nachmittag auf haben. Und dann das Thema Wohnraum und die Gewerbeflächen. Die anderen nordlippischen Kommunen haben bald ein interkommunales Gewerbegebiet. Ich frage mich bis heute, warum wir nicht dabei sind. Wir müssen nicht nur an Nordlippe denken, sondern vielleicht auch einfach weiter schauen nach Vlotho oder Lemgo zum Beispiel.

Die CDU ist ein Gegner des kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums Kalletal (MVZ). Wie würden Sie als Bürgermeister damit umgehen?

Julian Gerber: Um das zu beantworten, müsste ich erst einmal Zahlen haben. Danach würde ich beurteilen, ob es weiterhin notwendig ist oder nicht. Ich würde den Leuten reinen Wein einschenken und sagen, dass wir als Gemeinde Geld dazu schießen müssen, falls es defizitär sein sollte. Das ist auch das, was wir von Anfang an kritisiert haben. Es gab eine Zeit, da war das MVZ bestimmt keine schlechte Idee. Die Situation hat sich aber anders entwickelt. Es wurde immer gesagt, dass die Gemeinde mit dem MVZ immense Gewinne macht und es gut für diese Gesellschaft sein wird. Das haben wir lediglich hinterfragt.

Welche Investitionen lohnen sich aus Ihrer Sicht mehr?

Julian Gerber: Wir werden in Zukunft viel in unsere Feuerwehrgerätehäuser investieren müssen. Nächstes Jahr gibt es einen neuen Brandschutzbedarfsplan, der die aktuellsten Zahlen und Entwicklungen der Gemeinde berücksichtigt – beispielsweise Kalldorf, wo Meyra nicht mehr da ist.

Ein großes Thema im Lippe-Check waren Einzelhandel und Gastronomie. Wie kann die Gemeinde ein größeres Angebot unterstützen?

Julian Gerber: Was die Initiatoren in Stemmen mit dem Tante-Enso-Laden gemacht haben, ist natürlich super. Das ist ein Modell für die Zukunft. Es gibt aber auch Beispiele wie in Lüerdissen, wo so etwas aufgrund mangelnder Nachfrage nicht geklappt hat. Was man machen kann, ist natürlich weiterhin durch Neuansiedlungen die Nachfrage zu stärken. Da können wir direkt den Hebel ansetzen. Wirtschaftsgespräche wie das Unternehmerfrühstück sind auch nicht verkehrt. Die Händler können zusammen Synergien nutzen, um zum Beispiel kleine Filialen, die nicht jeden Tag geöffnet haben, in den Dörfern zu öffnen.

Sie haben bereits beim Kreis Lippe und der Stadt Lemgo gearbeitet. Hatten Sie dort Führungsverantwortung?

Julian Gerber: Nein.

Wie würden Sie dann eine Verwaltung führen?

Julian Gerber: Auf Augenhöhe, aber mit der nötigen Entscheidungskompetenz, denn am Ende des Tages bin ich für alles verantwortlich.

Persönlich Julian Gerber ist in Hohenhausen aufgewachsen und dort zur Grundschule gegangen. Am Engelbert-Kaempfer-Gymnasium in Lemgo hat er sein Abitur und im Anschluss ein Praktikum im Bundestag gemacht. Ab 2015 absolvierte er ein Duales Studium beim Kreis Lippe, war dort bis 2021 im Personalbereich tätig, bevor er zur Stadt Lemgo wechselte. Zunächst war er für die Bereiche Sport und Ehrenamt zuständig, bis es wieder ins Personalwesen ging. Der 32-Jährige ist ledig, hat keine Kinder und lebt weiterhin in Hohenhausen. Er ist unter anderem stellvertretender Vorsitzender der TSG Hohenhausen, Geschäftsführer im Freibadverein Kalletal und Greenkeeper im Heimatverein Hohenhausen.

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