Aufregung ist was für die Nachbarn: Sommersell ist das Dreiländereck der Ruhe

Barntrup-Sommersell. Zu Fuß bis Altendonop, bis Großenmarpe, bis Bega oder auf den Blomenstein - alles kein Problem. Sommersell liegt mittendrin. Und hat die Ruhe gepachtet. Das Dorf und seine 350 Einwohner gehören zur Stadt Barntrup, im Grunde könnte man die Gegend topografisch auch als Dreiländereck bezeichnen. Natürlich hat so ein Dorf inmitten der Wälder und Felder einen Heimatverein. 1364 soll der Ort erstmals erwähnt worden sein. Detlef Grote zitiert mal kurz aus einer Festschrift: &bdquo;Heinrich von Sternberg verpfändet seinen Zehnten zu Sommersele im Kirchspiel Beghe.“

Grote, heute Vorsitzender des Heimatvereins, lebt im Oberdorf. Ein paar Häuser entfernt wohnt sein Vize Norbert Wenneker. Das Unterdorf zeichnet sich stärker durch Höfe aus. Der Eigentümer des größten landwirtschaftlichen Betriebs, Hilmar Brandt von Lindau, ist ein echter Sommerseller. Ansonsten ist der Ort eine große Verzichtserklärung: Kindergarten, Schule, Friedhof, Kirche, Gaststätte, Bäcker - Fehlanzeige. Der Gasthof Gelhaus, dereinst bekannt für seinen großen Saal und regelmäßige Hochzeitsfeiern über die Region hinaus, ist längst dicht. Das Schild hängt zwar noch am Gebäude, aber selbst der Edeka, der dort mal zu Hause war, wurde bereits vor mehr als 20 Jahren geschlossen.

Home-Office? Machbar! Angesprochen auf das ewige Thema Glasfaser und Internet wird Wenneker gerade: &bdquo;Die Leitungen sind stabil. Home-Office ist machbar. Wirkliche Probleme haben wir hier nicht. Außerdem soll künftig alles noch besser werden. Die UGG Glasfaser arbeitet bereits dran.“ Wenneker und Grote haben also weniger die Leitungen und den Funk im Blick als vielmehr die Einwohner von Sommersell. In den vergangenen zwei oder drei Jahren sind einige Familien mit Kindern dazugekommen, so dass der Schulbus morgens mehr als ein Dutzend mit Rucksack einsammelt.

Die kommen vorzugsweise aus dem Oberdorf, Häuser die im Gebiet &bdquo;Wietrog“ stehen. Der Bolzplatz ist nicht weit, ein Kinderspielplatz in der Nähe, mittlerweile auch mit einer kleinen überdachten Sitzgruppe. Und obwohl man kein Dorfgemeinschaftshaus erbaut hat - Grote: &bdquo;Es war mal im Gespräch, das Thema ist aber durch“ - verfügt Sommersell trotzdem über drei gute Möglichkeiten, eine Feier auszurichten. Wenneker: &bdquo;Einerseits auf dem Hof von Hilmar Brandt von Lindau, der einen Veranstaltungsraum hat, den der Heimatverein nutzen kann. Andererseits die Grillhütte am Ortsrand, sogar mit Toilettenanlage; und eben am Bolzplatz.“

Aufregung ist was für die Nachbarn Der Verein sieht sich als Bindeglied im Ort. Neben den üblichen Aktivitäten wie einer Dorfsäuberung, einem Osterfeuer oder einem Kinderfest hat der Vorstand natürlich auch das Miteinander im Blick. Grote: &bdquo;Je nach Art der Veranstaltung kommt manchmal zwar nur eine Handvoll Mitglieder, beim nächsten Mal können es aber auch mal 30 sein.“

&bdquo;Aufreger“ wie in den Nachbardörfern Cappel oder Selbeck gibt es in Sommersell nicht. Grote und Wenneker unisono: &bdquo;Weder die Windräder noch die geplante Umgehungsstraße machen uns verrückt.“ Und auch bei Bauplätzen wird sich mangels Masse kein Gerangel einstellen. &bdquo;Der Ort entwickelt aufgrund der großen Anzahl an Einfamilienhäusern seinen Charakter. Die Menschen, die morgens wegen ihrer Arbeitsplätze in Detmold, Barntrup oder Lemgo Sommersell verlassen, kommen abends zurück und sind stärker darauf aus, zu bleiben. Man kocht womöglich eher selbst als noch einmal in die Stadt ins Restaurant zu fahren. Wer ein Haus hat, weiß zudem, dass am Wochenende immer was zu tun ist.

Das prägt auch den Alltag“, nicken Grote und Wenneker. Wer sich trotzdem immer wieder bewegen will, könnte überdies Teilnehmer der E-Bike-Gruppe im Heimatverein werden. Wenneker: &bdquo;Die hat sich nach der Pandemie gegründet und es finden sich immer Leute, die aufs Rad steigen und losfahren.“

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