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Frisches Stroh für alte Rassen

Naturschutzbund Extertal unterstützt im Sprutental aktiven Umwelt- und Artenschutz

Artgerechte Tierhaltung: Auch diese Schafherde ist auf dem Sprutenhof zu Hause. Hier werden einige Rassen erhalten, die in der heutigen Zeit sonst keine Chance mehr aufs Überleben hätten. Foto: Privat
Artgerechte Tierhaltung: Auch diese Schafherde ist auf dem Sprutenhof zu Hause. Hier werden einige Rassen erhalten, die in der heutigen Zeit sonst keine Chance mehr aufs Überleben hätten. Foto: Privat

Von Reinhold Sölter

Auf dem Sprutenhof haben diverse alte und teilweise vom Aussterben bedrohte Haustierrassen ein Zuhause gefunden. Sie können sich zwischen Bösingfeld und Meierberg auf 20 Hektar entfalten.

Extertal. Rund 30 Natur-Liebhaber haben sich am Sonntagmorgen für die Exkursion des Extertaler Nabu-Gemeindeverbandes unter Leitung von Dr. Klaus Steinheider interessiert. Dabei ging es durch das Siekbach- und Sprutental - inklusive des Besuchs auf dem Sprutenhof mit seinen alten Haustierrassen.

28 Hektar Fläche mit typischen Mittelgebirgsbiotopen hat der Nabu im Extertal vor 15 Jahren mit finanzieller Unterstützung der NRW-Stiftung zwischen Bösingfeld und Meierberg gekauft. Feuchte Wiesen, Quellbereiche und Halbtrockenrasen haben hier ihre Existenzberechtigung behalten. Sie bilden den Lebensraum für Schwarzstorch, Krötenpopulation, Gebirgsstelze und Wasseramsel.

Die fast 20 Hektar Wiesenfläche des Gesamtkomplexes sind vom früheren Sprutenhof angepachtet worden, wo heute diverse alte und teilweise vom Aussterben bedrohte Haustierrassen ein Zuhause haben. Andreas Gutknecht stellte den Exkursionsteilnehmern Pommern-Gänse, Kröllwitzer Puten, Celler Gänse und das Husumer Sattelschwein vor.

Letzteres ist ein rot-weiß geflecktes Schwein und heißt auch "Dänisches Protestschwein". Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es besonders gerne von der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein gezüchtet, weil mit einiger Phantasie die rot-weiße dänische Flagge auf dem Rücken der Schweine zu erkennen war, und es dadurch zum Symbol der Unabhängigkeitsbestrebungen der dänischen Bevölkerung im Norden Deutschlands diente.

Andreas Gutknecht stellte auch den Esel als besonderen Landschaftspfleger vor. In kombinierten Herden mit Schafen und Ziegen besetzt er bestimmte Nischen, in denen sein Einsatz besonders effektiv ist. Auf Obstwiesen hält er als Rasenmäher das Graswachstum auf Wimbledonniveau und verschmäht auch die Diestel nicht, nagt aber nicht an den Baumrinden - eine Versuchung, der eine Ziege nicht widerstehen könnte.

Auf dem Rückweg konnte sich die Wandergruppe noch von der Leistungsfähigkeit der kleinen, aber durchaus aktiven Ameisen überzeugen. Bis zu einem Meter hoch waren ihre aufgebauten Unterkünfte. Die Wanderer waren sich schnell einig, nur der eine Begriff könne dieses Naturschauspiel zutreffend beschreiben: "Ameisen-Manhatten".

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