Kreis Lippe/Zsobok. Eva Thalmann ist zum ersten Mal in Siebenbürgen, Sitta von Eckardstein kennt und unterstützt die Region seit 40 Jahren. Jetzt sind beide dort, um mit einem Wunder Geburtstag zu feiern.
„Ein Kinderheim aufzubauen, das nur durch Spenden getragen wird, und es über 20 Jahre zu erhalten – das ist doch ein Wunder“, sagt Eva Thalmann. Seit vier Jahrzehnten unterstützt die Rumänienhilfe von Eckardstein aus Lage hilfsbedürftige Menschen in Gherla, Sinmartin, Klausenburg und Bogata. In Zsobok gründete sie 1994 das Kinderheim, in dem Sozialwaisen, Waisen und Kinder aus Dörfern ohne Schulen unterrichtet und betreut werden. Dessen 20. Geburtstag wurde jetzt mit einem Festakt begangen, an dem das Ehepaar von Eckardstein teilnahm. Mit dabei waren auch Eva Thalmann und Regine Brombach vom Inner Wheel Club Detmold-Blomberg, der die Initiative seit vielen Jahren fördert.
„Zsobok war ein sterbendes Dorf. Heute ist es ein viel beachtetes Beispiel für einen Ort, der wieder zum Leben erweckt wurde“, sagt Sitta von Eckardstein. Das ist dem Einsatz diverser Hilfsorganisationen zu verdanken – allen voran der Rumänienhilfe von Eckardstein. „Die Menschen können im Dorf bleiben, weil es über das Kinderheim Arbeitsplätze gibt. Inzwischen hat Zsobok auch eine Getreidemühle, eine Bäckerei, Landwirtschaft, eine Gärtnerei“, zählt die Lagenserin auf. „Das Dorf lebt – es gibt viele junge Leute.“
Eine von ihnen ist die Erzieherin, die selbst im Kinderheim Zsobok groß geworden ist und nach ihrer Ausbildung zurückkehrte, um hier mit den Kindern zu arbeiten. Gute Arbeit leisten sie und ihre Kolleginnen, attestiert ihnen Eva Thalmann. „Die Kinder wirken, als seien sie angekommen. Sie wissen, dass sie dort eine Heimat haben.“ Die Detmolderin kommt selbst aus der Jugendhilfe, arbeitet ebenfalls mit traumatisierten Kindern. Manches sei vergleichbar – und dann doch wieder ganz anders. Sie erzählt von dem Siebenjährigen, der sich und seine jüngere Schwester zwei Jahre lang allein auf der Straße durchgebracht hat. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie genau er das geschafft hat“, sagt Eva Thalmann. Diebstahl wäre die harmlosere Erklärung, Kinderprostitution die wahrscheinlichere. „Es gibt Kinder, denen der Schrecken ins Gesicht geschrieben steht. Andere ruhen sehr in sich selbst. Und alle sind unglaublich dankbar.“
Eva Thalmann rechnet vor: In Deutschland kostet ein Kinderbetreuungsplatz in einer Regelgruppe 120 Euro pro Tag. Der Heimplatz in Zsobok schlägt mit 350 Euro im Monat zu Buche – der rumänische Staat zahlt davon gerade mal 15 Euro – pro Monat. „Wenn es keine Menschen gäbe, die es sich zur Aufgabe gemacht hätten, dort nachhaltig zu wirken, könnte man das Heim schließen“, sagt die Detmolderin.
„Man kann nicht aussteigen“: Das bestätigt auch Sitta von Eckardstein. „Es gibt dort viel Selbsthilfe – die funktioniert aber nur mit Hilfe von außen.“ Diese kommt von der Rumänienhilfe von Eckardstein, aber auch von zahlreichen Vereinen, Initiativen, Kirchengemeinden, Schulen und Clubs, die deren Arbeit finanziell unterstützen. Wie der Inner Wheel Club Detmold-Blomberg. „Wir sind der Motor. Benzin und Öl müssen von anderer Seite kommen, dann rollen die Räder auch“, sagt Sitta von Eckardstein. Und zwar ganz konkret: Am 21. November geht wieder ein Transport aus Lippe nach Siebenbürgen.
Wer die Initiative unterstützen möchte, kann sich unter Tel.: 05232-2822 an Sitta von Eckardstein wenden.