Oerlinghausen. Es gibt vier Neuzugänge in der Wistinghauser Senne. Das Naturschutzgroßprojekt Senne-Teutoburger Wald (NGP) hat Exmoor-Ponys gekauft, um die Waldbeweidung zu ergänzen. Sie erobern jetzt ihre neue Heimat.
In den Wäldern der Wistinghauser Senne werden seit Oktober 2011 Schottische Hochlandrinder eingesetzt, um durch Verbiss und Tritt dauerhaft mehr Licht und somit mehr Wärme an den Waldboden zu bringen. Damit sollen vor allem Arten gefördert werden, die in der historischen Heidelandschaft häufig im Gebiet vorkamen, mit dem Rückgang dieser Lebensräume seit Mitte des 19. Jahrhunderts immer seltener wurden und heute stark gefährdet sind.
Jetzt kommen die Pferde hinzu. Michael Gödde vom Pferdefuhrunternehmen Johannsmann hatte die beiden einjährigen Stuten und die beiden Wallache im Naturpark Solling-Vogler abgeholt. Zwei Stunden später rumpelte der Laster auf dem Wirtschaftsweg in die Wistinghauser Senne. Tierbetreuer Thomas Ruping hatte die Einfahrt zur Eingewöhnungskoppel vorbereitet, doch Gödde fuhr einfach seitlich heran, ließ die Ladeklappe herunter und schon sprangen die vier Ponys ins Freie.
„Die sollen sich jetzt erst einmal eingewöhnen“, sagt Daniel Telaar, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Naturschutzgroßprojektes. Dazu haben sie 14.000 Quadratmeter Platz. Auf der Koppel gibt es Freiflächen, aber auch einen kleinen lichten Wald, der den Ponys Schutz bei schlechtem Wetter bietet. Denn einen Stall haben diese Tiere noch nie gesehen. Sie stammen aus der 30 Ponys umfassenden Herde im Solling, wo sie zusammen mit Heckrindern, das sind Rückzüchtungen des Auerochsen, den Wald beweidet haben. Sie sind also halbwild aufgewachsen.
Das Exmoor-Pony ist eine mittelgroße englische Ponyrasse. Es ist das ursprünglichste und wildpferdartigste der britischen Kleinpferde, in halbwilder Haltung ist es eher scheu und meidet den Menschen.
In einigen Tagen wird das Gatter zur größeren Koppel geöffnet. Dann stehen den Tieren 27 Hektar zur Verfügung, das sind 270.000 Quadratmeter. In einem dritten Schritt werden Ponys und Hochlandrinder dann zusammengeführt.
Die Rinderherde besteht derzeit aus 25 Tieren, wobei der Bulle momentan noch bei einem Bauern untergestellt ist. Thomas Ruping kümmert sich um die Tiere. Täglich kontrolliert er die Zäune und schaut sich auch die Rinder an, sorgt bei Schnee für Futter, „weil die Rinder den Schnee nicht wegkratzen, um an das darunterliegende Gras zu kommen“. In erster Linie sind es vertrauensbildende Maßnahmen, die Ruping macht. „Die Tiere haben sich an meine Stimme gewöhnt und kommen mittlerweile, wenn ich sie rufe.“ Alle Rinder haben Namen – und die kennt Ruping auch alle. Und nicht nur er. Wenn ein Rind beispielsweise lahmt, wird er auch von Spaziergängern darauf aufmerksam gemacht. Und die kennen mittlerweile auch die Namen der Hochlandrinder.