Steine und Scherben machen Platz des VfL Lieme nach Erdarbeiten unbespielbar

Lemgo-Lieme. Beim VfL Lieme schrillen die Alarmglocken. Nachdem 150 Tonnen neue Erde auf dem Sportplatz verteilt worden sind, machen Steinchen, Scherben und Plastikteile das Fußballspielen unmöglich. So zumindest die Bewertung der Trainer und Obleute. Der Spielbetrieb wurde am vergangenen Wochenende nach Hörstmar verlegt, das Oktoberfest am kommenden Sonntag abgesagt. Droht Lieme ein Schicksal wie der SG Kalldorf, die ihren Platz 2019 nach einer ähnlichen Aktion für beinahe zwei Jahre erst ruhen und dann erneuern lassen musste ? Die Stadt beruhigt: So schlimm sei es dann nicht. Der Verein meint: doch. Und fordert schnelles Handeln.

Tatsache ist: Immer wieder hat der VfL Lieme mit Maulwürfen und Wühlmäusen zu kämpfen - der sandige Boden ist mit ein Grund. 2024 wurde in einen 1,20 Meter tiefen Graben eine Maulwurfssperre aus Kunststoff eingebaut, was nur Teilerfolge brachte. Immer wieder klaffen Löcher und Gänge, was die Kicker ärgert und Verletzungen befördert.

Keine offizielle Platzsperre Auf die abermalige Beschwerde des Vereins hin hat die Stadt jüngst 150 Kubikmeter Erde anliefern lassen. &bdquo;Plötzlich lagen die am Dienstag auf dem Parkplatz“, erinnert sich ein Vereinsvertreter, vom Zeitpunkt der Arbeiten so kurz vor dem Oktoberfest überrascht worden zu sein. Nachdem die Stadt den Platz mit Spezialgerät regelrecht gestriegelt hatte, um ihn aufzulockern, wurde der neue Boden mit einem Streuer gleichmäßig verteilt.

Ab hier gehen die Meinungen auseinander. In einer vereinsinternen Gruppe heißt es: &bdquo;Leider ist das Gleiche passiert, wie vor einiger Zeit in Kalldorf. Die Erde - obwohl es gesiebter Mutterboden sein sollte - war stark verunreinigt.“ Steine, vereinzelt auch Scherben und Plastikreste auf der Begakampfbahn - das bestätigt auch die Stadt. Eine Platzsperre sprach sie aber nicht aus, die Verlegung nach Hörstmar sei eine Entscheidung des Klubs gewesen.

Neue Erde dreifach gesiebt Im Verein wird die Sicht geteilt, dass der neue Mutterboden durchsetzt gewesen sein muss. Zu ungeschliffen seien die Steinchen und Scherben, als dass sie schon vorher dagewesen sein könnten. Das Sportamt der Stadt verweist dagegen darauf, die 150 Tonnen gleich dreifach durch ein Sieb (einen Zentimeter groß) verarbeitet zu haben. &bdquo;Damit möglichst keine Verunreinigungen auf den Platz gelangen und damit das Material feinkrümelig ist und gut ausgebracht werden kann“, heißt es. Einzelne Steine seien dabei natürlich nie auszuschließen.

Doch wenn es nicht die neue Erde war, was dann? Eine Erklärung für die nach Worten von Vize-Vereinschef Timo Lenniger nicht mehr spieltaugliche Oberfläche ist laut Stadtverwaltung vielmehr, dass die Grasnarbe gestriegelt wurde. Das Ziel dabei: die Wühlmausgänge aufzureißen. Andernfalls hätte die neue Erde nicht in die Hohlräume hineinrieseln können. &bdquo;Durch das Striegeln könnten Steine hochgekommen sein“, erklärt die Stadt.

Oktoberfest im Nacken Das Sportamt verweist auch auf die Trockenheit und den dadurch niedrigen Grasbewuchs. Dadurch würden die grundsätzlich im Boden befindlichen Steine & Co. zusätzlich sichtbarer als sonst. Insgesamt sieht die Stadt für sich aber die Vermutung widerlegt, dass die angelieferte Erde verunreinigt gewesen sei.

Zeit fürs Lamento hat der Verein nicht: Am kommenden Sonntag sollte eigentlich das Oktoberfest stattfinden - ein ganzer Tag voll Fußballspiele, Rahmenprogramm, Bierbude und dem entsprechenden Umsatz für die Vereinskasse, betont Timo Lenniger. Als Notmaßnahme sei geplant gewesen, dass Spieler, &bdquo;Alte Herren“ und weitere Ehrenamtler den Platz versuchen, zu reinigen - die Stadt hat dafür laut Lenniger fabrikneue Laubrechen gestellt.

&bdquo;Alte Herren“ fackeln nicht lang Nicht nur die &bdquo;Alten Herren“ verabredeten sich kurzfristig zu einer Sammelaktion. Zuletzt noch einmal am späten Dienstagnachmittag im strömenden Regen trafen sich mehr als zehn Hobbykicker - bewaffnet mit Eimern -, um möglichst viele Steine und Scherben aufzulesen. &bdquo;Wir haben aber kapituliert. Es sind zu viele kleine und schlecht zu erkennende Teile, und die Fläche ist zu groß“, ärgert sich Fußballobmann Erik Tappe.

Für ihn und seinen Vorstandskollegen Timo Lenniger ist die Situation besonders ärgerlich, da der VfL Lieme eigentlich fußballerisch gerade auf einer Erfolgswelle schwimme. Die schon fast aufgegebene Jugendabteilung sei über wenige Jahre auf beinahe 100 Sportler angewachsen, der Aufstieg sei markiert worden. &bdquo;Aber ein körperbetontes Spiel mit Grätschen & Co., das können wir hier nun weder gegnerischer noch Heimmannschaft zumuten“, sagt Tappe.

Verein: Neuer Boden, neue Saat Die Ehrenamtler sehen die Stadt am Zug. Diese solle noch einmal kritisch prüfen, was auf dem Lieferschein des angeblichen Mutterbodens gestanden habe. Tatsache sei, die Stadt müsse das wieder in Ordnung bringen.

Die will nun am Mittwoch noch einmal nach dem Rechten sehen. Das Sportamt verspricht, mit einer Maschine anzurücken, um den Platz zu bürsten und zu reinigen. &bdquo; Auch die Niederschläge der vergangenen Tage dürften zu einer Besserung des Platzzustandes beitragen“, ist aus dem Rathaus zu hören. Im Verein fehlt der Glaube. Am kompletten Austausch des Bodens und der Neueinsaat des Rasens führe kein Weg vorbei, sagt Lenniger.

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