Kreis Lippe. Unter dem Deckmantel einer fremden Identität verdienen Betrüger sehr viel Geld. Zurzeit beschäftigt die Facebook-Masche die Polizei.
Die Polizeistellen in Paderborn und Gütersloh berichten von jeweils zehn Anzeigen, die in den letzten Wochen eingegangen sind. In allen Fällen geht es um kopierte private Facebookseiten, die genutzt werden um auf fremde Kosten Onlinebezahldienste zu nutzen.
Kriminaloberkommissar Markus Brakhage hat die Fälle auf dem Tisch. Die Täter nutzen bislang zwei Möglichkeiten. Sie hacken den Facebook-Account, weil sie an der Freundesliste Interesse haben. Sie schreiben die Freunde an und fragen nach der Handynummer, die angeblich verloren gegangen ist. Mit dieser Nummer kaufen die Betrüger ein, das Unternehmen, bei dem die Täter bestellt haben, verschickt einen Code an den Handybesitzer. Dieser weiß nicht, was im Hintergrund abgelaufen ist, wird dann aber von den Betrügern intensiv gelöchert, der vermeintliche „Bekannte“ bittet, den Code über Facebook mitzuteilen. Wenn der Täter diesen Bezahlcode hat, kann er diesen kostenpflichtig einlösen. Die Rechnung bekommt derjenige, der das Handy unter Vertrag hat.
Welche Tipps Markus Brakhage zur Sicherung des privaten Facebook-Profils gibt, hören Sie hier:
Mit diesen Bezahlcodes werden in der Regel Onlinespiele gekauft oder erweitert. „Es sind vor allem kleinere Beträge, um die 29 Euro, und es fällt erst bei der Abrechnung durch das Mobilfunkunternehmen auf. Das wäre auch ganz einfach auszuschließen, wenn man sich die Mühe macht, miteinander in echt zu kommunizieren, sprich, zu telefonieren“, sagt Brakhage. Grund, misstrauisch zu werden, gebe es. Die Täter seien sehr fordernd, oft seien die Mails in gebrochenem Deutsch verfasst.
Immer mehr Fälle laufen allerdings nach einem anderen Muster ab. Die Täter kopieren eine Facebook-Seite und gelangen mit dieser falschen Identität in Freundeskreise, die sie „ausspionieren“. „Das setzt voraus, dass sie ebenfalls Freundschaftsanfragen stellen, denn es ist ein anderer Account. Er unterscheidet sich nur durch Kleinigkeiten von dem echten. Es ist aber so, dass die Leute im Internet viel gutgläubiger sind und Daten unbesorgter weitergeben“, sagt Brakhage. Es werde schlicht zu wenig hinterfragt. „Auch hier würde es reichen, wenn man mit seinen Freunden telefoniert und nachhakt.“
Die Maschen sind auch nicht neu. Bereits vor Jahren habe es eine Häufung von Anzeigen gegeben. Damals seien türkischstämmige Bürger Opfer von Betrügern geworden. Die Täter seien auch in der Türkei aufgespürt worden.
Hoffnung, dass die Opfer ihr Geld wiederbekommen, gebe es kaum. „Wird der Kauf mit einem Code bestätigt, dann ist der Mobilfunkanbieter berechtigt, das Geld einzukassieren“, stellt Brakhage klar. Trotzdem ist es für die Polizei wichtig, dass alle Betrügereien zur Anzeige gebracht werden – nicht nur dann, wenn ein Schaden entstanden ist. „Das ist wie ein Puzzle, je mehr Teile wir haben, um so besser können wir uns ein Bild machen“, erklärt der Kriminaloberkommissar.