Motocross ist „Hardcore-Sport“

In OWL fahren die Frauen ganz vorne mit

Marlen Grote

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Liebt große Sprünge: Gina-Marie Piepke hat die Enduro auch im Schlamm fest im Griff. Motorradfahren hat sie schon als Kind gelernt. - © Bernhard Preuss
Liebt große Sprünge: Gina-Marie Piepke hat die Enduro auch im Schlamm fest im Griff. Motorradfahren hat sie schon als Kind gelernt. (© Bernhard Preuss)

Bad Salzuflen-Wüsten. Motorsport ist nichts für Sportmuffel, die der Maschine die Arbeit überlassen wollen. Gerade auf dem Motorrad ist Fitness wichtig. Und wer in seiner Freizeit Gas gibt, ist selten ein Raser, sondern tut sogar etwas für die Sicherheit im Straßenverkehr.

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Die Enduro-Maschine fliegt über einen Hügel und landet mit heftigem Spritzen in einer Schlammpfütze. Als das Motorrad auf dem Parkplatz ausrollt, nimmt der Fahrer den Helm ab – und darunter kommt Gina-Marie Piepke zum Vorschein. Die Studentin mit den langen blonden Haaren hat ihre Maschine fest im Griff und ließ bei der Motocross-Meisterschaft des ADAC OWL alle anderen Fahrer hinter sich. Und zwar auch die Männer, denn beim Motocross fahren die Geschlechter in einer Klasse.

„Die Damen hier im Verein sind ziemlich weit vorne“, bestätigt Frank Wiegmann, Motorradreferent des ADAC OWL und Vorsitzender des MSC Wüsten. Gina-Marie Piepke soll uns heute einen Eindruck des Motocross-Fahrens geben. Allerdings unter erschwerten Bedingungen, denn nach dem Regen am Vortag ist die vereinseigene Trainingsstrecke „spiegelglatt“, wie der Fachmann anmerkt. Und dann hat die junge Fahrerin auch zurzeit keine eigene Maschine, ihr Motorrad ist kaputt. Jetzt muss sie ein Leihmotorrad nehmen, und das ist keine Motocross-Maschine, sondern ein Enduro-Motorrad, das sie nicht so richtig überzeugt.

Gina-Marie Piepke auf Enduro. - © Bernhard Preuss
Gina-Marie Piepke auf Enduro. (© Bernhard Preuss)

Als sie mit der Maschine durch den Schlamm fegt, wirkt das trotz allem spektakulär und gekonnt. Die 23-Jährige fährt seit ihrer Kindheit, hat zwischendurch ein paar Jahre pausiert und nach dem Abi wieder angefangen. „Dann hat mich der Ehrgeiz wieder gepackt“, erzählt sie, und ihre Augen strahlen. Was findet sie so toll daran? „Ich liebe die Rennen und das Adrenalin dabei“, schwärmt sie, „und besonders gut gefallen mir große Sprünge.“

Ein Sport, der den Fahrern viel abverlangt: „Das ist Hardcore-Sport“, meint Frank Wiegmann. Ausdauer und Koordination sind gefragt, die meisten Fahrer gehen dafür zusätzlich ins Fitness-Studio. Besonders gefährlich sei das nicht, meint Frank Wiekmann; nach seiner Einschätzung gibt es weniger Verletzungen beim Motorsport als bei Mannschaftssportarten wie Handball. Das sieht auch Gina-Marie Piepke so. Sie hat eher vor öffentlichen Straßen Respekt: „Da fahre ich nicht, das ist mir zu riskant“.

Der MSC Wüsten ist der einzige Motorsport-Verein, der eine eigene Geländestrecke hat. Dieses Jahr feierte der Club sein 60-jähriges Bestehen. Obwohl die rasanten Fahrten faszinieren, ist Nachwuchs schwer zu bekommen, denn der Sport ist teuer und zeitaufwendig. Neu kostet schon ein Kindermotorrad, mit dem bereits Fünfjährige fahren, mit der nötigen Ausrüstung 5.000 Euro. Und im Enduro-Sport braucht der Fahrer einen Motorrad-Führerschein, den machen heute nur noch wenige. Für die Fahrt auf der Motocross-Strecke ist ein Führerschein nicht nötig.

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A propos Führerschein: Motorsportler seien keine gefährlichen Raser, betont Frank Wiegmann. Im Gegenteil: „Wer sich im Sport austobt, muss das nicht auf der Straße tun“. Außerdem lerne man beim Training, sein Fahrzeug einzuschätzen und zu beherrschen. Viele Motorradfahrer, die auf der Straße unterwegs sind, kämen schnell an ihre Grenzen. Motorsportler seien da deutlich sicherer unterwegs, und die Erfahrung lasse sich auch auf Autos übertragen. Wer Motorsport ausprobieren möchte, kann über den ADAC Kontakt zu einem Verein in der Nähe aufnehmen, rät Frank Wiegmann.

Motocross, Enduro, Trial

Drei Sportarten gibt es im MSC Wüsten. Außer Motocross, wo ein Rennen auf einer Geländestrecke gefahren wird, gibt es Enduro-Sport. Hier werden drei Etappen von 50 bis 70 Kilometern Länge gefahren, nur in eingebetteten Sonderprüfungen geht es dabei um Schnelligkeit. Dafür sitzen die Fahrer den ganzen Tag auf dem Motorrad, das verlangt viel Ausdauer. Die Enduro-Maschinen sind straßentauglich, während die Motocross-Räder nur auf abgegrenzten Geländestrecken gefahren werden dürfen. Der Trial ist dann die Akrobatik im Motorradsport, führt Frank Wiekmann aus. Hier werden die Hindernisse einzeln angefahren und müssen überwunden werden, ohne, dass die Füße Bodenkontakt haben.

Ernährungstipp: Viel trinken hilft viel

Typisch für den Motorsport ist ein enormer Flüssigkeitsverlust, der sich durchs Schwitzen im Schutzanzug noch verstärkt. Wird zu wenig getrunken, verdickt das Blut. Als Folge können weniger Nährstoffe und Sauerstoff ins Gehirn gelangen, was zu Konzentrationsproblemen führt. Doch für den Motorsportler ist eine hohe Aufnahmefähigkeit wichtig! Als Trinkempfehlung gilt „Viel trinken, hilft viel“. Optimale Getränke sind Wasser, Schorlen und auch ungesüßte Früchtetees. Energydrinks oder gar Alkohol sind dagegen nicht empfehlenswert.

(Silka Göhler und Steffi Rempel, Ernährungsberatung und Diättherapie)

Fitnesstipp: Wadenstrecker

Video

Anna Muer, Fitnesstrainerin im Sportpark-Lippe, zeigt eine simple Übung, die problemlos überall durchgeführt werden kann. Aus dem hüftbreiten Stand heraus die Hände in die Hüften stemmen. Bauch, Po und Oberkörper sind fest angespannt. Die Füße stehen auf dem Boden. Nun das Gewicht auf den vorderen Fuß verlagern. Anschließend den ganzen Körper kraftvoll im gemäßigten Tempo nach oben drücken, dann wieder runter zu Boden senken lassen. 20 Mal wiederholen.

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