Kreis Lippe. Plötzlich standen sie einfach da: Am Broker Krug zwischen Wilberg und Remmighausen gehen seit fast zwei Jahren Huren in Wohnmobilen ihrem Gewerbe nach. Allerdings illegal, wie Christian Gehse von der Bauaufsicht des Kreises Lippe der LZ sagte. Nun soll der mobile Puff verschwinden.
Seit Jahr und Tag steht die ehemalige Traditionsgaststätte an der Detmolder Straße 102 leer. Neben dem Gebäude hat der Eigentümer einen Schotterplatz angelegt, auf dem sich Wohnmobile sammelten. Das Hinweisschild an der Einfahrt war eindeutig: „Eros Wohnmobiltreff".
Der Haken: Für den Betrieb eines Bordells - ganz gleich ob in einem der Wohnmobile oder im Haus nebenan - hat die Stadt Horn-Bad Meinberg keine Genehmigung erteilt, nach Recherchen der LZ hat auch niemals jemand eine beantragt. „Das ginge auch gar nicht, immerhin haben wir es hier mit einer Lage im Landschaftsschutzgebiet zu tun", hieß es bei einer Nachfrage im Rathaus.
Straßen NRW, als Baulastträger zuständig für die Bundesstraße 239, sieht keinen Handlungsbedarf: „Als erstes ist das Baurecht am Zug", hieß es hier am Freitag. Das Gelände habe immer schon eine Einfahrt von der Bundesstraße gehabt, und die Werbeschilder - oftmals an Bundesstraßen außerhalb von Orten verboten - stünden auf privatem Grund. Darum müsse sich der Kreis Lippe um den Fall kümmern.
Dieser hat sich der Sache tatsächlich angenommen: „Die Anlage des Parkplatzes ist im Landschaftsschutzgebiet illegal, es handelt sich um eine Ordnungswidrigkeit. Wir haben den Rückbau angeordnet", sagt Bauaufseher Gehse dazu. Die Logik des Kreises: „Wenn kein Parkplatz dort vorhanden ist, können da auch keine Wohnmobile stehen."
In der nun abgelaufenen Widerspruchsfrist sei keine Reaktion gekommen, und die Eros-Wohnmobile sind weiter im Betrieb. Vor einigen Monaten wurden neue Werbeschilder für den „Eros-Treff" installiert.
Jetzt beginnt die nächste Stufe: „Wir werden eine Verfügung herausschicken, bei der wir ein Zwangsgeld androhen, falls der Eigentümer der Aufforderung nicht nachkommt." Dieser war für die LZ nicht zu erreichen. Sollte er die neue Frist verstreichen lassen, wäre die Bauaufsicht zum Handeln gezwungen und müsste selbst die Wohnmobile abtransportieren.
Frechheit darf nicht siegen
Kommentar von LZ-Redakteurin Marianne Schwarzer
Das hat viel zu lange hingehauen: Seit fast zwei Jahren ist der „Eros Wohnmobiltreff" am Broker Krug im Betrieb, und nach wie vor geht am Tor die rote Lampe an. Gut, dass der Kreis jetzt eingreift, schlecht, dass es erst jetzt passiert.
Das Gewerbe ist nicht angemeldet, der Parkplatz illegal ins Landschaftschutzgebiet gebaut. Ob eine Zufahrt zu einem öffentlichen Gewerbebetrieb von der Bundesstraße aus rechtens ist, hat Straßen. NRW wohl nicht überprüft, geschweige denn Konsequenzen gezogen.
Während der LZ-Recherchen trat die Schweinchenschieberei zwischen den drei beteiligten Behörden zutage, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Nun hat der Kreis Lippe Anfang 2016 endlich die Initiative ergriffen und verfügt, dass der illegale Parkplatz zurückgebaut werden muss. Das hat den Betreiber freilich bisher anscheinend nicht interessiert: Erst vor wenigen Wochen brachte er hier neue Werbeschilder an.
Nun zündet der Kreis Lippe die nächste Eskalationsstufe mit der Androhung eines Zwangsgeldes - natürlich mit der vorgeschriebenen Widerspruchsfrist und mutmaßlich erneut ohne Erfolg. Am Ende kann es sogar noch passieren, dass die heruntergekommenen Wohnmobile auch noch auf Kosten des Steuerzahlers entsorgt werden müssen. Bis es dazu kommt, könnten drei Jahre verstrichen sein. Bis dahin wird der Eigentümer weiterhin seelenruhig seine Mieterinnen abkassiert haben. Hier muss die Behörde schneller ran - erst recht in einer solch menschenverachtenden Branche.