Detmold. Einen Kopierer samt Scherenset, Kleber und Faxpapier hat der 36-Jährige aus Fulda jederzeit griffbereit gehabt, um Leergutbons aus Kaufland-Filialen auf der Rückbank eines Leihwagens zu fälschen. Mit seiner Fälscherwerkstatt auf vier Rädern fuhr er quer durch die Republik, stellte Pfandbons her und nahm im Herbst vergangenen Jahres innerhalb einer Woche 1120 Euro ein.
Ende September klickten die Handschellen nach einem Betrugsversuch in der Detmolder Supermarkt-Filiale. Das Amtsgericht verurteilte den Industriemechaniker wegen Betrugs und Urkundenfälschung in 16 Fällen zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten sowie 150 Arbeitsstunden.
"Mit dem Geld aus den gefälschten Bons habe ich meine Schulden beglichen und den Leihwagen bezahlt", sagte der geständige Angeklagte. Er habe gezielt Kaufland-Filialen ausgesucht, da die Bons der Supermarktkette relativ leicht zu fälschen gewesen seien. Er habe die Bons auf Faxpapier kopiert, zugeschnitten und dann ohne Probleme eingelöst.
Akribisch habe er sich auf seine Touren vorbereitet. "Ich habe mir eine Deutschlandkarte samt Postleitzahlen besorgt, auf eine Styroporunterlage geklebt und alle Orte mit Kaufland-Niederlassungen mit roten Stecknadeln markiert", sagte der 36-jährige Arbeitslose. Die 16 Filialen in Niedersachsen, Thüringen und NRW, die Opfer seiner Betrügereien geworden waren, habe er mit blauen Nadeln versehen. "Es war wie eine Mischung aus Sucht und Ehrgeiz, die mich nicht mehr losgelassen hat", fügte er hinzu.
Unter dem Ehrgeiz des Fälschers aus Fulda litten vor allem die Supermarkt-Detektive, die unermüdlich nach ihm fahndeten. "Wir haben bundesweit mit Fotos nach ihm gesucht - es war wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen", erinnerte sich ein 57-jähriger Detektiv im Zeugenstand. Zufällig habe er den 36-Jährigen im Herbst, nach einem Pfandbon-Betrug in Detmold, auf einem Parkplatz erkannt und die Polizei gerufen. Bei der Durchsuchung fanden die Beamten Bargeld und die Fälscherwerkstatt im Auto. Inzwischen habe Kaufland das Pfandbon-System umgestellt, um solche Betrügereien zu verhindern, fügte der Detektiv hinzu. Enorme kriminelle Energie bescheinigte Richter Martin van der Sand dem Angeklagten in der Urteilsbegründung. Der 36-Jährige habe großen Aufwand betrieben, um einen relativ kleinen Ertrag einzustreichen. "Da muss man sich einfach an den Kopf fassen. Wenn Sie die Energie für etwas Sinnvolles eingesetzt hätten, säßen Sie nicht hier."