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Türken aus Lippe sehen gescheiterten Putsch als Sieg der Demokratie

Stefan Backe und Seda Hagemann

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Putschversuch in der Türkei - © Stringer, dpa
Putschversuch in der Türkei (© Stringer, dpa)

Kreis Lippe. Der Putschversuch in der Türkei hat viele Lipper mit türkischen Wurzeln erschüttert. Zum Gedenken an die Opfer hat es unter anderem in der Moschee in Lage Gebete und Fürbitten gegeben. Zahlreiche Lipper nahmen an den Protesten unter anderem in Bielefeld teil, um ihre Solidarität mit dem türkischen Volk zu bekunden.

Für Durmus Törun, Vorsitzender des Moscheevereins ins Lage hatten die Ereignisse auch private Auswirkungen. „Meine Frau und drei Kinder sind Freitagmittag nach Istanbul geflogen. Sie konnten den Flughafen aufgrund hoher Sicherheitskontrollen erst gegen 22 Uhr verlassen und sind nur kurze Zeit, bevor eine der wichtigen Brücken in Istanbul von Militärstreitkräften gesperrt wurde, auf den asiatischen Teil gelangt." Er habe seine Frau am Telefon beruhigen müssen, da sie und die Kinder verängstigt gewesen seien über die Ereignisse. „Es ist aber alles gut gegangen, sie sind ohne Probleme an ihrem Ziel angekommen.

„Mein aufrichtiges Beileid gilt dem gesamten türkischen Volk. Es hat aber trotz der vielen Opfer gezeigt, wie sehr es an der demokratischen Grundordnung hängt." Der Zusammenhalt in der Bevölkerung sei dadurch gewachsen, sagte Törün mit Verweis auf die Massenkundgebungen in der Türkei. „Ich erwarte nun, dass alle Verantwortlichen für ihre Taten die gerechte Strafe der Justiz erfahren."

Ähnlich sah es auch Ender Ünal, Manager des TSV Horn-Bad Meinberg. „Ich war schockiert, als ich vom Putschversuch erfuhr und sehr traurig. Dennoch freue ich mich darüber, dass das türkische Volk zusammengestanden hat – über alle Parteigrenzen hinweg", erzählt er. Ein Militärregime hätte seiner Meinung nach die Türkei wieder 50 Jahre in der Entwicklung zurückgeworfen.

Erdogans harte Reaktion auf den Putschversuch hielt Ünal bisher für angemessen. „In erster Linie bin ich gegen ein regierendes Militär. Erdogan ist mit mehr als 50 Prozent der Stimmen an der Macht." Man könne von ihm halten, was man wolle, aber er sei auf demokratischem Wege an der Macht. „Wenn das Volk ihn ablehnt, dann sollte es ihn wieder abwählen. Die Türkei muss ihre Probleme auf demokratischem Weg lösen – wie überall auf der Welt." Ünal und seine Familie werden dennoch Ende der Woche in die Türkei fliegen. „Passieren kann uns immer und überall etwas", sagt der 37-Jährige.

Die Vertreter der Ditib-Moscheegemeinden in Detmold und Bad Salzuflen verwiesen auf die generelle Presseerklärung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB). Darin heißt es unter anderem: „Die Menschen in der Türkei haben in der Nacht des 15. Juli ein Zeichen gesetzt, das in der ganzen Welt Beachtung verdient. Mögen diese schmerzlichen Erfahrungen in der Türkei ein Leben in noch mehr Freiheit und noch mehr Demokratie ermöglichen."

Seda Altuntepe, Dialogbeauftragte der Türkisch-Islamischen Gemeinde Bad Salzuflen, wusste von zahlreichen Mitgliedern, die trotz der Krise in den nächsten Tagen und Wochen dorthin reisen werden oder bereits dort sind. „Die Menschen haben meist nur in den Sommerferien die Gelegenheit, ihre Familien in der Türkei zu besuchen. Das möchte sich niemand nehmen lassen."

Sezgin Sari aus Blomberg ist derzeit im Türkei-Urlaub an der Schwarzmeerküste und erlebte die Massenproteste hautnah mit. „Wenn Erdogan nicht zu den Protesten aufgerufen hätte, wären wir verloren", sagte er auf Anfrage „Wir können nun wieder ungestört auf die Straßen. Die Regierung hat die Lage wieder unter Kontrolle."

Auch auf facebook gibt es lebhafte Diskussionen über die Hintergründe des Putschversuchs und die zukünftige Entwicklung in der Türkei. So bewerten unsere facebook-Fans die Ereignisse (bitte klicken Sie auf den jeweiligen Link, die Reaktionen der Leser sind unter dem Post aufgelistet):

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