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Kreis Lippe

So multikulturell sind die neuen Azubis in Lippe

100 Jugendliche aus 33 Nationen absolvieren derzeit in heimischen Betrieben eine Lehre

Freya Köhring, Karl-Heinz Krull, Astrid Sewing

Detmold. Multikulti ist längst in den Betrieben angekommen. Die LZ hat zum Ausbildungsstart drei Beispiele herausgesucht. Liridona Saiti, Feras Saado und Sevdije Sali sind in mehreren Kulturen aufgewachsen und auf dem Weg, in ihrer neuen Heimat auch beruflich Fuß zu fassen.

Liridona Saiti

Die 19-Jährige hat gleiche mehrere Wurzeln. Ihre Mutter ist Albanerin, ihr Vater stammt aus dem Kosovo, den Kindergarten hat sie in den Niederlanden besucht - in Lippe, so sagt sie, ist sie zu Hause und hier will sie bleiben. Die Leopoldshöherin hat beste Aussichten, denn Anfang August hat sie ihre Ausbildung bei WTS Wenko-Team-Service begonnen.

Die Jugendliche strahlt, wenn sie erzählt, wie viel Glück sie gehabt hat. "Ich habe viele Bewerbungen geschrieben, und es war frustrierend, dass es nicht klappte." Manchmal habe sie gedacht, dass es vielleicht an ihrem ausländischen Namen gelegen habe, dass sie nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Viele ihrer Freunde, die mit ihr Abitur gemacht haben, hätten sich für ein Studium entschieden.

In dem Detmolder Unternehmen wird sie zur Kauffrau für Büromanagement ausgebildet. 92 Bewerbungen habe es gegeben, sagt Melanie Thomas, die Leiterin des Kunden- und Vertriebsservice. Dass die neue Auszubildende mehrere Sprachen spricht, habe nicht den Ausschlag für die Zusage gegeben. "Ihre persönlichen Fähigkeiten standen für uns im Vordergrund."

Die Leopoldshöherin hält die Verbindung zur Heimat ihrer Eltern aufrecht. Und sie vergleicht die Kulturen. "In Deutschland hat man viele Vorteile, es ist freier", und das empfinde sie durchaus als großen Vorteil.

An seinem Arbeitsplatz: Feras Saado (21) lernt Indistriekaufmann bei der Firma Wolf in Bad Salzuflen. - © Freya Köhring
An seinem Arbeitsplatz: Feras Saado (21) lernt Indistriekaufmann bei der Firma Wolf in Bad Salzuflen. (© Freya Köhring)

Feras Saado

Ganz anders ist der Weg des 21-Jährigen, der in Bad Salzuflen eine Lehre zum Industriekaufmann bei der Lothar A. Wolf Spezialmaschinen GmbH begonnen hat. Anfang 2013 kam Feras Saado als Flüchtling nach Bad Salzuflen. Mit seiner Mutter und drei Geschwistern ist er über die Türkei und Griechenland bis nach Deutschland gekommen. "Das war sehr anstrengend", sagt er in sehr gutem Deutsch. Das war es, was er als Erstes gelernt hat. Zusammen mit anderen Jugendlichen verschiedener Nationen fing er bei null an. Doch schon im Juni dieses Jahres machte er seinen Realschulabschluss. An der Volkshochschule absolvierte er zwei Praktika. Eines im kaufmännischen Bereich, was ihm sehr gefallen habe.

Auf den Ausbildungsplatz bei der Firma Wolf ist er zufällig aufmerksam geworden. Geschäftsführer Michael Lothar Wolf und Saado kamen an einer Tankstelle ins Gespräch, in der der 21-Jährige aushalf. Eine Einladung zum Vorstellungsgespräch folgte und schließlich die Zusage des Ausbildungsplatzes. "Es war schon überraschend. Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass es so schnell geht", sagt Saado.

Der Eindruck, den er bei Geschäftsführer Michael Lothar Wolf bis jetzt hinterlassen hat, ist sehr gut: "Er ist unwahrscheinlich interessiert." Zudem sei er sehr fleißig. Feras Saado spricht Arabisch, Kurdisch und Deutsch. Jetzt lerne er außerdem Englisch. Damit habe er die besten Grundvoraussetzungen, in dem international agierenden Unternehmen aufzusteigen.

Das Hotelfach ist ihr Ding: Sevdije Sali. - © Krull
Das Hotelfach ist ihr Ding: Sevdije Sali. (© Krull)

Sevdije Sali

Den Krieg im Kosovo hat die 18-Jährige nicht erlebt. Sie ist seit 1999 in Deutschland. Aber der Krieg hat sie als Einjährige in Begleitung von Eltern, Onkel, Tante und Oma nach Blomberg gespült. "Ich bin in Blomberg aufgewachsen", sagt sie und trotz der Prägung durch das Leben im Kosovo hätten ihre Eltern ihr auch viele Freiheiten gelassen, erklärt sie.

Nach der Schule suchte sie den Rat der Experten. "Ich mag nicht so viel Theorie", meint sie. Büro oder Gastronomie lauteten die Alternativvorschläge der Arbeitsagentur. "Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen."

Seit August 2015 ist sie Auszubildende zur Hotelfachfrau im Burghotel Blomberg. Inzwischen ist Sevdije Sali von ihrer Arbeit und den Arbeitsbedingungen überzeugt. "Wenn ich hier fertig bin, bin ich 20. Es gibt so viele Möglichkeiten als Hotelfachfrau zu arbeiten."

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