Kreis Lippe. Zehn Monate ist es her, dass ein Großbrand den Schlachthof von Westfleisch in Paderborn zerstört hat, und noch immer gibt es keine Entscheidung, ob der Betrieb dort wieder aufgebaut wird. Die lippischen Viehzüchter würden dies begrüßen – auch, weil die Transportwege für ihre Tiere kürzer sind.
Der im Jahr 1978 in Betrieb genommene Westfleisch-Standort Paderborn war einer von insgesamt sechs Schlacht- und Zerlegebetrieben der Westfleisch-Gruppe. Pro Woche wurden dort etwa 1.300 Rinder sowie 30.000 Schweine aus Ostwestfalen-Lippe geschlachtet und zerlegt.
Nach dem Brand hat Westfleisch auf dem Gelände eine Viehsammelstelle eingerichtet, die Landwirte können die Tiere in Paderborn-Mönkeloh täglich ab 6 Uhr anliefern lassen. Von da aus werden sie in weiter entfernte Verarbeitungsbetriebe transportiert, in Hamm und in Lübbecke sind die Betriebe ausgelastet.
Westfleisch garantiere die Schlachtung am gleichen Tag, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Für kurzfristige Abholungen in der Region stehe ein eigenes Fahrzeug zur Verfügung.
Doch die landwirtschaftlichen Kreisverbände aus der Umgebung sehen das Ganze nicht als Dauerlösung, sondern würden es begrüßen, wenn Westfleisch wieder einen Schlachthof errichtet. „Es nutzen nur wenige die Sammelstelle. Die Viehzüchter haben nach wie vor ein großes Interesse am Standort", sagt Hubertus Beringmeier, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes.
Reinhard Petig aus Dörentrup, der stellvertretende Vorsitzende des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins, sieht die Entwicklung ebenfalls kritisch. „Das Fleisch wird in den Schlachthöfen klassifiziert – das ist durchaus unterschiedlich und richtet sich unter anderem danach, was die jeweiligen Großabnehmer haben wollen. Dafür wird mehr gezahlt."
Die Landwirte hätten nach dem Aufladen der Tiere keinen Einfluss mehr darauf, was sie für das Fleisch bekommen. „Gibt es weniger Schlachthöfe, dann wird es noch schwieriger." Er selbst ist froh darüber, dass es in Barntrup noch zwei kleinere Schlachtereien gibt.
Die derzeitige Situation findet Christian Reckefuß, Schweinemäster aus Leopoldshöhe, nicht ideal. „Der Transportweg für die Tiere verlängert sich, und kürzere Wege sind immer besser, denn sie bedeuten weniger Stress." Werde der Standort nicht wieder aufgebaut, sieht er die Gefahr, dass der Konkurrent Tönnies an Marktmacht gewinnt.
„Der Konzentrationsprozess setzt sich fort, und das ist keineswegs positiv. Man muss und sollte nicht nur die Größeren unterstützen, denn sonst haben die uns in der Hand", sagt der Leopoldshöher, der gemeinsam mit einem Kollegen 1.500 Schweine mästet.
Und wie geht es in Paderborn weiter? „Der Entschluss, ob und wie Produktionsmöglichkeiten zur Fleischerzeugung oder -veredelung wieder neu aufgebaut werden, ist von Faktoren abhängig, auf die Westfleisch zum Teil keinen direkten Einfluss hat", so der Unternehmenssprecher. Die Entscheidung, ob es einen neuen Schlachtbetrieb geben wird, soll 2017 getroffen werden.
Die Brandermittler der Paderborner Polizei sind zu dem Schluss gekommen, dass sich die exakte Brandursache nicht mehr feststellen lässt. Sie beziffert den Sachschaden auf einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag. Die Aufräumarbeiten sind nach Angaben des Unternehmens mittlerweile abgeschlossen.
58 der insgesamt 157 fest angestellten Mitarbeiter haben nach Gesprächen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft innerhalb des Konzern eine Weiterbeschäftigung gefunden oder sich neu orientiert, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Von den verbleibenden 99 Mitarbeitern bereiteten sich 85 in einer Transfergesellschaft auf neue berufliche Aufgabe vor, 13 hätten einem Aufhebungsvertrag zugestimmt.