Jagdhundausbildung in Lippe umstritten

Kreis Lippe. Tierschützer sehen darin ein &bdquo;Guantanamo für Füchse". Für den Teckelklub ist es eine Ausbildungsanlage, in der die Hunde, die für die Baujagd eingesetzt werden, eine Prüfung ablegen. Die Schliefenanlage irgendwo in Lippe ist die älteste in Deutschland, und sie ist umstritten.

Die beiden Vereinsvorsitzenden möchten nicht namentlich in der Zeitung erscheinen und sie sorgen sich auch um ihre Anlage, denn in Deutschland gibt es 100 und einige sind bereits von Tierschützern zerstört worden.

Die Schliefenanlage &bdquo;Schliefen" – das beschreibt das, was die Hunde tun: Sie kriechen durch Gänge in einen Bau. Der Verein hat eine Strecke festgelegt und längliche Kisten in den Boden eingelassen. Jede kann von oben geöffnet werden, es gibt Senken und Kurven. An vier Punkten befinden sich größere Gelasse, die Kessel, die mit einem Schieber geteilt werden können.

Die Funktion Der Teckelklub hat zwei junge Füchse von einem Züchter gekauft, &bdquo;Lilli" und &bdquo;Lotta". Nur von Hand aufgezogene Füchse sind zugelassen. &bdquo;Sie kennen das Procedere von klein auf an, eben, damit kein Stress entsteht", sagt der Vorsitzende. Sie sollen ab Herbst bei den Prüfungen, die zweimal im Jahr stattfinden, eingesetzt werden.

Ein Fuchs durchläuft die Strecke und landet in einem der Kessel. Dann wird der Schieber eingesetzt, so dass Hund und Fuchs sich nicht sehen können. Erst dann startet der Teckel und verfolgt durch die Kästen die Spur des Fuchses. Findet er den Kessel, in dem der Fuchs sitzt, muss er bellen.

Ziel der Ausbildung &bdquo;Früher hat man die Hunde scharf gemacht und sie haben angegriffen. Das ist aber viel zu gefährlich. Wir wollen in der Schliefenanlage nur, dass die Hunde anzeigen, wo die Füchse sitzen. Die laufen dann in eine Transportbox und werden in die Zwinger zurückgesetzt. Auf der Jagd sollen sie das auch, aber das Bellen bringt die Füchse dazu, dass sie springen", sagt der Vorsitzende des Teckelklubs.

Die Kritik &bdquo;Die Füchse leiden, denn sie durchleben in der Schliefenanlage Todesängste. Es ist nicht mit dem Tierschutz zu vereinbaren, dass sie für die Ausbildung von Jagdhunden missbraucht werden", sagt Marianne Rautenberg, die sich seit 40 Jahren im Tierschutz engagiert. Die Füchse seien Wildtiere und gehörten dementsprechend auch in die Natur.

Im Kreisausschuss hat sie das Thema auf die Tagesordnung gesetzt und angefragt, wann die Anlage genehmigt worden ist. &bdquo;Wir fordern ein Verbot der Schliefenanlagen", sagt die Lagenserin. Auch der Vorsitzende des Vereins Tierschutz der Tat, Christopher Imig, findet die Art der Ausbildung nicht zeitgemäß. &bdquo;Die Einstellung gegenüber den Tieren hat sich sehr verändert. Über Alternativen sollte man sich deshalb nicht erst Gedanken machen, wenn die Anlagen verboten werden", sagt er.

Das Veterinäramt Die Anlage ist nicht genehmigungspflichtig, sie wird aber vom Veterinäramt des Kreises Lippe überwacht. Dr. Ulrich Kros war vor Ort, und es hat mehrere Gespräche mit den Betreibern gegeben. &bdquo;Es ging um die Haltungsbedingungen. Wir haben bezüglich der Größe des Auslaufs und der Struktur Auflagen gemacht, und die sind erfüllt worden", sagt Kros.

So haben die Füchse die Möglichkeit, jederzeit zusammen zu kommen und sich auch zurückzuziehen. Die Zwinger und auch der Auslauf seien durchaus mit dem vergleichbar, was in Tierparks zu finden ist. Die Füchse würden gut versorgt. Der Kessel entspreche dem Jagdrecht, es sei gewährleistet, dass sich Teckel und Füchse nicht sehen. &bdquo;Wir werden die Anlage weiterhin auch unangekündigt kontrollieren", sagt Kros.

Die Rechtslage Am 28. Mai 2015 ist das neue Ökologische Jagdgesetz für Nordrhein-Westfalen (ÖJG) in Kraft getreten. Schwerpunkte sind der stärkere Schutz des Waldes und der Wildtiere. Die Baujagd ist in NRW verboten, allerdings mit Ausnahmen, beispielsweise im Falle der Öffentlichen Sicherheit und Gesundheit sowie der Gefahrenabwehr. Zum Schutz der Tierwelt kann auch regional, etwa zum Schutz von Bodenbrütern in Naturschutzgebieten, die Jagd im Kunstbau zugelassen werden.

Im Kreis Lippe gibt es 60 Ausnahmegenehmigungen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 2.000 Füchse getötet, davon 1.672 geschossen. 105 wurden durch die Baujagd erlegt, der Rest starb im Straßenverkehr. &bdquo;Die Zahl der Füchse, aber auch der Waschbären, die ebenfalls in die Kunstbauten gehen, nimmt überhand. Wenn wir sie nicht bejagen, dann geht das zu Lasten anderer Tierarten", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Teckelklubs.

Alternativen Die Schliefenanlage ist aus Sicht der beiden Hundeausbilder und Jäger alternativlos. &bdquo;Die Hunde unterscheiden zwischen einer frischen Spur und einer alten. Wir haben es mit einem Fuchsbalg, einem Fell, versucht, es klappt nicht", sagen beide. Die Ausbildung diene dem Schutz der Hunde, die eben nicht angreifen sollen. &bdquo;Aggressive Hunde bestehen die Prüfung nicht", sagt der Vorsitzende.

Kommentar: "Tierschutz hat zwei Seiten" von Astrid Sewing Geht es um Tierschutz, dann geht es schnell nicht mehr um Argumente, sondern um das Gefühl. So ist es auch bei dem Thema Schliefenanlage. Der Teckelclub fürchtet, dass Tierschützer die Anlage demolieren und macht zu. Das verstärkt den Eindruck, dass da etwas ganz Schreckliches im Gange ist.

Im Kreis Lippe ist es ein Verdienst des Veterinäramtes, dass es doch noch zu einer Annäherung kommen kann. Die Veterinäre nehmen beide Seiten ernst und haben der LZ den Einblick in eine Schliefenanlage vermittelt – bundesweit ist es das erste Mal, und es zeigt, dass da eine vertrauensvolle Zusammenarbeit da ist.

Sachlich betrachtet, macht der Teckelklub nichts, was verboten wäre. In der Schliefenanlage sind Hund und Fuchs voneinander getrennt, gleichwohl bedeutet es für den Fuchs Stress – auch wenn er den Teckel nur hört. Die Füchse mögen sich daran mit dem Alter gewöhnen, sie bleiben aber Wildtiere. Und auch für die gilt der Tierschutz.

Die Jäger argumentieren wiederum, dass Füchse bejagt werden müssen, weil es zu viele gibt und dadurch andere Tierarten, zum Beispiel Bodenbrüter, gefährdet werden. Deshalb gibt es Ausnahmegenehmigungen für die Baujagd im Kreis Lippe. Auch das ist Tierschutz.

Wer also das Verbot der Schliefenanlagen fordert, der muss auch Antworten darauf geben, wie man der übermäßigen Vermehrung der Füchse Herr werden kann. Und die Jäger tun gut daran, darüber nachzudenken, ob es zeitgemäß ist, Füchse so einzusetzen. Die Einstellung zum Tier hat sich verändert – nicht nur zum Haustier.

Träges Schlappohr statt flinker Jäger: Alte Jagdhunde sind überzüchtet Dortmund (dpa) - Bei einem Jagdhund kommt es auf Leistung an, nicht auf Schönheit. Dies werde bei der Züchtung häufig nicht beachtet, beklagen Experten.

Auffällig lange Schlappohren, kurze Beine und viele Falten: Unter den Jagdhunderassen ist der Basset Hound ein Beispiel für Überzüchtung. Was manche süß finden, kann gesundheitliche Folgen haben, wie Experten zuletzt auf der Dortmunder Messe "Jagd und Hund", der größten Jagdmesse in Europa, warnten.

Viele dieser Hunde leiden nach ihren Angaben an chronischen Ohrenentzündungen, und das Laufen fällt ihnen schwer. Der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) erkennt die Tiere als Jagdhund nicht mehr an. Der Grund: Bei der Paarung liege das Augenmerk in erster Linie auf dem Aussehen und nicht auf der Genvielfalt. Eine solche Übertreibung könne Krankheiten oder Wesensveränderungen zur Folge haben.

Laut dem Verband kommt es auf drei Dinge an: das Wesen des Hundes, seine jagdliche Leistungsfähigkeit und seine Gesundheit. "Der Körperbau muss dem Jagdzweck dienen und kommt vor der Schönheit", sagte Jan Schafberg, Geschäftsführer des JGHV. Außerdem sei es wichtig, dass das Tier einen für die Jagd tauglichen Charakter habe: ruhig und ausgeglichenen und weder Artgenossen noch Menschen gegenüber aggressiv.

"Die anerkannten Jagdhunderassen sind allesamt gesunde Rassen", sagt Schafberg am Rande der Messe "Jagd und Hund". Ein Ausdruck dessen sei die Anzahl der Welpen pro Wurf und ein Alter von durchschnittlich über zehn Jahren. Hunderassen, die erfolgreich für den Jagdbetrieb gezüchtet werden und bei den Jägern beliebt sind, sind zum Beispiel der Deutsch-Drahthaar, Deutsch-Langhaar oder Deutsche Jagdterrier.

Wenn es bei der Zucht aber zu großen Teilen um die Schönheit der Tiere geht, können manche Anlagen verloren gehen. Wenn der Hund gar keinen Willen mehr hat, Wild aufzuspüren und Beute zu machen, kann der Jäger sich auf ihn nicht verlassen. "Schon aus Egoismus will der Jäger einen gesunden Hund", sagte Udo Kopernik, Geschäftsführer des Verbands für das deutsche Hundewesen (VDH). Mischlinge sind wegen ihrer Genvielfalt viel weniger vorbelastet und leiden seltener unter Erbkrankheiten. Es sind aber nur wenige von ihnen für die Jagd geeignet und überhaupt zu den Brauchbarkeitsprüfungen der Bundesländer zugelassen.

Ob das Tier gut stöbern, suchen und apportieren kann, wird in Prüfungen bewertet. Die sind auch Voraussetzung für eine Zucht. Hier spielten neben den Schönheitsmerkmalen zumindest auch charakterliche Eigenschaften bei der Zuchtauswahl eine Rolle, sagt eine Sprecherin des Tierschutzverbandes. Der kritisiert, dass viele Züchtungen erfolgten, ohne sie aus Sicht des Tierschutzes oder gar ethisch zu hinterfragen.

Um eine genetische Vielfalt sicherzustellen, hat der Verband für das Deutsche Hundewesen Vorschriften an die Züchter formuliert. So ist zum Beispiel Inzestpaarung nur in Ausnahmefällen erlaubt und muss genehmigt werden. Voruntersuchungen sollen das Risiko einer vererbbaren Krankheit außerdem reduzieren. Zudem gibt es Regelungen, die beschränken, wie oft sich ein Rüde paaren darf. "Ansonsten ist Zucht so gut wie nicht geregelt in Deutschland", sagt Kopernik vom VDH.

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