Das Klinikum Lippe hat eine neue Chefärztin für Orthopädie in Lemgo

Kreis Lippe. Sie ist ziemlich oft auf dem Sprung. Im doppelten übertragenen Sinn, weil sich Dr. Tanja Kostuj neben ihrem Job als Chefärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in Lemgo auch noch an der Uni Bochum tummelt, sie lehrt dort und ist dabei, sich zu habilitieren. Als Endoprothetikerin und Fußchirurgin hat die engagierte Medizinerin vor allem auch die Sprunggelenkendoprothetik zu ihrem Thema gemacht.

Die 47-jährige Mutter einer kleinen Tochter hat eine steile Karriere hinter sich. Sie war nicht nur die erste Frau in Nordrhein-Westfalen, die gleichzeitig ihren Facharzt für Orthopädie und für orthopädische Unfallchirurgie gemacht hat. &bdquo;Ich war halt immer schon zielstrebig, und wenn Sie in diesem Beruf was werden wollen, dann ist klar: Sie müssen sich als Frau besonders anstrengen", erzählt die fröhliche Ruhrpottlerin. Ellenbogenmentalität, sagt sie, ist ihr fremd.

Die Medizin lag nicht von vornherein in ihrer Wiege: &bdquo;Ich hatte auch darüber nachgedacht, Geologie zu studieren." Als Kind des Ruhrgebiets mit dem Bergbau – sie ist in Castrop-Rauxel aufgewachsen – fand sie das nicht so abwegig.

Doch am Ende machte dann doch die Medizin das Rennen – und sie selbst rannte auch. Unter anderem ins norwegische Bergen. &bdquo;Da habe ich ein Jahr lang gearbeitet, ich habe auch eine norwegische Approbation", berichtet sie. Der Weg führte sie nach Frankfurt, wo sie als Oberärztin der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim arbeitete, und ans Institut für medizinische Biometrie und Epidemiologie – IMBE – der Universität Witten/Herdecke. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Versorgungs- und Registerforschung in Traumatologie und Orthopädie.

Sie leitet das Netzwerk Registerforschung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Fußchirurgie ist ihre Spezialität. &bdquo;Und ich habe eine Leidenschaft für Qualitätsinitiativen." Zwei Gründe, warum sich die Orthopädin maßgeblich am Aufbau eines Sprunggelenkendoprothesenregisters der Deutschen Assoziation für Fuß und Sprunggelenk e.V. (DAF) maßgeblich beteiligt hat. &bdquo;Andere Länder beispielsweise in Skandinavien sind da schon viel weiter, aber bei uns in Deutschland steckt das Qualitäts- und Registerwesen noch in den Anfängen."

Erst recht beim Thema Sprunggelenke: &bdquo;Mit dem Register für Sprunggelenkprothesen sind wir seit 2012 in der Pilotphase." 400.000 künstliche Hüft- und Kniegelenke sind registriert, und bisher nur 1000 Sprunggelenke.

&bdquo;Es geht um die Qualitätssicherung", erklärt die Fachfrau, warum sie sich in diesem Bereich stark macht. &bdquo;Wenn Sie sich überlegen, dass es insgesamt 200 Sprunggelenkanbieter gibt, dann ist es gut zu wissen, wie sich die Fälle nach Einsatz der Prothese entwickeln." Was natürlich ungeheuer viel Aufwand auch für die beteiligten Kliniken und die betroffenen Patienten bedeutet.

Die DAF hat diverse Fragebögen entwickelt, die die Ärzte anonymisiert freiwillig ausfüllen können. Die Hoffnung ist, dass Ärzte anhand des Registers künftig leichter das passende Modell für ihre Patienten finden können.

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Wer Probleme mit der Hüfte, dem Knie oder dem Sprunggelenk hat, kann heute ziemlich fix an Ersatz kommen. Allerdings: Was ist, wenn es später Komplikationen gibt? Und ist das eingesetzte Gelenk eigentlich das richtige? Auf diese Fragen zielt das Registerwesen ab, für das sich Dr. Tanja Kostuj, neue Chefärztin in der Lemgoer Orthopädie, einsetzt. Und zwar mit Recht.

Fast jeder kennt Menschen, die mit einem künstlichen Gelenk ausgestattet sind. Oft verläuft das alles prima, aber es gibt auch Fälle von wackelnden Prothesen, Mehrfachversuchen, Entzündungen und anderen Unbilden. Und genau hier setzt das Registerwesen an: Mit einer vernünftigen Dokumentation sämtlicher in Deutschland eingesetzten Prothesen ließe sich vielleicht in manchen Fällen das Risiko minimieren.

Beispielsweise hat die Deutsche Assoziation für Fuß und Sprunggelenk unter maßgeblicher Mitwirkung von Dr. Kostuj aufwändige Fragebögen entwickelt. Deren Bearbeitung verlangt allerdings Ärzten wie Patienten, aber auch den orthopädischen Kliniken und den Auswertern einiges ab, wenn sich konkrete Aussagen zur Qualität von Prothese, Operation und Nachbehandlung treffen lassen sollen.

Denn sie nehmen eine ganzheitliche, langfristige Entwicklung in den Blick. Kliniken und Ärzte sind oft von Dokumentationspflichten genervt. Diese wäre aber die Mühe wirklich wert.

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