Die Kita-Plätze für das nächste Jahr reichen

Kreis Lippe. Mit 5062 notwendigen Kita-Plätzen hatte das Kreisjugendamt Anfang des Jahres für das Kindergartenjahr 2018/19 gerechnet – 5066 Jungen und Mädchen sind es tatsächlich geworden. Eine fast perfekte Punktlandung, über die sich Sozialdezernent Karl-Eitel John vom Kreis Lippe sehr freut – aus zwei Gründen: Die Kinder sind versorgt – und der 50-Millionen-Euro-Etat des Kreises für Kitas (etwa die Hälfte erstattet das Land) ist auskömmlich.

John ist entspannt: &bdquo;Das ist eine Überbelegung von lediglich 0,6 Prozent." Denn theoretisch könnten bis zu 350 Kinder mehr aufgenommen werden – zwei je Gruppe sind erlaubt. Das Kreisjugendamt ist zuständig für zwölf Kommunen außer Detmold, Lemgo, Lage und Bad Salzuflen und damit für 90 Kitas in unterschiedlicher Trägerschaft. Eltern melden ihre Sprösslinge bis Mitte März für die Zeit nach den Sommerferien an, Änderungen, etwa durch Zu- oder Wegzug, sind immer möglich.

Kreisplaner Friedel Schafmeister hat die Zahlen dem Jugendhilfeausschuss vorgelegt. &bdquo;Wenn alle Meldedaten vorliegen, erfolgt die Abstimmung", erklärt er. Will heißen: Die Kleinen wohnortnah in der gewünschten Einrichtung unterzubringen, hat höchste Priorität, &bdquo;das gelingt eigentlich immer". Und wenn nicht? Dann setzt das Kreisjugendamt Tagesmütter ein oder spricht mit Eltern, damit sie im Ausnahmefall ihre Kinder in einer weiter entfernten Kita anmelden.

Kita-Neubauten: Vor allem die Nachfrage nach Plätzen für die unter Dreijährigen steigt, weiß Schafmeister. Es werden mehr Kinder geboren, das Anmeldeverhalten hat sich geändert, rund 200 Kinder aus geflüchteten Familien kommen hinzu. Konsequenz: Es wird gebaut. In Dörentrup, Lügde und Schlangen entstehen Kitas in Trägerschaft der Johanniter-Unfallhilfe; in Asemissen übernimmt die AWO – dort hätte es fast im Heimathof eine provisorische Kita gegeben, ehe der Kreis seine Zahlen im Juni 2017 korrigierte . Insgesamt 15 neue Gruppen gehen im Sommer 2019 an den Start, zumeist gibt es sie als Provisorium woanders.

Trägerschaft: Die Träger der neuen Einrichtungen hatten sich in Interessenbekundungsverfahren beworben und beim Kreis präsentiert, der Jugendhilfeausschuss dem Vorschlag dann zugestimmt. Die Bauherren sind unterschiedlich: in Dörentrup ist es die Gemeinde und vermietet an die Johanniter Unfall-Hilfe (JUH), in Lügde und Schlangen vermietet einen privater Investor an die JUH, in Asemissen ebenfalls ein privater Investor an den Träger, den AWO-Bezirksverband Bielefeld. Schafmeister: &bdquo;Der Mietzins ist nach dem Kinderbildungsgesetz Nordrhein-Westfalen refinanzierbar. Hiernach wird ein festgelegter Mietzins pro Quadratmeter gezahlt."

Betriebs-Kitas: Der Kreis selbst betreibt zwei, am Kreishaus und am Krankenhaus in Detmold. Die Nachfrage sei sehr groß, berichtet John – Gespräche mit der Stadt Detmold und dem Deutschen Roten Kreuz als Betreiber der Kreis-Einrichtung &bdquo;Kreiselchen" über deren Erweiterung liefen. John hält einen Neubau in der Nähe des Gemeindepsychiatrischen Zentrums in Hohenloh für denkbar. Gespräche mit der Stadt liefen Erfolg versprechend. Vorteile: Mitarbeiter bringen Tochter oder Sohn morgens in die Gruppen und holen sie nach Dienstschluss wieder ab, die Öffnungszeiten sind passend zugeschnitten. Auch die Firma Gundlach in Oerlinghausen wird eine Betriebs-Kita ins Leben rufen.

Gundlach-Pläne: Die Betriebskita wird zum 1. August eingerichtet. Die Trägerschaft übernimmt die von-Laer-Stiftung, Bielefeld. Es sind eine Gruppe für die U-3 Betreuung und eine gemischte Gruppe für jüngere und ältere Kinder geplant. Insgesamt etwa 30 Plätze zunächst für Kinder von Gundlach-Mitarbeitern und Kinder von Mitarbeitern benachbarter Firmen.

Öffnungszeiten: Damit sind die Eltern in Lippe zufrieden, berichtet John von Auskünften der Elternbeiräte. Aus der Landespolitik immer wieder zu hörende Forderungen, diese auszuweiten, könne er für Lippe daher nicht nachvollziehen.

Statistik der Kommunen Einige Zahlen der Städte mit eigenem Jugendamt:In Detmold gibt es 2702 Plätze, inklusive zweier geplanter neuer Gruppe in &bdquo;Rolli Raupe". Davon sind 632 für Kinder unter drei Jahren. Etwa 30 Kinder sind für das nächste Kindergartenjahr vorgemerkt, die noch einen Platz benötigen. Der Bedarf werde wird im Laufe des Kita-Jahres umgesetzt, heißt es aus dem Rathaus.In Lemgo sind für das Kitajahr 2017/2018 1352 Plätze eingeplant, hiervon 297 U3-Plätze und 1055 Ü3-Plätze.

Aktuell sind alle Plätze belegt. In einzelnen Kindergärten gibt es teilweise kleine Wartelisten. Hier möchten Eltern auf einen Platz in ihrem &bdquo;Wunschkindergarten" warten. Bad Salzuflen hält 1743 Plätze vor, davon 362 für unter Dreijährige. Der Bedarf ist höher, es fehlen 165 Plätze. Eventuell müssen Eltern eine andere Kita oder die Tagespflege wählen. Neue Kitas mit 100 Betreuungsplätzen sind geplant.Lage: Aktuell werden 1114 Kinder in den 15 Tageseinrichtungen betreut. Davon 186 unter drei und 928 Kinder über drei Jahren. Darüber hinaus gehen 120 Kinder zu Tagesmüttern.

"Gewichtiger Standortvorteil" Ein Kommentar von Martin Hostert

Die Zahl der Plätze in Kindertagesstätten zu planen, ist ein schwieriges Geschäft. Wann geben Eltern ihre Sprösslinge in eine Kita, wo melden sie diese an, merken sie ihre Tochter oder ihren Sohn vielleicht in mehreren Einrichtungen vor? Wie sieht der Zuzug von jungen Familien aus, und welche verlassen die Gemeinde? Wie alt werden die Kinder sein, wenn sie die Kita besuchen? Kommt eine Tagesmutter in Frage, die nach dem Motto &bdquo;kleine Gruppen für kleine Kinder" bis zu fünf Kinder außerhalb von Einrichtungen betreut? Passen die Öffnungszeiten?

Der Kreis erfüllt diesen Rechtsanspruch für die Kommunen, für die er zuständig ist; in vielen Gemeinden wird gebaut. Städte mit Jugendamt melden ausreichende Angebote, Bad Salzuflen plant 100 neue Plätze; der dortige Jugendhilfeausschuss hat Haushaltsmittel angemeldet. Ein Rundruf unter den lippischen Jugendämtern zeigt also, dass die Planer dieses schwierige Geschäft ganz gut verstehen. Dazu kommen Arbeitgeber wie das Klinikum – das gern eine zweite Kita in Detmold hätte –, Firmen, die mit Kita-Trägern und Stiftungen kooperieren (Weidmüller, Phoenix) oder das Oerlinghauser Unternehmen Gundlach, das eine neue Kita plant.

Denn sie alle, Kommunen wie Arbeitgeber, wissen, dass ein gutes Angebot für die Betreuung der Kinder ein gewichtiges Argument dafür ist, Neubürger gewinnen oder Fachkräfte verpflichten zu können. Dass Mütter und Väter möglichst schnell zurück in den Beruf wollen, ist seit Jahren nichts Besonderes mehr. Daraus folgt: Investitionen in Kinderbetreuung zahlen sich doppelt und dreifach aus.

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