Viele Pflegeschüler fallen durch ihre Abschlussprüfung

Kreis Lippe. Nicht bestanden: In Lemgo hat die Hälfte einer Klasse von 24 Pflegeschülern das Ziel nicht erreicht und soll nachgeschult werden. Angehörige haben sich an Gerhard Wißbrock gewandt. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU Lage hat den Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Klinikum Lippe GmbH sowie zwei Bundesministerien angeschrieben und um Aufarbeitung der &bdquo;kaum zu glaubenden Misserfolgsquote" gebeten.

Von außen ist es schwer einzuschätzen, wo es gehakt hat. Das Klinikum will aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Stellungnahme abgeben. Über die Pressesprecherin Petra Rosin gibt es das Angebot, die Pflegeschulen für Pflegeberufe Herford-Lippe vorzustellen. Und den Hinweis, dass die Prüfungsergebnisse – wie bei jedem Jahrgang – evaluiert werden, also darüber gesprochen wird, was gut und was schlecht gelaufen ist.

Bleibt die andere Seite – die, die am 12. Juli mitgeteilt bekommen hat, dass es nach drei Jahren Ausbildung nicht gereicht hat. Nach dem Versprechen, dass ihre Identität anonym bleibt, kommt es zum Gespräch mit der LZ. Die Pflegeschüler kritisieren vor allem, dass es am Standort in Lemgo zu wenig Personal gibt.

&bdquo;Die examinierten Krankenschwestern haben sich um uns gekümmert und uns auch geholfen, aber – bedingt durch die Schichtpläne – kommt es zu vielen Wechseln", sagt eine junge Frau.

Außerdem gebe es zu wenig Prüfanleiter. 2500 Stunden müssen auf unterschiedlichen Stationen absolviert werden. Praxisanleiter sollen die Auszubildenden regelmäßig begleiten. Die Kritik der Pflegeschüler: &bdquo;In den drei Jahren haben einige von uns lediglich eine einstellige Zahl dieser Dokumentationen zusammenbekommen. Allein bei einem achtwöchigen Einsatz sind aber eigentlich sechs vorgesehen."

Die Ausbildung geht für die, die mündlich, theoretisch oder praktisch durchgefallen sind, weiter – je nachdem drei, sechs oder zwölf Monate. &bdquo;Das hat man uns am 12. Juli sofort gesagt, aber schriftlich hatten wir keine Ergebnisse. Wir saßen im Stuhlkreis und waren geschockt." Erst Ende vergangener Woche habe es Post gegeben.

Das allerdings liegt nicht am Träger der Schulen. Das Klinikum Lippe weist darauf hin, dass das Gesundheitsamt des Kreises Lippe den Prüflingen das Prüfungsergebnis in Form eines schriftlichen Bescheids zuschicke.

Gegen das Prüfungsergebnis könne während der festgesetzten Frist gegenüber der Unteren Aufsichtsbehörde, dem Gesundheitsamt des Kreises Lippe, Widerspruch eingelegt werden. Zudem könne auf formlosen Antrag an das Gesundheitsamt Einsicht in die Prüfungsunterlagen erbeten werden.

Für Gerhard Wißbrock, der im Klinikum Lemgo nachgeforscht und bestätigt bekommen hat, dass so viele Pflegeschüler durchgefallen sind, ist es nicht nachvollziehbar, dass in Zeiten des Fachkräftemangels in der Pflege nicht früher erkennbar war, dass da etwas in die falsche Richtung läuft.

&bdquo;Wenn die jungen Menschen nicht geeignet für diesen Beruf wären, dann hätte man das doch spätestens bei der Zwischenprüfung feststellen und das Gespräch suchen müssen. So demotiviert man die Auszubildenden, wenn so viele am Schluss nicht sofort in den Beruf gehen und als Fachkraft Geld verdienen können."

Auf seinen Brief wird Wißbrock Antwort erhalten. &bdquo;In meiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums Lippe habe ich den Brief erhalten und der Verfasser wird zeitnah eine schriftliche Antwort bekommen. Außerdem werde ich die Thematik im nächsten Aufsichtsrat diskutieren lassen", schreibt der Landrat dazu. Bis dahin seien Äußerungen in der Sache als Aufsichtsratsvorsitzender der Muttergesellschaft nicht möglich.

Die Schulen für Pflegeberufe Herford-Lippe GmbH seien eine eigenständige Tochter des Klinikums, die bereits auf die Prüfungsergebnisse durch eine Evaluation durch die Verantwortlichen reagiert habe. Entgegen dem allgemeinbildenden Schulsystem bilde das aktuelle Krankenpflegegesetz mit zugehörigen Rechtsnormen die Grundlage der Ausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege.

&bdquo;An diesem Hintergrund sollte sich eine Aufarbeitung und gegebenenfalls Optimierung der Ausbildung orientieren", schreibt Lehmann.

"Kritik fördert die Qualität" Ein Kommentar von Astrid Sewing

Kein Ausbilder kann damit zufrieden sein, wenn seine Schützlinge in Theorie oder Praxis das Ziel nicht erreichen und eine Ehrenrunde drehen müssen. Erst recht in Zeiten, wo es immer weniger Auszubildende gibt, muss die Selbstkritik als das gesehen werden, was sie ist: ein Instrument zur Verbesserung der Qualität. Denn es spricht sich rum, wo sich fachlich gut gekümmert wird und wo nicht.

Wobei es auch nicht immer nur an den Ausbildern liegt. Die Lehrzeit in den Pflegeberufen ist ausgesprochen anspruchsvoll. Es gehört sehr viel Theorie dazu, nicht jeder ist dem Lernstoff gewachsen. Im Bundesdurchschnitt fallen laut Gesundheitsministerium je nach Bundesland zwischen 5 und 10 Prozent durch die Prüfung.

Angesichts des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen lohnt es sich, die Kritik der Pflegeschüler im Detail zu überprüfen – ohne sie unter Druck zu setzen. Dass sie es nicht einfach hinnehmen und hinterfragen, zeigt, dass es ihnen wichtig ist, in dem Beruf zu arbeiten.

Wenn sie dafür nicht geeignet sind, dann ist es Sache der Ausbilder, rechtzeitig darauf hinzuweisen, dass Berufsziel und eigene Fähigkeiten nicht zusammenpassen. Schließlich kostet so eine Ausbildung auch den Träger viel Geld. Wenn die Investition sich am Ende nicht rechnet, heißt das auch, dass es weniger Fachkräfte für die Kliniken gibt. Nicht nur die jungen Menschen verfehlen das Klassenziel, sondern auch die Kliniken.

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