Patientenbeauftragter der Bundesregierung zu Besuch im Klinikum

Kreis Lippe. Auch wenn Krankenhäuser Ländersache sind: Wenn schon mal Dr. Ralf Brauksiepe als Patientenbeauftragter der Bundesregierung das Klinikum Lippe besucht, gibt es viel zu sagen. Das fanden am Montag nicht nur die Klinikchefs Dr. Helmut Middeke und Dr. Johannes Hütte, sondern auch Patientenfürsprecherin Karen Tank.

Fachkräftemangel &bdquo;Die Wartezeiten sind manchmal unerträglich, manche Patienten drücken nachts im Krankenhaus den Knopf und müssen lange warten, bis überhaupt einer kommt. Und das liegt nicht daran, dass die Schwestern Däumchen drehen, sondern dass sie bei anderen Patienten sind", sagt Karen Tank. &bdquo;Bitte, machen Sie Ihr Versprechen wahr".

Da ist Dr. Ralf Brauksiepe ganz bei ihr: &bdquo;Ärzte bringen Geld, Pflegepersonal kostet. Über Jahrzehnte hatte die Politik diesem Prozess in den Krankenhäusern nichts entgegenzusetzen. Heute ist Pflege kein Finanzierungsproblem mehr." Dass jetzt jede neue Pflegefachkraft im Krankenhaus refinanziert wird, begrüßt auch Dr. Hütte vom Klinikum Lippe. &bdquo;Allerdings sind wir zurzeit noch besser versorgt als andere Kliniken." Das Problem sei eher, Nachwuchs zu finden.

Ärzteversorgung Dass Menschen immer mehr in die Notaufnahmen der Krankenhäuser drängen, weil sie das Gefühl haben, dass ihnen eher geholfen wird als beim Facharzt, sieht der Patientenbeauftragte sehr wohl. &bdquo;Allerdings stellt sich schon auch die Frage, inwieweit die niedergelassenen Ärzte eigentlich für die Nummer 116 werben." Vor allem in Ostdeutschland hapere es andererseits mit der Ärzteversorgung gewaltig. &bdquo;Im Moment müssen wir daran arbeiten, dass es nicht schlimmer wird." Dennoch: &bdquo;Ich habe den festen Eindruck, dass unser Gesundheitssystem eines der besten der Welt ist."

Ärztefehler Viele Schicksale von Patienten werden an den CDU-Politiker herangetragen, manchmal geht es auch um so genannte Kunstfehler. Er ist überzeugt: &bdquo;Da gibt es Fehlsteuerungen, um die wir uns kümmern müssen. Es kann nicht sein, dass ein narkotisierter Patient später einen lückenlosen Nachweis erbringen muss, dass der Arzt einen Fehler gemacht hat." Es gelte, Patientenrechte zu stärken.

Hilfsmittel Patienten müssen das bekommen, was ihnen verschrieben wird. &bdquo;Es kann nicht sein, dass sie darum kämpfen müssen, weil die Krankenkasse sich quer stellt."

Ausländische Kräfte &bdquo;Viele Patienten verstehen ihre Ärzte kaum", beklagt Karen Tank. Da s sei ein Problem, räumt Dr. Ralf Brauksiepe ein. &bdquo;Aber bei unserem demographischen Wandel werden wir in Zukunft noch stärker auf Pflegekräfte und Ärzte aus dem Ausland angewiesen sein", bevorzugt aus dem asiatischen Raum.

"Besser wird es nicht werden" Ein Kommentar von Marianne Schwarzer

Schon nach kurzem Gespräch mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung wird klar: Dr. Ralf Brauksiepe und mutmaßlich auch die übrige Berliner Politriege wissen sehr wohl, wo der Schuh uns Patienten drückt. Und doch gewinnt mancher den Eindruck, dass sich nur wenig zum Besseren wendet.

Das fängt an bei der vermaledeiten Warterei auf einen Facharzttermin oder in der Notaufnahme, geht über überforderte Pflegekräfte und endet beim leidigen Kampf mit einer Krankenkasse, die sich beim Thema Hilfsmittel gefühlt nur allzu oft querstellt.

Dabei ist das zugegebenermaßen Klagen auf hohem Niveau, und ganz sicher ist das deutsche Gesundheitssystem eines der besten der Welt. Es könnte sich viel verbessern lassen, wird es aber mutmaßlich nicht: Die Stärkung der Patientenrechte, die der Gast aus Berlin gestern in Lemgo angesprochen hat, ist hier ein ganz zentraler Punkt, ebenso die Sicherung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum.

Dabei sind die Lipper jetzt noch im Vorteil gegenüber Ballungsräumen, wo Kliniken größere Personalnöte melden. Wahr ist auch: Es kommt die Zeit, da werden die Lipper sich zurücksehnen nach dieser Zeit. Denn der demografische Wandel wird vieles bewirken, aber wohl kaum die Verbesserung unserer ärztlichen Versorgung. Der Erhalt des Status quo wäre bereits ein Sieg.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus