So bereitet sich das Klinikum Lippe auf die Zukunft als Uni-Klinik vor

Kreis Lippe. Strahlende Gesichter bei Klinikleitung, Chefärzten und Landrat – das Klinikum Lippe wird ab 2021 Teil des Uni-Klinikverbundes OWL. Die Medizinstudenten der künftigen Bielefelder medizinischen Fakultät werden dann in Lemgo und Detmold forschen und klinisch ausgebildet werden. Die inhaltlichen Gespräche mit der Universität sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.

Uniklinik-Verbund: Drei Krankenhäuser bilden den von der Universität Bielefeld gebildeten &bdquo;Uniklinik-Verbund OWL". Neben dem Klinikum Lippe sind auch die großen Bielefelder Kliniken, das städtische und das evangelische Klinikum Bethel, ebenfalls dabei. Eine wichtige Säule des Medizinstudiums ist die klinische Ausbildung im Krankenhaus. Ein eigenes Universitätskrankenhaus wird die Uni-Bielefeld nicht betreiben. Sie wird stattdessen mit verschiedenen Krankenhausträgern der Region kooperieren, die gemeinsam das &bdquo;Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld" bilden. &bdquo;Die Universität plant, die Gespräche mit den drei Krankenhausträgern bis Ende des Jahres abzuschließen", sagt Prof. Gerhard Sagerer, Rektor der Uni-Bielefeld.

Aufgaben fürs Klinikum Lippe: Vor dem Vertragsschluss wird noch keine Entscheidung getroffen, in welchem konkreten Umfang die ausgewählten Krankenhausträger mit Aufgaben der Forschung und Lehre befasst werden. &bdquo;Es ist ein sehr schöner Erfolg für uns. Wir wollen natürlich gerne mit allen unseren Abteilungen dabei sein, dies werden aber die Verhandlungen zeigen", sagt Dr. Helmut Middeke, Medizinischer Geschäftsführer der Klinikum Lippe GmbH (KLG).

300 Studenten pro Semester: Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer der KLG, verspricht sich von der Zusage einen &bdquo;ungeheuren Schub" für Lippe. 300 Studenten pro Semester kommen nach Bielefeld, 21 Fächer werden gelehrt – einige davon in Lippe. Chefärzte der ausgewählten Abteilungen würden auch Lehrende sein, so dass die Attraktivität der KLG als Arbeitgeberin wächst. Der Hauptcampus der Fakultät wird in Bielefeld sein, dort gibt es einen Neubau.

Der Zeitplan: Im Wintersemester 2021/2022 soll es losgehen. Bis dahin muss auch in Lippe einiges passieren. Es müssen Forschungseinrichtungen und Seminarräume gebaut werden, es braucht Wohnraum für die zahlreichen Studenten und schnellere Bus- und Zugverbindungen zwischen Bielefeld, Detmold und Lemgo. Middeke rechnet außerdem damit, dass sich viele Unternehmen und Start-Ups ansiedeln werden, aus der Medizinbranche (Instrumententechnik, Medikamentenforschung und ähnliches) ebenso wie etwa aus dem IT-Bereich. &bdquo;Das wir Uni-Klinik geworden sind, ist das wichtigste und einschneidenste Ereignis in der Geschichte des Krankenhauses überhaupt", betont Midekke. Große Freude auch bei Landrat Dr. Axel Lehmann, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Klinikum Lippe GmbH: &bdquo;Der Universitätsklinikverbund OWL ist eine große Chance für die KLG. Er wird auch ein Instrument gegen den Ärztemangel sein." Denn viele Mediziner, die hier studieren, würden auch hierbleiben. Der nächste Schritt sei die konkrete Bildung des Verbunds mit der Planung von begleitender Infrastruktur. Mitarbeiter und Studierende benötigen zeitgemäße Mobilitätsangebote sowie gut ausgestattete Forschungs- und Seminarräume", betont der Landrat.

Die Ärztekammer: Dr. Alexander Graudenz, Vorsitzender des Bezirks Detmold der Ärztekammer Westfalen-Lippe, sieht den Zuschlag für Lippe positiv: &bdquo;Das zeigt, dass wir hier sehr gute Abteilungen im medizinischen Bereich haben und gut aufgestellt sind." Uni-Klinik zu sein, Forschung auf höchstem Niveau zu bieten, sei ein sehr großer Anreiz für Ärzte und Studenten, überhaupt nach Lippe zu kommen. Dass das Klinikum im ländlichen Bereich agiere, sei bei der Auswahl für den Uni-Klinik-Verbund sicher von Vorteil.

Nach der Entscheidung ist vor der Entscheidung: Mit dem positiven Bescheid kommen auf das Klinikum und den Kreis gewaltige Aufgaben zu. &bdquo;Daher bedarf es einer großen Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Klinikum, die durch die Bildung des Universitätsklinikums eröffneten Chancen zu nutzen" betont Geschäftsführer Hütte. Millioneninvestitionen für Personal und Infrastruktur seien notwendig. &bdquo;Der Kreis hilft gerne, aber hier steht auch das Land in der Verantwortung", betont Landrat Lehmann.

&bdquo;Ein dickes Plus für ganz Lippe" Ein Kommentar von Erol Kamisli

Es ist eine außerordentlich gute Nachricht für den ganzen Kreis Lippe: Das Klinikum Lippe mit seinen Standorten ist dabei, wenn die Uni Bielefeld demnächst junge Mediziner ausbildet. Diesen herausragenden Erfolg können sich die Klinikverantwortlichen und die politischen Entscheidungsträger, die sich für eine medizinische Fakultät in OWL und die Einbindung des hiesigen Klinikums in den Uni-Betrieb eingesetzt haben, selbstbewusst auf die Fahnen schreiben.

Jetzt kommt es darauf an, diese Riesenchance zu nutzen und die Klinik zu einem Ort für hochkarätige medizinische Forschung, Entwicklung und Lehre zu entwickeln. Auf die Beteiligten wartet jede Menge Arbeit angesichts der Tatsache, dass in drei bis vier Jahren bis zu 300 Studenten pro Semester in der Region erwartet werden – die jungen Leute wollen wohnen, mobil sein und brauchen Seminarräume sowie Forschungseinrichtungen. Das bedeutet Investitionen in Lippe.

Die heimische Politik muss diesen Prozess aktiv begleiten und mit allen notwendigen Maßnahmen unterstützen – dies beinhaltet auch finanzielle Zuwendungen, die sich mittelfristig auszahlen werden. Viele Studien zeigen, dass die Uni-Anbindung eines Klinikums zu einem Innovations- und Wachstumsmotor für die gesamte Region werden kann. Daher ist es nur ein Frage der Zeit, dass sich neue Unternehmen aus der Medizintechnik in Lippe ansiedeln und den Wirtschaftsstandort stärken.

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