Breite Front gegen die Schliefenanlage in Voßheide

Kreis Lippe. Zwei dicke Stapel haben Tierschützer am Freitag dem Landrat überreicht. Sie wollen, dass die Schliefenanlage in Voßheide geschlossen wird. Die Tierrechtsorganisation PETA und Ralf Kersting haben zwei Unterschriften-Aktionen initiiert - 18.000 kamen zusammen. Dr. Axel Lehmann bedankte sich und versprach, das Thema weiter zu verfolgen. Ein sofortiges Verbot der Anlage, wie es die Tierschützer fordern, sei aber nicht ohne weiteres umsetzbar.

&bdquo;Es ist nicht gesetzlich verboten, eine solche Anlage zu betreiben", sagte Lehmann. Juristen des Kreises Lippe hätten empfohlen, erst einmal mehr Material zu sammeln. Deshalb sei eine Ordnungsverfügung erlassen worden. Der Teckelclub sei verpflichtet, auf Termine hinzuweisen. Die Kreisveterinärin Dr. Heike Scharpenberg fahre dann dorthin und kontrolliere, wie der Einsatz der Füchse abläuft. Der Teckelclub nutzt die Anlage , um Teckel für die Baujagd auszubilden .

Schliefenanlage beschäftigt Gericht 100 Schliefenanlagen gibt es in Deutschland, die älteste steht in Vossheide. Im Dezember wird sich der Petitionsausschuss des Landtages mit ihr beschäftigen. Hintergrund ist, dass Tierschützer erreichen wollen, dass sie geschlossen wird. Bei der Übergabe der 18.000 Unterschriften an den Landrat hat Ralf Kersting um Unterstützung durch die Kreisveterinärin im Petitionsausschuss gebeten. Doch das ist nicht so einfach, denn derzeit gibt es eine juristische Auseinandersetzung.

Der Kreis Lippe hat eine Ordnungsverfügung erlassen und dem Teckelclub, der die Anlage betreibt, zur Auflage gemacht, dass die Kreisveterinärin Dr. Heike Scharpenberg dabei sein darf , wenn die Füchse eingesetzt werden. Ein Fuchs läuft dabei durch ein künstliches Gangsystem bis zu einem Kessel, wo er mit einer Trennwand festgesetzt wird. Die Teckel folgen dann der Spur und verbellen den Fuchs, den sie nicht sehen, aber riechen. Aus Sicht der Tierschützer leiden die Füchse, wenn sie einem solchen Stress ausgesetzt sind. Und das sei mit dem Tierschutzgesetz, das auch für Wildtiere gelte, nicht zu vereinbaren.

Dennoch, das stellte Landrat Dr. Axel Lehmann bei der Unterschriftenübergabe klar, könne man die Anlage nicht einfach verbieten. &bdquo;Der Betrieb einer solchen Anlage ist erlaubt, und im Falle eines Verbotes riskiert man Gerichtsverfahren, die man verlieren könnte." Damit sei auch den Tieren nicht geholfen. &bdquo;Sie würden die derzeitige Rechtslage mit einem solchen Urteil damit zementieren", stellte Lehmann klar. Der Kreis Lippe habe sich deshalb für einen anderen Weg entschieden.

Durch die Ordnungsverfügung habe man sicher gestellt, dass der Teckelclub Zutritt gewährt und auch informiert, wann die Anlage genutzt wird. Die Kontrollen gingen über das bisherige Maß hinaus. &bdquo;Es geht nicht allein darum, ob die Füchse versorgt werden, sondern darum, ob sie erheblichem Stress ausgesetzt sind. Das wollen wir überprüfen", sagte Lehmann. Deshalb sei es auch nicht möglich, dass die Kreisveterinärin auf Einladung von Ralf Kersting vor dem Petitionsausschuss eine Stellungnahme abgibt. &bdquo;Sie ist zur Neutralität verpflichtet", sagte Lehmann.

Die Ordnungsverfügung hat der Teckelclub auch nicht nicht widerspruchslos hingenommen, sondern einen Eilantrag gegen die Verfügung auf den Weg gebracht, dann aber diesen wieder zurück gezogen. Das hat den Schliefenwart, Dietrich Tornau, überrascht. &bdquo;Unser Rechtsanwalt ist derzeit nicht erreichbar, er hat ein gesundheitliches Problem", sagt der Barntruper. Ein Gericht wird jetzt entscheiden, ob die Ordnungsverfügung rechtens ist.

Aus Sicht des Schliefenwartes stellt sich die Sache allerdings auch anders dar. &bdquo;Es wird der Eindruck erweckt, wir würden uns den Kontrollen entziehen. Das stimmt nicht. Es gab eine Zeit lang keine Übungseinsätze und auch keine Prüfungen, weil die Anlage kaputt war. Das haben wir dem Kreisveterinäramt auch mitgeteilt." Er selbst habe den Landrat im September um einen Gesprächstermin gebeten, am 24. Oktober nachmittags war das Treffen anberaumt, kurz vorher habe der Landrat abgesagt. &bdquo;Wir wollen Transparenz und haben nichts gegen die Kontrollen, den Zwang finden wir aber unangemessen. Wenn so getan wird, als als brauche man das, weil wir uns gegen Kontrollen sperren, dann ist das nicht richtig", erklärt der Schliefenwart. Den Vorwurf, die Füchse würden durch das Schliefen gequält, weist er zurück. &bdquo;Da wird viel Falsches verbreitet, zum Beispiel, dass die Füchse von den Teckeln in dem Gangsystem gejagt werden – das ist nicht wahr."

Die Bürgerinitiative Elf Lipper haben die Bürgerinitiative &bdquo;Gegen Tierhatz" gegründet. Vorsitzende ist Dr. Jutta Micholka-Metsch. Die Diplom Psychologin erläuterte im Pressegespräch, dass es der Initiative nicht nur um die Versorgung der Füchse gehe, vielmehr werde verkannt, dass die Wildtiere psychisch leiden, wenn sie in die Schliefenanlage eingesetzt werden. In Studien habe man nachgewiesen, dass Füchse an Auszehrung litten, apathisch werden und sterben, wenn sie immer wieder großem Stress ausgesetzt werden. &bdquo;Stress ist durch Blutuntersuchungen nachweisbar", erklärte die Psychologin. Die Bürgerinitiative wolle deshalb wissen, wie die Kontrollen ablaufen. Landrat Dr. Axel Lehmann sagte bei der Unterschriftenübergabe im Kreishaus zu, dass es ein Gespräch mit der Kreisveterinärin Dr. Heike Scharpenberg geben werde .Eine Kontrolle hat es bereits gegeben. Kreisveterinäre und ein Tierfilmer haben das Schliefen dokumentiert. Es gibt Aufnahmen, die den Fuchs im Kessel zeigen.

Die Jagd ist das Thema Ein Kommentar von Astrid Sewing

Die Situation ist verfahren. Gab es anfangs noch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Teckelclub und den Kreisveterinären, ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Die Gerichte beschäftigen sich damit, wo die beiden Füchse überhaupt herkommen, die in der Schliefenanlage eingesetzt werden, ob sie richtig versorgt werden und jetzt auch mit der Ordnungsverfügung.

Das nährt den Verdacht, dass da etwas im Verborgenen passiert, was nicht öffentlich werden soll. Die Tierschützer laufen Sturm. Die Argumente des Teckelclubs gehen unter. Da hilft es nicht, dass die Vorwürfe der Tierschützer gegen den ehemaligen Schliefenwart, er habe die Tiere im Sommer nicht mit Wasser und Futter versorgt, sich als völlig haltlos erwiesen haben.

Längst geht es um mehr. Eine Tierrechtsorganisation wie PETA will die Jagd komplett abschaffen, die Politik soll sie per Gesetz am besten verbieten. Die Schliefenanlage ist Teil dieses Systems und wird deshalb bekämpft.

Das ist aber nicht die Sache des Kreises Lippe. Für den Kreis geht es nur darum, ob die Füchse leiden, ob der Teckelclub gegen geltendes Recht verstößt. Allein durch den Betrieb der Anlage tut er das nicht. Das Schliefen müsste generell nachweislich gegen das Tierschutzrecht verstoßen. Um das festzustellen, soll engmaschig kontrolliert werden. Bei der Prüfung kann aber auch etwas anderes herauskommen. Die Entscheidung des Landrats, sich nur mit handfesten Beweisen auf einen juristischen Kampf einzulassen, ist deshalb klug. Damit minimiert man das Risiko, vor Gericht zu scheitern.

Und wenn das Gericht anders entscheiden würde und es zum Verbot käme, dann wird es einen Donnerhall geben. Kommt ein Gericht zu dem Urteil, dass das Schliefen mit dem Tierschutzgesetz nicht vereinbar ist, dann ist das ein Präzedenzfall, der weitere Klagen in Deutschland nach sich ziehen wird.

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