Gauseköte wird zum Politikum

Kreis Lippe. Die derzeitige Sperrung der Gauseköte zwischen Detmold und Schlangen schlägt hohe Wellen. Eine Lösung ist jedoch nicht in Sicht. Wie Sven Johanning, Pressesprecher der Niederlassung OWL des Landesbetriebes Straßen.NRW, gegenüber der LZ erklärte, könne die wichtige Straße noch längere Zeit komplett gesperrt bleiben.

Deshalb schaltet sich nun auch Landrat Dr. Axel Lehmann ein. Er spricht – wie zuvor Henning Schwarze von der Initiative Schlangen 4.0 – über eine alles andere als zufriedenstellende Situation: &bdquo;Ich werde das Verkehrsministerium des Landes NRW in einem Brief auffordern, sich endlich mit der Gauseköte auseinanderzusetzen." Dass seit drei Jahren keine nachhaltige Lösung für die Durchgängigkeit der Gauseköte gefunden worden sei, könne nicht länger hingenommen werden.

Da die Verantwortung für die Verkehrsführung allein beim Landesbetrieb Straßen.NRW liege, habe der Kreis Lippe nur sehr begrenzte Einflussmöglichkeiten. Ulrich Knorr, Bürgermeister von Schlangen und Sprecher der lippischen Bürgermeister, sieht sich ebenfalls nicht als der richtige Ansprechpartner. Den Wunsch der Bürger, die Senne während der Sperrung der Gauseköte zu öffnen, sieht Knorr sehr skeptisch. Hierfür sei das britische Militär zuständig. Mit der Entscheidung, die Senne dem britischen Militär zu überlassen, müsse man nicht zufrieden sein. &bdquo;Aber die Situation ist, wie sie ist."

Die Bürgermeister der Anrainergemeinden hätten in der zweiten Hälfte 2018 an das britische Militär geschrieben. Aber die Antworten seien immer wieder die gleichen. Es werde auf den laufenden Übungsbetrieb verwiesen. Und 2018 sei noch der trockene Sommer mit der extrem hohen Gefahr von Bränden in der Senne hinzugekommen. Knorr: &bdquo;Es ist aufgrund bestehender Verträge Sache der Bundesregierung, hier tätig zu werden."

Auch er habe bei seinem ersten Treffen mit Alan Patterson, dem Verbindungsoffizier der britischen Truppen in Paderborn, das Problem der Sennesperrzeiten angesprochen, sagt der Landrat. Eine langfristige Lösung habe allerdings bislang noch nicht erreicht werden können. Alan Patterson erklärte gestern: &bdquo;Wir benötigen eine offizielle Anfrage der zuständigen Behörden, um entsprechenden Möglichkeiten nachzugehen."

Sven Johanning möchte den Landesbetrieb wegen der Sperrung der Gauseköte nicht als Buhmann dastehen lassen. &bdquo;Es ist keineswegs so, dass wir die Hände in den Schoß gelegt haben", weist er den Vorwurf von Henning Schwarze zurück, der Landesbetrieb sei seit mehr als drei Jahren untätig gewesen. Es habe Probleme mit Gutachten gegeben. So sei zunächst empfohlen worden, die Böschung zu unterpflanzen, um so den Boden zu festigen und weitere Erdrutsche zu verhindern. Ein anderer Gutachter habe allerdings genau davor gewarnt. Jeder Eingriff in das Areal, zum Beispiel durch die Anpflanzung von Bäumen, könne zum teilweisen Abrutschen der Böschung führen. Damit sei niemandem geholfen. Nun setze der Landesbetrieb auf ein drittes Gutachten. Der Pressesprecher: &bdquo;Wir müssen das gesamte Gefüge gründlich untersuchen."

Dazu werde eine Baustraße benötigt, um von hinten an das Areal heranzukommen. Da es sich um Landschaftsschutzgebiet handele, bedürfe dies einer engen Abstimmung mit dem Fachbereich Natur und Umwelt beim Kreis Lippe. Johanning: &bdquo;Natürlich wissen auch wir, dass die derzeitige Sperrung auf keine Gegenliebe stößt und sehr unbefriedigend ist." Das große Problem sei jedoch, dass sich ein Erdrutsch nicht ankündige. &bdquo;Wir sind in der Verkehrssicherungspflicht und haben die Bilder von Schlammlawinen und deren zerstörerische Wirkung vor Augen. Es wird sich daher niemand finden, der die Verantwortung für die sofortige Öffnung der Gauseköte übernimmt." Dies schließe auch die halbseitige Öffnung der Straße aus.

Herumdoktern an Symptomen Ein Kommentar von Manfred Brinkmeier

Herr im Himmel, möchte man laut rufen. Dass, was sich da rund um die Sperrung der Gauseköte abspielt, kann man nur als traurige Posse bezeichnen. Das betrifft nicht die Entscheidung des Landesbetriebes, die so wichtige Verbindungsstraße zwischen Detmold und Schlangen aufgrund der Witterung und der damit einhergehenden Gefahr eines Erdrutsches zu sperren. Hier ist die Behörde nun mal in der Verkehrssicherungspflicht und kann somit gar nicht anders entscheiden. Denn wenn etwas passieren sollte, wäre das Geschrei hinterher groß. Etwas ganz anderes stößt sauer auf. Nun soll es also das nächste, das bereits dritte, Gutachten geben. Es steht zu befürchten, dass wieder nichts dabei herauskommt. Und auch Kleine Anfragen sind nicht zielführend – alles nur vertane Zeit. Seit mehr als drei Jahren wird ausschließlich an Symptomen herumgedoktert. Das hilft aber nicht weiter. Es muss endlich eine Lösung her. Und die kann nur lauten: großflächiges Abtragen der Böschung mit neuer Streckenführung. Ihr Verantwortlichen: Habt endlich den Mut zu einer grundlegenden Entscheidung.

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