Betrüger zocken im Kreis mit Steinreinigungen ab

Kreis Lippe. Der Garten ist fertig, es blüht, nur die Pflasterung drumherum sieht etwas schäbig aus. Liselotte Zander und ihr Mann Horst (alle Namen von der Redaktion geändert) aus Horn-Bad Meinberg beauftragen einen Steinreinigungsdienst, der groß mit seinen Diensten wirbt. Doch das Ganze erweist sich als üble Betrugsmasche. Das Paar muss hinterher einen vierstelligen Betrag zahlen, und die Nachbarn fallen auf die Betrüger ebenfalls herein. Die Polizei geht von weiteren Opfern aus und bittet diese, sich zu melden.

Der Flyer sieht auf den ersten Blick informativ aus. Die Vorwahl der Firma ist lokal, der Zeitraum, in dem die besonderen Angebote gelten, sind auf eine Woche begrenzt. Das hat System, denn so treibt es die, die Interesse haben, dazu, schnell Kontakt aufzunehmen. Doch die Fälle, die der Polizei bekannt sind, verlaufen immer nach ähnlichem Muster: Es rücken mehrere Männer an und geben vor, eine Rechnung auszustellen. Sie gehen mit einem Hochdruckreiniger zu Werke, versprechen teilweise, die Steine zu versiegeln, so dass sie nicht so schnell wieder schmutzig werden. Am Ende setzen sie die Kunden massiv unter Druck und verlangen Barzahlung.

In Horn-Bad Meinberg hatten sie bei der 87-Jährigen und ihrem 92 Jahre alten Mann Erfolg. Beide hatten den Eindruck, dass das keineswegs mit rechten Dingen zugeht. Die Arbeiten waren schlampig, die Männer hatten entgegen der Absprache eine Bruchsteinmauer abgespritzt und diverse Pflanzen rausgeholt. Eine lange Diskussion über das Ergebnis gab es aber nicht, denn die Männer traten bedrohlich auf und schüchterten das Paar massiv ein. Das Ehepaar zahlte schließlich 1000 Euro in bar, die Nachbarn, die ebenfalls Interesse bekundet hatten, sogar 2300 Euro.

Nicht nur im Kreis Lippe wird diese Masche derzeit durchgezogen, in Minden, Herford und Paderborn haben ebenfalls Betrogene Anzeige erstattet. Einige hat Thorsten Runte im Anschluss gesprochen. Der Detmolder betreibt einen Stein-Reinigungsdienst, und er ärgert sich darüber, dass die angeblichen Profis auch noch mit Fotos werben, die auf seiner Unternehmensseite von &bdquo;Stein fresh" eingestellt sind. &bdquo;Die Bilder sind auch auf unseren Fahrzeugen, das sieht doch so aus, als gehörten die dazu. Das ist absolut unseriös, was da angeboten wird."

Den Kunden werde versprochen, dass die Steine sauber bleiben, dass sie quasi gegen die Alterung und den Schmutz geschützt werden. &bdquo;Die reden von einer Nano-Versiegelung – und es ist für den Kunden gar nicht prüfbar, was die aufspritzen. Die Garantie über drei Jahre ist nichts wert, denn es gibt nachher keine Adresse, wo man reklamieren könnte", sagt Runte. &bdquo;Stein fresh", das ein Patent auf sein spezielles Verfahren hat, geht gegen die Machenschaften vor. Allerdings ist es nicht so einfach, denn die Telefonnummern wechseln ständig, die Flyer werden großflächig verteilt, und es sind verschiedene Teams unterwegs.

Runte rät Betroffenen, auf keinen Fall bar zu zahlen. &bdquo;Die schreiben dann keine Rechnung. Von denen hören Sie nie wieder was", sagt er. Ein Indiz dafür, dass die Angebote gar nicht seriös sein können, gibt es. &bdquo;Wenn Sie Steine ordentlich mit einem BSV-Langzeitschutz behandeln, dann braucht man dafür mehrere Tage." Eine seriöse Firma mache zunächst ein Angebot, lasse den Kunden Zeit, sich das zu überlegen, und komme mit professionellem Equipment. Eine einfache Reinigung der Steine werde mit 5 bis 7 Euro pro Quadratmeter abgerechnet, eine spezielle Behandlung mit der Lasur koste bis zu 20 Euro pro Quadratmeter komplett.

Die Betrüger verlangen solche Preise auch – allerdings ohne die entsprechende Leistung zu erbringen. Und sie tauchen ab. &bdquo;Seriöse Anbieter stellen eine ordentliche Rechnung aus. Das ist unter anderem wichtig für eine Gewährleistung, denn ich bin als Unternehmer auch später noch erreichbar für meine Kunden. Wenn sie zufrieden sind, ist das beste Werbung", betont Runte.

Die Polizei empfiehlt, sich keinesfalls auf Verhandlungen einzulassen, sondern sofort die Polizei zu rufen. Auch wer im Nachhinein glaube, betrogen worden zu sein, soll sich bei der Polizei melden. &bdquo;Nur wenn wir Hinweise bekommen, können unsere Kommissare ermitteln und Verdächtige mit den Betrügereien in Verbindung bringen", sagt Polizeipressesprecherin Dr. Laura Merks.

Trio gesucht Teppiche, Steine, Dächer – alles, was man reinigen kann, haben sich die Betrüger ausgesucht, um bundesweit Kasse zu machen. Dahinter stecken nicht einzelne Täter, sondern Netzwerke. Die Polizei hat einige Zeugenaussagen und bittet um Hinweise auf drei Männer, die in Lippe ihre Masche durchgezogen haben. Einer soll 40 bis 45 Jahre alt sein, er ist 1,70 bis 1,75 Meter groß und untersetzt. Er hat dunkle Haare, einen dunklen Teint und spricht Deutsch mit Akzent.

Der Zweite soll 25 bis 30 Jahre alt sein, ist größer als 1,80 Meter und dem ersten Mann äußerlich gleich. Beide haben davon gesprochen, Vater und Sohn zu sein. Der dritte im Bunde soll 20 bis 25 Jahre alt sein, er ist schlank, hat dunkelblonde Haare und spricht kein Deutsch. Die Zeugen vermuteten, er sei Osteuropäer. Die Männer werden gesucht, weil ihnen Leistungsbetrug und Wucher zur Last gelegt werden. Hinweise an die Polizei in Detmold unter Tel. 05231-6090.

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