Priesterweihe in Lügde: Vom Bauleiter zum Buddhisten-Mönch

Lügde. Das langgestreckte rote Gebäude mit den unverkennbar asiatischen Dachverzierungen an der Brunnenstraße in Lügde erweckt auch fünf Jahre nach seiner Einweihung die Aufmerksamkeit vor allem auswärtiger Passanten. In dem buddhistische Tempel werden Menschen aus Deutschland zum Priester geweiht – die LZ begleitete den 29-jährigen Simon Berke auf diesem Weg.

Beim Thailändischen Kulturverein Wat Caroen Dham e.V. treffe ich auf einen Mann im orangefarbenen Umhang, der ihn als Mönch ausweist. Ganz überrascht bin ich, als er, eben noch mit den anderen Mönchen Thailändisch redend, mir in fließendem Deutsch antwortet. Simon Berke, so heißt er, kommt aus München und ist dort im Zivilberuf als Bauleiter tätig. Zehn Tage lang erfährt er hier im Lügder Tempel vergleichsweise das, was bei den Christen als Priesterweihe bezeichnet wird.

Geboren am Tegernsee als Sohn eines deutschen Vaters und einer thailändischen Mutter, verbringt Simon Berke die ersten sechs Jahre seines Lebens zusammen mit seiner Familie in Bayern, bevor die Eltern beschließen, nach Thailand auszuwandern. Er wurde auch christlich getauft und lernte erst als Junge in Thailand den Buddhismus kennen.

&bdquo;Mein größtes Problem aber war, dass ich weder die Sprache sprechen, verstehen und schon gar nicht schreiben konnte", erinnert er sich. &bdquo;Thailändisch ist schwer, und deshalb war die Anfangszeit für meine Schwester und mich sehr hart. Nach zwei Schulwechseln habe ich die Sprache dann richtig gelernt, die ich jetzt in Wort und Schrift beherrsche." Bis 2007 lebte die Familie dort und kehrte dann nach Deutschland zurück.

Parallel zur Schule brachte dem damals 17-Jährigen ein Architekt im Bauunternehmen seines Vaters das Bauzeichnen bei. Da entstand dann sein Berufswunsch. Er absolvierte zuerst eine Ausbildung zum Maurer in Köln. Nach dem anschließenden Studium der Architektur war er als Projektsteuerer an den Bühnen der Stadt Köln. &bdquo;Ich habe da zwar viel gelernt, aber es zog mich zurück nach Bayern, auch wegen der Berge und Seen."

Dort lebt er heute mit seiner Freundin, einer Thailänderin. In seiner Lebensphilosophie geprägt worden sei er durch seine Mutter, weil sein Vater früh starb. Simon Berke: &bdquo;Meine Mutter ist Buddhistin wie auch der Rest der Familie, und so fühlte ich mich dann auch eher dahin gezogen." Während des Studiums in München und bis heute befasst er sich mit einem Freund, der diese Religion dort studiert, intensiv mit dem Buddhismus. &bdquo;In erster Linie bedeutet der für mich, ein vernünftiges Leben zu führen – ähnlich der zehn Geboten im christlichen Glauben. Hier kommt noch einiges mehr, unter anderem auch keinen Alkohol zu trinken", sagt er, um lächelnd hinzuzufügen: &bdquo;Ich trinke aber schon Alkoholisches, aber immer in Maßen."

Simon Berke führt ein modernes, bürgerliches Leben wie viele Deutsche. Dennoch ist er im Buddhismus verwurzelt. Und jetzt kam ein ganz wichtiger Schritt, der in der Tradition der Buddhisten verankert ist: &bdquo;Sobald man das Alter von 20 Jahren überschritten hat und sich als Mann fühlt, sollte man einmal im Leben die Zeremonie als Mönch absolvieren. Das ist der Wunsch der Eltern. Damit bedanke mich bei ihnen."

Je nach zur Verfügung stehender Zeit absolviert Berke diese Ausbildung. Und die ist ein krasser Gegensatz zum sonstigen Alltag. &bdquo;Um Mönch zu werden, muss ich meine Alltagswelt hinter mir lassen und mehr als 200 strenge Regeln befolgen, damit ich einen freien Kopf bekomme, um völlig unabhängig den richtigen Weg zu finden", berichtet der Wahl-Münchner. &bdquo;Während ich in meinem Alltag mit Männern und Frauen zu tun habe, darf ich als Mönch zwar mit Männern ganz normal umgehen, aber Frauen darf ich nicht mal die Hand geben. Dazu gehört auch, dass ich meine Freundin gedanklich zurücklasse. In meinem normalen Leben habe ich beispielsweise volles Haar, einen Dreitagebart und bin normal gekleidet. Hier werden die Haare und die Augenbrauen abrasiert und ich trage eine Mönchsbekleidung."

Dazu kommt ein völlig anderer Tagesablauf: &bdquo;Ich stehe hier um 2.30 Uhr auf. Es folgt um 3 Uhr das erste Morgengebet. Danach wird geruht. Um 6 Uhr gibt es ein Frühstück, danach sind wieder fünf Stunden Ruhe angesagt. Um 11 ist Mittag und damit außer Trinken die letzte Nahrungsaufnahme bis zum nächsten Tag." Die ersten drei Tage seien schon hart, aber durch den verschobenen Tagesablauf richte sich der Körper darauf ein.

Doch es habe sich gelohnt – denn im Beisein seiner Familienmitglieder sei er festlich zum Mönch geweiht worden. Von nun an sei er befähigt, den Glauben der Menschen auf den richtigen Pfad zu leiten, wobei, wie er betont, der individuelle Weg eines jeden akzeptiert wird.

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