Detmolder Marktleiter lässt Blinde nicht einkaufen

Detmold-Pivitisheide V.L . Die blinde Sina Ruthe traut ihren Ohren nicht: Als sie in einem Supermarkt in Pivitsheide V.L. einkaufen will, verbietet ihr der Geschäftsführer, ihren Blindenhund &bdquo;Rita" mit in den Laden zu nehmen. Nach einem Anruf der LZ rudert die Supermarktkette zurück.

Die dreijährige Labradorhündin &bdquo;Rita" und Sina Ruhte sind ein eingespieltes Team. Und weil ihr Frauchen 2003 nach einer Kopfoperation ihr komplettes Augenlicht verlor, führt &bdquo;Rita" die Detmolderin jeden Tag durch die Stadt. Doch vor wenigen Wochen passiert etwas, was der 33-Jährigen für kurze Zeit die Sprache verschlägt: Als sie mit dem Hund – wie zig Mal zuvor auch schon – in dem Supermarkt einkaufen will, kommt der Marktleiter auf sie zu: &bdquo;Der Hund darf hier nicht rein!"

"Der Hund muss raus!" Sie sei erstmal richtig geschockt gewesen, erzählt Sina Ruthe. Doch sie lässt sich das nicht gefallen: &bdquo;Ich habe dem Mann ruhig erklärt, dass ,Rita eine ausgebildete Blindenhündin ist. Das Tier werde keine Waren oder irgendwas anderes berühren." Dem Geschäftsführer ist das egal: Der Hund muss raus! Sie könne ihn ja draußen anbinden.

Den Vierbeiner, der mehrere tausend Euro wert ist, einfach draußen anbinden? Keine Chance. Die 33-Jährige erklärt dem Marktleiter, dass ein Blindenhund juristisch betrachtet überall rein dürfe. Die Reaktion wird daraufhin noch harscher. Lautstark habe der Marktleiter auf sein Hausrecht gepocht, berichtet Sina Ruthe. Sie muss den Laden verlassen und kann sich nur wundern: &bdquo;Ich hatte den Eindruck, dass ich und mein Tier aus ästhetischen Gründen in dem Laden nicht erwünscht waren."

Der Filialleiter ist im Urlaub, doch auf LZ-Anfrage entschuldigt sich die Bünting Unternehmensgruppe aus Leer, zu der die Supermärkte gehört. &bdquo;Wir bedauern es, dass der Mitarbeiter vor Ort anscheinend nicht entsprechend gehandelt hat. Es tut uns sehr leid, dass die Kundin bei ihrem Einkauf mit ihrem Blindenhund negative Erfahrungen machen musste, und wir möchten uns in aller Form entschuldigen", sagt Pressesprecherin Annett Rabe. Das Unternehmen werde den Vorfall intern aufarbeiten, um zu gewährleisten, dass Missverständnisse dieser Art nicht wieder vorkommen. &bdquo;Wir würden sehr gerne Kontakt mit der Kundin aufnehmen, um uns persönlich bei ihr zu entschuldigen."

&bdquo;Ich nehme die Entschuldigung an", freut sich Sina Ruthe. Sie werde schon bald wieder mit &bdquo;Rita" einkaufen, da sie nicht nachtragend sei. Ob &bdquo;Rita" vielleicht zur Entschädigung einen Knochen oder eine Scheibe Wurst bekommt, ist nicht bekannt.

Blindenverein: Eindeutige Rechtslage &bdquo;Die Gesetzeslage für Blindenhunde ist eigentlich unmissverständlich", sagt Angelika Bicker, Vorstandsmitglied im Lippischen Blinden- und Sehbehindertenverein. Nach dem Sozialgesetzbuch seien Blindenführhunde als medizinisches Hilfsmittel anerkannt, vergleichbar mit einem weißen Langstock bzw. einem Rollstuhl. Nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz stelle ein generelles Verbot der Mitnahme eines Blindenführhundes oder eines anderen Assistenzhundes in aller Regel eine unzulässige Diskriminierung dar. &bdquo;Dies gilt ungeachtet eines generellen Verbotes zur Mitnahme von Hunden und auch ungeachtet der Regelungen zum Hausrecht", so Bicker. Heißt: Ein Blindenführhund darf überall mit! Egal ob in die Metzgerei, ins Flugzeug oder in den Zug.

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