Angst vor Auswirkungen des Mobilfunkstandards 5G

Kreis Lippe. Wenn Dr. med. Kerstin-Mara Schröder in Hiddesen telefonieren will, dann greift sie zum Hörer mit der Schnur dran. Das mobile Endgerät hat sie abgeschafft. Wird es im Zimmer zu laut, muss halt ein Zehn-Meter-Kabel herhalten, um in den Nachbarraum zu gehen. So wenig Elektrosmog wie möglich soll in diesem Haus herrschen. Ihr graut schon davor, dass in einigen Jahren flächendeckend das neue 5G-Netz eingeführt werden könnte. Denn sie sorgt sich um ihren Sohn.

Der Teenager ist schwerstbehindert. &bdquo;Auf elektromagnetische Strahlung reagiert er unglaublich sensibel", sagt seine Mutter. Seit sie einmal ein besonders krasses Beispiel dafür erlebt hat, beschäftigt sich die Ärztin mit dem Thema Elektrosmog.

&bdquo;Bei uns zuhause hatte es gebrannt, und wir mussten ein paar Tage im Hotel verbringen", berichtet Dr. Kerstin-Mara Schröder. Im gesamten Hotel gab es WLAN, &bdquo;da hat mein Sohn sofort und sehr heftig mit Spasmen darauf reagiert. Erst als wir das Haus verlassen haben, wurde es ein bisschen besser." Seither habe sich die Erfahrung bestätigt, dass die elektromagnetische Strahlung sich negativ auswirkten – übrigens auch auf sie selbst, wie sie sagt: &bdquo;Bei mir ist es nur nicht so krass. Ich weiß, dass es einfach Menschen gibt, die empfänglicher sind als andere." Sie las sich ein, beschäftigte sich mit diversen wissenschaftlichen Studien, die alle zu ein und demselben Schluss kommen. &bdquo;Aber die negativen Folgen werden unter den Teppich gekehrt, weil die Lobby einfach viel zu groß und zu stark ist."

Grund genug für die Detmolderin, sich zu engagieren, und so wandte sie sich an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). &bdquo;Soweit ich weiß, ist der BUND die einzige Naturschutzorganisation, die sich hier kritisch positioniert hat", berichtet sie. Ein Grund mehr für die lippischen Vertreter des Vereins, zur Aufklärung beizutragen.

Ihr gehe es keineswegs darum, einfach ein &bdquo;Dagegen-Schild" hoch zu halten, sagt die Ärztin. &bdquo;Ich weiß die Vorzüge des Mobilfunks durchaus auch zu schätzen, und gerade mit einem kranken Kind bin ich als Mutter dankbar, wenn ich zum Handy greifen kann. Aber ich finde, es muss auch strahlungsfreie Bereiche geben."

Nach allem, was sie in ihren Recherchen gelernt habe, würde die Einführung des superschnellen Mobilfunks ein dichtes Netz von Sendemasten erfordern – die Belastung würde aus ihrer Sicht unweigerlich steigen. &bdquo;Ich wünschte mir, dass Bereiche wie Kindergärten, Krankenhäuser oder Altenheime dabei ausgenommen würden. Und: Das 5G-Netz liefert die Technik für eine Totalüberwachung." Doch das ist nicht der einzige Kritikpunkt, den sie hat: &bdquo;Der Stromverbrauch steigt durch 5G massiv. Das gibt unsere Erde einfach nicht mehr her." Ganz zu schweigen von den Rohstoffen, die jedwede Smart-Technologie verbrauche.

Ihr ist klar, dass Kritiker wie sie nicht überall auf offene Ohren stoßen. &bdquo;Ich weiß ja auch, wie beängstigend das sein kann. Das ist eine schwierige Gratwanderung." Genau deswegen will sie mit ihren Mitstreitern aufklären, unter anderem ab Herbst mit fachkundigen Referenten.

Das nächste Treffen der Initiative für Aufklärung über 5G und 5G-freie Bereiche beginnt am Montag, 9. September, ab 19 Uhr in der Wandelwerkstatt Detmold, Friedrichstraße 15.

Aufklärung ist das Minimum Ein Kommentar von Marianne Schwarzer.

Wer mit Dr. Kerstin-Mara Schröder spricht, merkt: Hier haben wir es nicht mit einer Alu-Hut-Trägerin zu tun, die schon mal aus Prinzip technikfeindlich ist. Sondern mit einer Mutter, die mobile Technik zu schätzen weiß. Sich aber auch Sorgen macht. Sie selbst investiert viel Zeit, um sich schlau zu machen, möchte auch andere an dem Wissen teilhaben zu lassen und hat beim BUND Ansprechpartner gefunden. Die Forderung nach Aufklärung ist nur recht und billig. Bürger haben ein Recht auf Gesundheit. Zu oft hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Errungenschaften der Technik dann doch nicht ganz so unbedenklich waren wie geglaubt, etwa Asbest. Und wie lange hat es gedauert, bis die Gefahren des Rauchens auch öffentlich propagiert werden mussten?

Was das Bundesamt für Strahlenschutz auf seiner Homepage über 5G schreibt, ist dürftig. Doch zwischen den Zeilen ist klar: Man hütet sich, eine Unbedenklichkeitserklärung für 5G im Besonderen und Mobilfunk im Allgemeinen auszusprechen. Andererseits ist die Wirtschaft auf schnelle Anbindungen angewiesen, wir alle würden profitieren. Nicht umsonst fordert Lippe immer vehementer den Netzausbau. Es bleibt ein zweischneidiges Schwert.Und bis 5G flächendeckend in Lippe ankommt, sehen wir hoffentlich klarer.

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