Rotes Kreuz und Klinikum eröffnen neues Frühförderzentrum in Detmold

Kreis Lippe. Früh- und Risikogeburten nehmen zu. Professor Dr. Thomas Brune, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, hat dazu eine Zahl: Zehn Prozent sind es jährlich. Das wiederum zieht nach sich, dass es mehr Kinder gibt, die weitere Hilfe brauchen. In Lippe ist deshalb das Interdisziplinäre Frühförderzentrum (IFF Lippe) gegründet worden. Dort arbeiten Mediziner, Psychologen, Physiotherapeuten, Motopäden und Ergotherapeuten zusammen und betreuen alle Kinder von bis zu sechs Jahren, die behindert oder von Behinderung bedroht sind.

Das IFF hat seine Räume in der Röntgenstraße 3a bezogen. Das Klinikum Lippe und das DRK stehen hinter dem Zentrum, das eine Ergänzung zum bestehenden Angebot sein soll. Bislang gibt es bereits drei Frühförderstellen im Kreis Lippe. Der Vorteil des Zentrums liege darin, dass es Komplexleistungen anbiete, dass die pädagogisch-psychologischen und medizinisch-therapeutischen Maßnahmen aufeinander abgestimmt seien.

Was die Kinder benötigten, werde in einer Eingangsdiagnostik dokumentiert. Die Kinderärzte des Klinikums und auch niedergelassene Kinderärzte können die Empfehlung hierfür geben. &bdquo;Die Eltern haben die Wahlfreiheit, sie können sich auch dafür entscheiden, andere Therapieangebote zu nutzen", stellt Regina Stipp klar, Mitarbeiterin des DRK und Geschäftsführerin des IFF.

Wer sich für das Zentrum entscheidet, hat alles gebündelt an einem Ort. Das Team geht in Fallkonferenzen auf die Fortschritte der Kinder ein und passt die Therapie an. &bdquo;Der Vorteil ist, dass die Wartezeiten entfallen, den Kindern und Eltern kann schneller geholfen werden", sagt Stipp. Wer bislang in einem Sozialpädiatrischen Zentrum eine fachlich-medizinische Unterstützung haben wollte, habe lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, die nächsten gibt es in Paderborn und Bethel.

Je früher aber mit einer Behandlung oder Therapie begonnen werde, um so größer seien die Aussichten auf Erfolg. Für Eltern sei es eine sehr belastende Situation, wenn sie hörten, dass ihrem Kind womöglich eine Behinderung drohe. &bdquo;Früh geborene haben ein deutlich größeres Risiko, dass sich Spastiken entwickeln. Auch Motorik und Sprache müssen sehr oft gefördert werden, und das erkennen Eltern nicht immer sofort", stellt Dr. Günther Golla, Neuropädiater und Psychotherapeut des Klinikums Lippe, fest. Hinzu komme, dass die Fallzahlen steigen – als Ergebnis der medizinischen Entwicklung.

&bdquo;Die Säuglingssterblichkeit ist seit 1990 um 90 Prozent gesunken. Kinder, die früher zum Beispiel an Stoffwechselkrankheiten oder Herzfehlern gestorben sind, können heute gerettet werden. Das führt dazu, dass sie zu einem guten Teil in ihrer Entwicklung gefördert werden müssen", sagt Brune. Außerdem erlaube es die Hochleistungsmedizin heutzutage, immer jüngere Frühchen durchzubringen.

Im IFF Lippe würden diese Fälle von Anfang anbetreut. Die Physiotherapeutinnen kennen die Kinder und auch deren Eltern, denn sie begleiten sie bereits nach der Geburt. &bdquo;Da gibt es ein Vertrauensverhältnis, auf das wir aufbauen können. Das ist in einer Situation, die die Familien sehr belastet, außerordentlich wichtig", sagt Physiotherapeutin Anna Kunze-Janzen.

Im Vorfeld der Zentrums-Gründung hatte es Kritik daran gegeben. Befürchtet wurde, dass das Angebot in der Fläche ausgedünnt werde und Eltern weite Wege in Kauf nehmen müssten. Kinderarzt Dr. Hans Broede hatte als Obmann der Pädiater in Lippe an den Kreis geschrieben. Und heute?&bdquo;Die heilpädagogische und integrative Frühförderung nebeneinander anzubieten, kann problematisch sein. Wir müssen das abwarten", sagt er.

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