Nach Wildschwein-Einbruch: Für Schäden durch Wildtiere zahlt keine Versicherung

Kreis Lippe. Kommt der Besuch mit dem Hund und schmeißt der eine kostbare Vase um, dann könnte eine Versicherung den Schaden übernehmen. Zieht eine Wildschweinrotte marodierend durch das Haus, sieht das ganz anders aus. Allenfalls die Scheibe oder Tür gibt es ersetzt, der Rest ist Pech. Woher die Tiere gekommen sein könnten, die am Samstag in zwei Häuser in Ehrsen-Breden eingefallen waren, dazu hat sich ein LZ-Leser gemeldet. Er hat Jäger im Gebiet Hoffmannswiesen beobachtet.

Der Bad Salzufler war gegen 15 Uhr mit seinem Rad unterwegs und sah, dass eine Gruppe Jäger rechts der Werrebrücke in Richtung Werrewiesen schauten. Er habe Schüsse gehört, aber kein Tier gesehen. Hegeringleiter Andreas Wolf bestätigt das. Allerdings hätten es die Jäger nicht auf Wildschweine abgesehen, sondern auf Enten. Zwei Schüsse seien abgegeben worden, auf eine Ente und einen Fuchs.

&bdquo;Die Jäger haben geschildert, dass sie am Ende der Jagd, als sie sich versammelt hatten, eine Rotte Wildschweine beobachtet haben. Sieben Tiere sind zusammen gelaufen", sagt Wolf. Zeitlich passe das nicht mit dem Sturm in die Häuser zusammen. Auch sei nicht sicher feststellbar, ob es überhaupt Wildschweine dieser Gruppe waren. &bdquo;Sie können in einer Nacht bis zu 30 Kilometer laufen, also auch woanders herkommen. Außerdem können sie durch Hunde oder Autos erschreckt worden sein und sich getrennt haben. Es gibt viele Möglichkeiten", sagt der Hegeringleiter. Für die Betroffenen sei das überaus ärgerlich.

Der Wildschweinbestand sei hoch. &bdquo;Wir haben fast Berliner Verhältnisse. Am Glashaus wachsen Brombeerhecken, das ist ein super Versteck für die Wildschweine. Wenn dann noch Müll weggeworfen wird, dann finden die auch noch leicht Futter", sagt der Jäger.

Wildtiere stellen eine Ausnahme da Bleibt die Frage, ob die Betroffenen ihre Schäden ersetzt bekommen. Sven Limberg, Pressesprecher der Lippischen Landesbrand, hat den Aufmacher in der LZ gesehen und sich schnurstracks kundig gemacht. Allerdings ist das Ergebnis keineswegs erfreulich: Schäden durch Wildtiere sind nicht versicherbar. &bdquo;Es gibt keinen Halter, dem man das Tier zuordnen kann", erklärt Limberg. Allerdings gilt das für das, was die Tiere im Wohnzimmer angerichtet haben. &bdquo;Wenn da Schränke zu Bruch gehen, Vasen umstürzen, also Hausrat demoliert wird, dann wird das nicht ersetzt. Das gilt auch, wenn Gärten durchwühlt werden", erklärt der Versicherungsfachmann. Vandalismus, zum Beispiel im Zusammenhang mit Einbrüchen, sei zwar ein Risiko, das abgesichert werden könne. &bdquo;Aber da geht es um Personen, die wüten, Wildschweine fallen nicht darunter."

Anders sieht es bei den Scheiben aus. In Bad Salzuflen waren die Wildschweine in zwei Häusern durch die Terrassentüren gestürmt. &bdquo;Wenn die Eigentümer eine Glasbruchversicherung haben, dann werden die Schäden ersetzt. Das gilt dann für das Glas, aber auch für den Rahmen."

Speziell werde es, wenn ein Zusammenhang mit einer Jagd vermutet werde. In Schötmar und Ehrsen-Breden gab es Spekulationen darüber, woher die Tiere überhaupt stammten. Wie berichtet, geht Wilhelm Pivit, Leiter des Hegerings Vierenberg, davon aus, dass die betreffende Rotte mit vier Tieren in den Hoffmannswiesen lebt. Einen Zusammenhang mit einer Drückjagd am Samstag in Papenhausen schloss er aus, die Wildschweine seien in eine ganz andere Richtung, nach Lemgo-Brüntorf, getrieben worden.

Das Verhalten von Wildtieren ist meist unberechenbar Aus Sicht der Versicherung will Sven Limberg da keine Bewertung abgeben. Jäger hätten grundsätzlich eine Jagdhaftpflicht, allerdings decke diese Schäden ab, die die Person direkt verursacht habe. Als Beispiel nennt Limberg den Fall, dass jemand durch einen Querschläger verletzt oder aus Versehen angeschossen wird. &bdquo;Das Verhalten der Wildtiere ist etwas ganz anderes. Und wer kann sagen, was sie wann in Panik versetzt hat? Das sind durchaus Fälle, bei denen die Gerichte entscheiden", meint Limberg.

Da ist es sehr viel einfacher, wenn es um domestizierte Tiere geht. Am Sonntagabend hat sich ein 36-jähriger Autofahrer verletzt, als er auf der Hörster Straße mit einer Kuh zusammenstieß. Er fuhr gegen 17.45 Uhr mit seinem Golf in Richtung Hellweg. Plötzlich stand eine Gruppe Kühe auf der Fahrbahn, von der er eine mit dem Wagen erfasste. Mann und Kuh verletzten sich leicht, ersterer wurde im Krankenhaus behandelt, letztere ging zurück in den Stall. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf 5000 Euro. &bdquo;Solche Schäden sind durch die landwirtschaftliche Haftpflichtversicherung gedeckt", erklärt Limberg.

In Deutschland gebe es nur eine Versicherung, die für alle Pflicht sei: fürs Auto. Eine Tierhaftpflichtversicherung sei aber auch zum Beispiel Hundehaltern zu empfehlen. &bdquo;Das ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, aber wenn ein Hund zum Beispiel auf die Straße läuft und jemand verunglückt, dann haftet der Tierhalter." Bei Katzen sei das im übrigen anders. Die fielen unter die Privathaftpflicht. Allerdings sei die Anzahl der Versicherungsfälle überschaubar. &bdquo;Was sie im eigenen Haushalt kaputt machen, fällt nicht unter die Haftpflicht – und Katzen nimmt man kaum mit zu Besuch."

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