Geschäfte verschwinden weiter aus den Städten

Kreis Lippe. Die Kauflaune ist auf dem Tiefpunkt, es ist Januar, da muss Weihnachten erst einmal verkraftet werden. Das ist zu dieser Zeit immer so. Besser ist die Jahresbetrachtung, und da sieht es für den Handel bundesweit besser aus. Wobei nur Online Zuwächse zu verzeichnen sind, die Händler in den Innenstädten – auch in Lippe – verlieren Kunden.

Im vergangenen Jahr hat der Umsatz laut Einzelhandelsverband insgesamt bei 550 Milliarden Euro gelegen, ein Plus von drei Prozent. Für Lippe gibt es bislang nur die Zahlen aus 2018, aber Kai Buhrke, Geschäftsführer des Handelsverbandes OWL, geht davon aus, dass die Lipper unter dem Strich bei einem Minus von 0,5 Prozent liegen werden und einem Umsatz um die 1,59 Milliarden Euro. &bdquo;Das ist seit Jahren zu beobachten und lässt sich so einfach auch nicht umkehren", sagt er. Die Oberzentren wie Paderborn und Bielefeld zögen Kunden ab, Global Player gebe es kaum, die Nachricht, dass Großunternehmen Stellen abbauen, trage auch nicht dazu bei, die Kauflust zu beflügeln.

Dennoch gehe der Verband davon aus, dass es im Laufe des Jahres durchaus Anreize für den Konsum gebe. Wobei hier besonders der Onlinehandel profitiere. Von den 1,59 Milliarden Euro Umsatz entfielen in Lippe 150 Millionen, also um die zehn Prozent, auf den Onlinehandel. Fast die Hälfte gehe allein zu Amazon. &bdquo;Da kann man nicht dagegen halten, sondern muss entweder pfiffige Lösungen anbieten oder sich arrangieren. Das Problem ist, dass die Händler gefunden werden müssen. Zumeist läuft die Recherche der Kunden eben über Amazon. Ein Drittel der Textileinkäufe läuft über diese Schiene. Das ist für die Händler, die einen Laden unterhalten, ein enormer Druck", sagt Buhrke.

Der Handelsverband berate und unterstütze die Mitglieder und stelle ihnen einen Digitalcoach an die Seite. Sie sollen besonders kleine und mittelgroße Händler darin unterstützen, ihren richtigen Weg in die digitale Welt zu finden.

Die Prognosen sind trotzdem düster Der Verband schätzt, dass in NRW von den 110.000 Geschäften bis 2030 jedes fünfte schließt. &bdquo;Da wird man dann auch kaum Nachfolger finden, die Innenstädte werden sich dann sehr verändern", sagt der Geschäftsführer. Ein großer Knackpunkt seien die Mieten, die vielfach nicht mehr angemessen seien, wenn man sich die Frequenz in den Innenstädten anschaue. &bdquo;Da muss es mehr so etwas geben wie Mietpartnerschaften. Es müssen beide Seiten damit leben können." In Paderbornhabe man das Projekt &bdquo;Erlebniseinkaufen" gestartet. Eine neue Stadt-App macht quasi Vorschläge für einen Tag in Paderborn, das fängt beim Parkleitsystem an und hört beim Buchen der Theater- oder Kinokarten für den Abend auf. Solche digitalen Formate hätten großes Potenzial, allerdings seien die Umsätze, die sich auch durch solche lokalen Marktplätze generieren ließen, durchaus noch überschaubar.

Es gebe einige pfiffige Ideen, wie man Onlinehandel und stationären Handel kombinieren kann. Buhrke selbst hat ein Beispiel. Er suchte einen besonderen Plattenspieler, der vor Ort nirgends zu kaufen war. Online fand er einen Händler, der einen sehr guten Preis bot – aber nur nach einem Anruf vor dem Kauf. &bdquo;Der hat mich sehr gut beraten, und letztlich habe ich weitere Teile gekauft."

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