Klinikum sieht sich gut gerüstet für die neue Ausbildung für Pflegeberufe

Kreis Lippe. Zum Jahresanfang hat das Bundesgesundheitsministerium die Ausbildung für Pflegeberufe zusammengelegt. Alle Azubis, egal ob sie später mit Kindern, Senioren, auf Akutstationen, ambulant oder in Reha-Häusern arbeiten möchten, lernen zwei Jahre gemeinsam. Im dritten Jahr wählen sie dann einen Schwerpunkt. Das Klinikum Lippe, mit 285 Plätzen allein im Pflegebereich größter Ausbilder überhaupt in Lippe, hat sich darauf eingestellt.

Pflegedirektor Andreas Zeisberg und Tobias Bach, Leiter der Pflegeschule Herford/Lippe, sehen die in Fachkreisen jahrelang durchaus umstrittene Gesetzesreform erstmal positiv. Kritiker sorgen sich um ein möglicherweise zu hohes Ausbildungsniveau, Befürworter sehen eine Aufwertung der Ausbildung. Zeisberg und Bach wollen die Konsequenzen der Reform mitgestalten. Es sind zum Beispiel umfangreiche Kooperationen und Absprachen mit Seniorenheimen, ambulanten Diensten, Pflegeschulen, Fachseminaren und natürlich dem eigenen Haus nötig. Zeisberg: &bdquo;Dienstpläne müssen lange festliegen. Es gibt 130 Einrichtungen allein in Lippe, davon bilden 80 aus.“ Mal eben für die nächste Woche um drei Azubis bitten, das gehe natürlich nicht. Die Auszubildenden wechseln im praktischen Teil etwa alle zehn Wochen – es muss dafür gesorgt werden, dass diese Zeiten gut übers Jahr und die Einrichtungen verteilt werden. Die Pflegeschule übernimmt diese Koordination.

Aber es ändert sich ja nicht nur organisatorisch einiges. Es gibt zum Beispiel neue Lehrpläne – und, entscheidender: Die Schüler gucken vermehrt über Tellerränder. &bdquo;Den Austausch zwischen den Kinderkranken- oder den Altenpflegern gab es ja früher gar nicht“, sagt Bach. Zwar müssen sich alle zu Beginn der Ausbildung festlegen, ob sie etwa in der Altenpflege, der Pädiatrie oder auf Erwachsenenstation arbeiten wollen. Aber: &bdquo;Wir wollen natürlich sicherstellen, dass die Bewerber ihren Berufswunsch erfüllen können“, sagte Zeisberg. Will heißen: Wer wechseln möchte, weil sich zum Beispiel Vorbehalte gegen ein bestimmtes Arbeitsfeld als falsch erweisen, wird das können. Schließlich gehe es dem Klinikum darum, die neuen Fachkräfte zu halten. Denn: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat neue Personaluntergrenzen festgelegt, der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter ist hoch, es gibt neue Stationen. &bdquo;Wir brauchen dringend Pflegefachkräfte“, sagt Zeisberg. Während der Ausbildung ersetzten die Schüler keinesfalls gestandene Mitarbeiter, weil sie womöglich billiger seien, sondern eine Begleitung durch Examierte ist vorgeschrieben. &bdquo;Eine Alleinarbeit“ ist ausgeschlossen“, sagt Bach.

Qualifikationen sind nötiger denn je, waren es auch bis jetzt schon – etwa für die Arbeit auf Frühgeborenenstationen. Lebenslanges Lernen wird großgeschrieben. Übrigens auch mit Blick auf die EU, sagt Bach: Eine dermaßen spezialisierte Pflegeausbildung, wie es sie in Deutschland bislang gab, gibt es in anderen Ländern gar nicht. Die neue Ausbildung ist nun EU-weit anerkannt.

Die Arbeitsagentur berät Ergänzend zur beruflichen Pflegeausbildung gibt es ein berufsqualifizierendes Pflegestudium – darauf weist die Agentur für Arbeit hin. &bdquo;In drei Jahren zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann: Die schulische und praktische Ausbildung ist generalistisch angelegt und qualifiziert die künftigen Pflegekräfte für die selbstständige Pflege von Menschen in allen Pflegesituationen“, erläutert Sabine Gulfam, von der Detmolder Arbeitsagentur. Wer Fragen zur neuen Pflegeausbildung hat, ist damit bei der Berufsberatung richtig und und melde sich persönlich in der Agentur für Arbeit Detmold an, Tel. (0800) 4555500 oder per E-Mail an Detmold.Berufsberatung@arbeitsagentur.de.

Bedingungen müssen stimmen Künftige Pflegerinnen und Pfleger bekommen in ihrer Ausbildung nun Einblicke in die Arbeit – auf der &bdquo;Inneren“ ebenso wie auf der Frühchenstation, im ambulanten Dienst oder im Seniorenheim. Diese Arbeit mit ganz unterschiedlichen Patienten hat sicher vieles gemeinsam: Ihre hohe, kaum zu bezahlende Bedeutung für die Gesellschaft. Das nötige Einfühlungsvermögen gegenüber den Kranken, gegenüber jungen, sich sorgenden Eltern oder gegenüber den Angehörigen von Demenzkranken. Natürlich zählt pflegerisches Grundwissen.

Aber es gibt auch Unterschiede. Ein Frühchen zu versorgen ist etwas ganz anderes, als Demenzkranke umzubetten. Die Konsequenz der Generalistenausbildung ist also: Wenn die künftigen Pflege-Profis merken, dass ihnen das eine Arbeitsfeld doch eher liegt als das andere, müssen während der Ausbildung Wechsel des Schwerpunktes möglich sein. Dafür müssen Arbeitgeber wie das Klinikum sorgen. Doch nur wenn auch Rahmenbedingungen wie Arbeitsatmosphäre, Qualifikations-Angebote, Dienstplan-Gestaltung und übrigens auch der Lohn stimmen, werden die Fachkräfte gehalten werden können. Denn da der pflegerische Generalisten-Nachwuchs ja top ausgebildet worden ist, können sich die Pflegekräfte künftig ihren Arbeitgeber aussuchen. Diese sind in der Pflicht.

Klinikum sieht sich gut gerüstet für die neue Ausbildung für Pflegeberufe

Bewerber ums Landratsamt für Lippe fordern: „Pflege darf nicht krank machen“

Klischee und Realität: Was die Arbeit in der Pflege ausmacht

Lemgo lädt zur ersten Gesundheitsmesse ein

Verband: Pflegekräfte warten monatelang auf Anerkennung

Rollstuhl-Rallye und Reanimation sollen Jugendliche aus Lippe für Pflegeberufe begeistern

So wirkt das DRK Lippe dem Nachwuchsmangel in der Pflege entgegen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus