Kreis Lippe. Muss ich mit einer Erkältung zu Hause bleiben? Sollten Urlaubspläne storniert werden? Viele Fragen haben die LZ-Redaktion erreicht - die wichtigsten Antworten zusammengestellt.
Ich bin mit leichten Anzeichen einer Erkältung aufgewacht, war aber in keinem Risikogebiet und hatte auch meines Wissens nach keinen Kontakt mit einer infizierten Person. Muss ich handeln?
Als erstes sollte Rücksprache mit dem Hausarzt gehalten werden - am besten telefonisch. Der kann auch eine Krankschreibung für bis zu sieben Tage ausstellen, ohne den Patienten in der Praxis zu untersuchen. Außerhalb der Sprechstunden ist der ärztliche Notdienst unter der Nummer 116117 erreichbar. Die Ärzte entscheiden, ob ein Patient näher untersucht werden muss, zum Beispiel außerhalb der Sprechstunden in der Praxis, oder gar ein Abstrich auf Coronavirus erstellt werden muss.
Ich bin zum Diagnosezentrum im Hangar gefahren, um mich testen lassen, wurde aber wieder weggeschickt. Wieso werden nicht alle getestet, die befürchten, infiziert zu sein?
Das Diagnosezentrum hat keine festen Öffnungszeiten, sondern ist über eine verbindliche Terminvergabe organisiert. Daher der wichtige Hinweis: Eine Anmeldung über die 116117 oder 05231-621100 ist zwingend notwendig. Personen ohne eine vorherige Anmeldung werden nicht im Diagnosezentrum untersucht.
Unter der Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes (116117) ist immer besetzt oder es geht ein Anrufbeantworter ran. Was soll ich tun?
Zuerst sollte immer der Hausarzt kontaktiert werden, die Nummer 116117 ist außerhalb der Sprechzeiten geschaltet.
Wie lange dauert es, bis ich nach einem Abstrich ein Testergebnis erhalte?
Die Proben werden täglich zu den auswertenden Laboren gebracht. Es kann bis zu zwei Tage dauern, bis das Ergebnis vorliegt.
Ich bin unter Quarantäne gesetzt worden, was darf ich jetzt noch tun und was nicht?
Im Falle einer nachgewiesenen Corona-Infektion ordnet das Gesundheitsamt des Kreises Lippe eine häusliche Quarantäne an. Entsprechend wurde auch mit allen bislang in Lippe nachgewiesenen Fällen verfahren. Darüber hinaus ermittelt das Gesundheitsamt, welche Kontakte die erkrankte Person im Vorfeld hatte und ordnet für diese ebenfalls eine häusliche Quarantäne an. Als Kontaktpersonen werden dabei die Menschen eingestuft, die nahen Kontakt zu Personen mit nachgewiesener Corona-Infektion hatten. Auch von ihnen werden gegebenenfalls Proben genommen, um sie auf eine Infektion mit dem Corona-Virus zu untersuchen. Über die Verhaltensregeln in häuslicher Quarantäne informiert die betroffenen Personen ebenfalls das Gesundheitsamt, hier steht den Betroffenen zudem eine E-Mail-Adresse zur Verfügung.Von der häuslichen Quarantäne betroffene Personen mit gesundheitlichen Beschwerden können sich an das Gesundheitsamt wenden, in einer Notlage an den Notruf. Besorgungen sollten durch Familie oder Freunde sichergestellt werden.
Wieso wird nicht gesagt, wo in Lippe die infizierten Menschen wohnen? Könnte man sich nicht besser schützen, wenn man das wüsste?
Der Kreis Lippe äußert sich grundsätzlich nicht zu den Wohnorten der Menschen (weder, um zu dementieren, noch um zu bestätigen). Erstens erlaubt die Aussage über den Wohnort keine Sicherheit darüber, ob man sich schützen kann: Ob man Kontakt zu der infizierten Person hatte, kann man erst einschätzen, wenn man weiß, wer die Person ist. Leider ist es in der Vergangenheit zu Anfeindungen gegenüber infizierten Personen gekommen, sobald deren Identität in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Deshalb ist für die Kreis Lippe die Aufgabe, den Bürger zu informieren, gleichzeitig aber auch die infizierten Personen zu schützen.
Grundsätzlich geht der Schutz der Bürger vor, das heißt auch: Die Mitarbeiter des Gesundheitsamt ermitteln gründlich und gewissenhaft alle potenziellen Kontaktpersonen, nehmen Kontakt zu ihnen auf, leiten bei Bedarf weitere Maßnahmen ein und stellen diese wenn nötig ebenfalls unter Quarantäne.
Ich habe Karten für eine Veranstaltung, die im April stattfinden soll. Wann weiß ich, ob sie abgesagt wird?
Laut Erlass des MAGS NRW werden Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern abgesagt. Veranstaltungen mit weniger als 1.000 Teilnehmern müssen individuell bewertet werden. Die Situation wird immer wieder neu in den Blick genommen, daher kann noch keine pauschale Aussage getroffen werden, welche Veranstaltungen stattfinden. In NRW gilt die 1.000-Teilnehmer-Regel bis auf Weiteres. Eine Übersicht abgesagter Veranstaltungen gibt es im LZ.de-Liveticker.
Eine Veranstaltung, die für die ich bereits Tickets hatte, ist abgesagt oder verschoben worden. Bekomme ich mein Geld zurück?
Wenn ein Veranstalter ein Ereignis an einem bestimmten Termin komplett absagt, können Ticketinhaber ihr Geld zurückverlangen. Es besteht ein Erstattungsanspruch. Verschiebt der Veranstalter das Event, müssen Ticketinhaber das nicht wahrnehmen und können ebenfalls Rückerstattung verlangen - insofern auf die gekauften Karten für ein konkretes Datum gültig waren. Wer aus Angst vor einer Ansteckung sein Ticket zurückgeben will, sollte sich beim Veranstalter melden, viele zeigen Kulanz.
Auch in NRW werden alle Schulen geschlossen, was soll ich mit meinem Kind machen, wenn ich zur Arbeit muss?
Eltern müssen sich um eine anderweitige Betreuungsmöglichkeit bemühen. Individuelle Absprachen mit dem Arbeitgeber sind hier hilfreich. Wenn ein Kind zu Hause bleiben muss, weil es selbst erkrankt ist, können sich Eltern freistellen lassen. Das Sozialgesetzbuch (§ 45) sieht hier bis zu zehn Tage pro Kind und Elternteil vor pro Jahr. Das heißt, ein alleinerziehendes Elternteil mit zwei Kindern könnte sich bis zu zwanzig Tage pro Jahr freistellen lassen.Bei einer Infektion des Kindes haben gesetzlich Versicherte dann entsprechend einen Anspruch auf Kinderkrankengeld. Dies zahlt die Krankenkasse. Voraussetzung dafür ist, dass das Kind noch keine zwölf Jahre alt ist.
In NRW greift zudem eine Übergangsregelung. Damit die Eltern Gelegenheit haben, sich auf diese Situation einzustellen, können sie bis einschließlich Dienstag, 17. März, aus eigener Entscheidung ihre Kinder zur Schule schicken. Die Schulen stellen an diesen beiden Tagen während der üblichen Unterrichtszeit eine Betreuung sicher. Die Einzelheiten regelt die Schulleitung. Außerdem soll in den Schulen ein Betreuungsangebot gerade für jüngere Schüler sichergestellt werden.
Kann ich in den Osterferien in den Urlaub fahren?
Der Ferienstart ist am 6. April, bis dahin kann sich die Situation noch stark verändern. In Italien und den USA ist zur Zeit keine Einreise möglich, wer von Deutschland nach Zypern reisen möchte, muss damit rechnen, vor Ort zunächst 14 Tage in Quarantäne verbringen zu müssen. Das gilt auch für Israel und Moskau. Die indische Regierung hat alle Touristenvisa für einen Monat für ungültig erklärt. Des Weiteren können Deutsche nicht nach Jordanien (ab Montag), Kasachstan, Bhutan, Nepal, El Salvador oder Malediven einreisen. Aktuelle Informationen gibt es auch auf der Website des Auswärtigen Amts.
In den Supermärkten mangelt es seit Tagen an Toilettenpapier, Mehl und Konserven. Sollte ich auch Vorräte anschaffen?
Der Bevölkerungsschutz des Kreises hat eine Broschüre dazu herausgegeben, die auch online einsehbar ist. Es wird etwa empfohlen, Lebensmittel und Getränke für zehn Tage zu lagern. Darunter Trinkwasser - zwei Liter pro Tag und Person - und Lebensmittel, die ohne Strom gelagert werden können. Die Ratgeber gelten generell zur Vorbereitung für die Notfallvorsorge und sind nicht spezifisch für die Situation mit Coronavirus ausgelegt. De facto gibt es in Deutschland zur Zeit keine Lebensmittelengpässe, Lebensmittelversorger hatten bereits Ende Februar darauf hingewiesen, dass sie vorbereitet seien.
Die Bundeskanzlerin hat verkündet, in Deutschland könnten rund 70 Prozent der Bevölkerung infiziert werden. Wie kann ich das verhindern?
Die Behörden versuchen zur Zeit, bei allen Infizierten, die Kette der Infektion nachzuvollziehen. Die Gesundheitsämter spüren Kontaktpersonen auf und isolieren sie, meist wird eine 14-tätige Quarantäne verordnet. So will man verhindern, dass auf einen Schlag eine große Zahl schwer erkrankter Patienten in Krankenhäusern versorgt werden müssen.Um Infektionswege zu erschweren, sind Veranstaltungen in NRW mit mehr als 1.000 Teilnehmern untersagt worden, in Lippe werden auch viele kleinere Veranstaltungen abgesagt. Jeder einzelne kann mithelfen, in dem er darauf achtet, in die Armbeuge zu husten oder zu niesen, bei Erkältungssymptomen seinen Arzt kontaktiert, sich ausreichend die Hände wäscht und auf Händeschütteln verzichtet. Angela Merkel hat außerdem die Empfehlung ausgesprochen: "Wo immer möglich sollten die Menschen auf Sozialkontakte verzichten."
In den Apotheken und Drogerien sind Schutzmasken und Desinfektionsmittel ausverkauft, muss ich jetzt Angst haben, ohne Schutz rauszugehen?
Dazu informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wenn eine an einer akuten Atemwegsinfektion erkrankte Person sich im öffentlichen Raum bewegen muss, kann das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (z.B. eines chirurgischen Mundschutzes) durch diese Person sinnvoll sein, um das Risiko einer Ansteckung anderer Personen durch Tröpfchen, welche beim Husten oder Niesen entstehen, zu verringern (Fremdschutz). Hingegen gibt es keine hinreichenden Belege dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, verringert. Nach Angaben der WHO kann das Tragen einer Maske in Situationen, in denen dies nicht empfohlen ist, ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen. Das kann dazu führen, dass zentrale Hygienemaßnhamen wie eine gute Händehygiene vernachlässigt werden.
Desinfektionsmittel sind in erster Linie für Personen wichtig, die direkt im Kontakt mit Infizierten stehen - zum Beispiel Arztpraxen und Krankenhäuser. Um sich selbst ausreichend zu schützen, empfehlen die offiziellen Stellen, sich ausreichend die Hände zu waschen (zweimal "Happy Birthday" währenddessen singen), auf Händeschütteln zu verzichten und sich möglichst nicht ins Gesicht zu fassen.
In den Medien liest man immer nur von den steigenden Zahlen, wieso wird nicht von den Leuten berichtet, die schon wieder geheilt wurden?
Auch über geheilte Menschen wird immer wieder berichtet. Es gibt eine interaktive Karte der John Hopkins Universität in Baltimore, USA, die in Echtzeit die Entwicklung der Neuerkrankungen und genesenen Personen abbildet. Daraus zitiert zum Beispiel auch LZ.de immer wieder in ihrem Liveblog.
Warum machen sich alle über einen Virus den Kopf, der noch viel weniger Tote hat, als die Grippe?
Coronavirus hat eine sehr viel höhere Ansteckungsrate und eine etwas höhere Rate an schweren Erkrankungen. Das gefährdet insbesondere vorerkrankte und ältere Personen. Wenn die Anzahl der schweren Fälle zu schnell zu hoch steigt, kann das Gesundheitssystem das nicht abfangen - insbesondere, wenn auch Ärzte und Pfleger sich infizieren. Es gibt noch keinen Impfstoff. Deswegen gilt es, die Pandemie so weit möglich zu verlangsamen.