"Mordkuhlen-Räuber" haben es 2003 auf Prostituierte abgesehen

Horn-Bad Meinberg/Detmold. In den mit Vanille-Duft tapezierten Plüsch-Mobilen herrscht Unbehagen. "Ja, Angst habe ich schon", sagt Chari (Name von der Redaktion geändert) dem LZ-Reporter, der sie für seinen Bericht in der Ausgabe vom 8. November 2003 besucht. Die Prostituierte steht mit ihrem mobilen Bordell in der Hiddeser Mordkuhle. Erst vor wenigen Tagen sind hier zwei ihrer Kolleginnen brutal überfallen worden, kurz danach traf es eine weitere Sexarbeiterin. Die Sorge ist groß, dass sich die Raub-Serie fortsetzen könnte.

Es ist der Abend des 30. Oktober 2003, als zwei Männer mit vorgehaltener Schusswaffe an der Tür eines Wohnmobils in der Mordkuhle klopfen. Die Frau hat keine Chance sich zu wehren, muss Bargeld und ihr Handy abdrücken. Nach der ersten erfolgreich ergaunerten Beute setzt das Duo seinen Raubzug fort und überfällt einen weiteren Wohnwagen unweit des ersten Tatorts. Die Frauen beschreiben der Polizei die Männer, eine Öffentlichkeitsfahndung wird sofort ausgeschrieben.

Fluchtwagen führt auf die Spur Dennoch kommt es knapp eine Woche später zu einem weiteren Vorfall. Die beiden Männer, sie sollen zwischen 25 und 30 Jahre alt sein, überrumpeln eine Prostituierte, die ihrem Gewerbe im Bärental an der B1 nachgeht. Die Männer dringen in den Wohnwagen ein, zwingen die Frau, ihre Einnahmen herauszugeben. Nach diesem Vorfall veröffentlicht die Polizei auch Phantombilder, die helfen sollen, die Täter aufzuspüren. Und: ein Zeuge meldet sich, der einen roten Mercedes am Tatort in Hiddesen gesehen haben will. Die Beschreibung passt auch auf das Fluchtfahrzeug, das die Prostituierte an der B1 beschreibt. Hier sollen die Täter in dem roten Fahrzeug in Richtung Paderborn davon gefahren sein.

Dass die Taten in unmittelbarem Zusammenhang zueinander stehen, wird der Polizei schnell klar. Sie setzt alles dran, die "Mordkuhlen-Räuber" schnellstmöglich zu erwischen. Ein Indiz: Das Kennzeichen, das der Zeuge am rote Mercedes gesehen haben will, war zuvor in Horn-Bad Meinberg als gestohlen gemeldet worden.

Konkurrenzkampf im Milieu? Die Ermittler gehen auch Hinweisen nach. dass eine Gang hinter den Taten stecken soll. Die Theorie: Die Bande soll den Prostituierten Angst einjagen, um sie so ihrer Stellplätze zu verweisen und damit Konkurrenz auszuschalten. Doch die Ermittlungen laufen ins Leere - bis sich plötzlich Hinweise auf den gesuchten roten Mercedes verdichten. Der Wagen soll in Augustdorf gesehen worden sein. Hier nehmen die Beamten kurze Zeit später zwei Männer fest. Einer von ihnen ist bereits einschlägig vorbestraft. Wegen räuberischer Erpressung war er zu einer mehr als dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden. Sein Komplize legt ein Geständnis ab.

Im Auto findet die Polizei die restlichen Beweise: Das gestohlene Kennzeichen aus Horn und eine Gaspistole. Zudem tauchen auch die gestohlenen Handys auf. Die Männer werden dem Haftrichter vorgeführt.

Sechs Monate später kommt es zum Prozess. Die beiden Augustdorfer, 25 und 26 Jahre alt, stehen vor dem Landgericht Detmold. Hier wird auch das Motiv für die Taten klar: Einer der beiden hatte in obskure Geldgeschäfte investiert und war bankrott gegangen. Er brauchte Bares, sein Komplize half ihm.

Für die drei Raubüberfälle verhängt der Richter Haftstrafen in Höhe von fünf Jahren und neun Monaten, beziehungsweise vier Jahren und neun Monaten.

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