Maisernte leidet unter dem Klimawandel

Kreis Lippe. Die Maisernte im Kreis Lippe ist in vollem Gange. Die Maishäcksler haben ihre Arbeit aufgenommen und knabbern sich beständig durch die Felder, Autofahrer müssen etwas Geduld aufbringen, wenn ein Großtraktor mit beladenem Anhänger vor ihnen fährt.

&bdquo;Der Maiserträge fallen in diesem Jahr sehr unterschiedlich aus, abhängig von der Bodenqualität und den Niederschlägen", erläutert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe Dieter Hagedorn. Sorgen müssen sich die Landwirte aber wohl nicht machen: Die Ernte werde zwar unter dem Durchschnitt der letzten Jahre liegen, aber besser ausfallen als im Vorjahr, erklärte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Peter-Eric Froböse gegenüber der LZ.

Trockenheit und Hitze

Trockenheit und Hitze im Frühjahr setzten dem Mais in seiner Entwicklung zu. Je nach lokaler Witterung seien Menge und Qualität sehr verschieden. &bdquo;Insgesamt kam der Regen Ende Mai/Anfang Juni nach dem trockenen Frühjahr und auch im August für die Ackerfrucht immer gerade noch zur rechten Zeit", berichtet der Vorsitzende und erklärt weiter, dass viele Bauern die neue Ernte dringend bräuchten. Nach zwei trockenen Jahren seien kaum Futterreserven auf den Höfen vorhanden, heißt es in einer Pressemitteilung des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes.

Dass die Ernte so heterogen ausfällt, kann man laut Froböse nicht dem Boden zuschreiben. Ob Sandboden wie in Augustdorf oder Lehmböden – auf jedem Untergrund fielen die Erträge dieses Jahr sehr unterschiedlich aus. &bdquo;Wir haben vor der Maisernte mittels Drohnen kontrolliert, ob sich Tiere auf dem Feld aufhalten. Dabei hat sich gezeigt, dass selbst innerhalb eines Feldes der Ertrag sehr unterschiedlich sein kann – teils bis zu 50 Prozent, selbst auf lehmigen Böden, die eigentlich das Wasser besser halten."

Grundwasserpegel stark gesunken

Man habe jetzt das dritte Jahr in Folge mit sehr wenig Bodenwasser, und auch der Grundwasserpegel sei stark gesunken. Teilweise seien die Böden mehrere Meter tief staubtrocken. &bdquo;Dadurch ist die Wasseraufnahmefähigkeit stark eingeschränkt. Nur in gleichmäßig feuchten Böden bilden sich Kapillare, die Niederschlag aufnehmen können", erklärt Froböse. Die Folgen merkt Landwirt Froböse an seinen eigenen Brunnen – der Nachlauf an Wasser fehlt. Man könnte die Felder bewässern. Doch das sei teuer und keine flächendeckende Lösung. Wo bewässert werde, stünden die Bauern vor einem anderen Problem: Die Wasserwerke könnten oft nicht genug Wasser liefern.

Wo Wasser fehlt, setzen Hitze und Kälte dem Mais zu. &bdquo;Die Eisheiligen haben dem Mais kalte Ohren beschert – die Zellen werden geschädigt", weiß Froböse. Und bei 30 Grad im Schatten liege die Temperatur am Boden oft bei 45 Grad oder mehr: &bdquo;Dann vertrocknen die Kapillarleitungen in der Pflanze." Und damit die Frucht.

Zu einem weiteren Problem führt laut Froböse der reduzierte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Die Saat werde &bdquo;gebeizt", um Schimmelbildung zu verhindern, anstatt mit sehr viel größerem Chemie-Einsatz die Maisfelder zu besprühen. Der Lagenser Landwirt hat beobachtet, dass besonders Krähen das gut finden – denen munde die gebeizte Saat gut. Und Wildschweine würden reihenweise die jungen Pflanzen abknabbern, was dem Ertrag auch nicht gerade förderlich ist.

&bdquo;Was wir hier erleben, ist schon eine Stufe des Klimawandels", sagt Froböse. Er zeichnet seit 30 Jahren das Wetter auf und hat festgestellt, dass Witterungsperioden – ob Trockenheit oder Regen – seit etwa zehn Jahren länger anhalten und intensiver sind. Die Saatzucht habe das auf dem Schirm und versuche, die Sorten auf veränderte Umweltbedingungen anzupassen. &bdquo;Es dauert aber zehn bis zwölf Jahre, bis eine neue Sorte einsatzreif ist." Immer höhere Erträge hält er nicht mehr für das alleinige Ziel der Saatzucht: &bdquo;Wir brauchen Sorten, die zäh sind und lange durchhalten." Das gibt Planungssicherheit.

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