So denkt die Branche in Lippe über das diskutierte Böllerverbot

Kreis Lippe . Die Niederlande haben es als erstes Land Europas entschieden: Dort gilt an Silvester ein Böller- und Feuerwerksverbot. Das soll die Krankenhäuser während der Corona-Pandemie entlasten. Am Mittwoch tagen auch Bund und Länder in Deutschland zum weiteren Vorgehen. Die SPD ist für ein Verbot, die CDU hält dagegen und will ein Teil-Verbot mit Handlungsempfehlungen durchsetzen. Lippische Händler sehen ein mögliches Böllerverbot kritisch. Das Klinikum dagegen verweist auf das deutlich höhere Patientenaufkommen an Silvester.

&bdquo;Das wäre für viele Händler, Importeure und Hersteller der Ruin", sagt Daniel Dick, Inhaber von Pyrondo-Feuerwerk in Bad Salzuflen. Der gelernte Pyrotechniker richtet jährlich vor Silvester einen Feuerwerksverkauf aus. &bdquo;Ich leite den größten Fachhandel für Feuerwerk in OWL. Ein Feuerwerksverbot hätte für kleine, aber auch für größere Anbieter katastrophale Folgen." Denn Feuerwerkskörper ließen sich nur schwer und teuer lagern, außerdem habe man sich kaum auf ein mögliches Böllerverbot vorbereiten können. &bdquo;Dafür kommt das Ganze ein halbes Jahr zu spät. Die Waren sind da. Sollte ein Verbot kommen, bleiben viele Händler auf ihren Investitionen sitzen", ist Dick überzeugt.

&bdquo;Böllerverkauf ist jedes Jahr ein Riesengeschäft" Konsequenzen, von denen auch Peter Magowsky, Geschäftsführer der Firma Magowsky Warenhandel in Lemgo, erzählen kann: &bdquo;Zwischen den Feiertagen sind die Menschen gut drauf und haben Lust, Geld auszugeben. Der Feuerwerks- und Böllerverkauf ist jedes Jahr ein Riesengeschäft." Finde der Verkauf eine Saison nicht statt, &bdquo;stehen Existenzen auf dem Spiel".

Magowsky ist seit 36 Jahren in der Branche und hat ein Gespür entwickelt. &bdquo;Ich habe mich dieses Jahr wegen Corona nicht getraut, Feuerwerk anzukaufen. Darüber bin ich aktuell sehr froh." Ursprünglich hätten die Menschen mit Böllern böse Geister vertreiben wollen. &bdquo;Das könnten wir im Jahr 2020 eigentlich ganz gut gebrauchen", hat Magowsky den Humor nicht verloren. Im Hinblick auf eine Entlastung der Krankenhäuser könne er ein Verbot aber auch nachvollziehen.

Böllerverbot nur ein Puzzleteil bei Entlastung der Krankenhäuser Doch wie sehr würde das den Kliniken nützen? &bdquo;Beim Jahreswechsel kommt es immer zu einem deutlichen Patientenaufkommen mit Alkoholproblemen oder mit weitergehenden Verletzungen – auch durch Böller und Feuerwerk", sagt Christian Ritterbach, Pressesprecher des Klinikums Lippe. &bdquo;Ein Böllerverbot ist aber nur eines von vielen Puzzleteilen im Hinblick auf eine Entlastung der Krankenhäuser in der Pandemie." Der Ansatz von Bund und Ländern, die Knallerei an Silvester zu reduzieren, sei nachvollziehbar.

Auch aus städtischer Sicht werden die anstehenden Beschlüsse heiß erwartet. &bdquo;Wir hatten Regeln und ein Verfahren, mit dem wir in den vergangenen Jahren zurechtgekommen sind", sagt Karl-Heinz Mense von der Stadt Lemgo. Das müsse natürlich dieses Jahr neu beurteilt werden. Das Problem beim Feuerwerk sei: Es lockt die Leute nach draußen, die sich dann möglicherweise alkoholisiert nicht an Mindestabstände halten.

Deutsche kaufen immer mehr Böller und Raketen Feuerwerk und Böller stehen seit Jahren zunehmend in der öffentlichen Kritik – vor allem wegen der Feinstaubentwicklung. Auch große Müllmengen und verängstigte Tiere stehen auf der Liste der Kritikpunkte. Trotzdem steigen die Verkaufszahlen und Importe von Feuerwerkskörpern Jahr für Jahr. Laut Statistischem Bundesamt wurden in Deutschland von Januar bis Oktober 2019 für 96,4 Millionen Euro mehr als 37.000 Tonnen Feuerwerk und Böller verkauft. 2018 waren es im gleichen Zeitraum noch 31.500 Tonnen (79 Millionen Euro).

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