Interview: Lippische Delegierte uneinig über neuen CDU-Vorsitzenden

Kreis Lippe. Erstmals findet der CDU-Parteitag am kommenden Wochenende digital statt – nicht nur für die CDU eine Premiere. Nie zuvor haben Parteien einen virtuellen Parteitag samt Wahlen organisiert. Und bei der CDU geht es um nicht weniger als um ihren Vorsitzenden und wahrscheinlich nächsten Kanzlerkandidaten. Die LZ befragte den lippischen CDU-Parteichef Lars Brakhage.

Wer aus Lippe ist unter den 1001 Delegierten dabei?

Lars Brakhage: Lars W. Brakhage, Axel Meckelmann, Jan Wisomiersky und Martin Meffert sind unsere vier Delegierten.

Das heißt, Sie sitzen zu Hause vor dem Rechner und klicken per Maus einen der drei Herren als Nachfolger Annegret Kramp-Karrenbauers an?

Brakhage: Ja.

Und welchen?

Brakhage: Ich bin gespannt, wie die drei sich geben. Jeder hat sein Profil und seine Stärke, daher bin ich noch unentschlossen.

Welchen Kandidaten haben sich denn die anderen Delegierten auserkoren? Sind sie sich einig?

Brakhage: Es gibt keine Einigkeit. Die muss es aber auch nicht geben, da jeder von uns für seinen Favoriten stimmt – aufgrund der eigenen Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse. Bei unseren Delegierten sind verschiedene Kandidaten vertreten.

Stützen die Delegierten sich mit ihrem Mausklick auf eine Art Empfehlung der Kreispartei oder sind sie völlig frei?

Brakhage: Sie sind völlig frei. Im Kreisvorstand am vergangenen Freitag haben wir die Frage des Bundesvorsitzes auch länger diskutiert. Dort gab es in dem Meinungsbild eine deutliche Mehrheit für Friedrich Merz.

Aber keine Einstimmigkeit?

Brakhage: Richtig. Und keine Einstimmigkeit ist gut, sie bildet die aktuelle Stimmung in der Partei auch ab.

Wagen Sie persönlich eine Prognose: Laschet, Merz oder Röttgen?

Brakhage: Ich persönlich vermute, dass Friedrich Merz die besten Chancen hat.

Was erwarten Sie von der CDU im dann wohl alsbald beginnenden Wahlkampf?

Brakhage: Dass wir weiter deutlich machen, dass wir das Land durch die aktuellen Krisen am besten führen können. Mit klarem Fokus und Ideen für die anstehenden Herausforderungen der 20er Jahre. Auch neben der Bekämpfung der Pandemie müssen wir weiter zeigen, dass wir einen Plan haben, wie wir Deutschland gestalten und &bdquo;nach Vorne" bringen wollen.

Ihr Lieblings-Koalitionspartner ab September: Grüne oder FDP?

Brakhage: Die CSU.

Und außerdem?

Brakhage: Es ist noch zu früh, über Koalitionen zu spekulieren, wir müssen vor allem unsere Themen und Ideen im Wahlkampf deutlich machen und müssen dann nach der Wahl entscheiden, mit wem es die meisten Übereinstimmungen gibt.

Der neue Kanzler heißt...

Brakhage: Sicherlich nicht Lars Brakhage.

Zwei für Merz Wer wer wird CDU-Chef? Friedrich Merz, Armin Laschet oder Norbert Röttgen? Die LZ fragte die lippischen Delegierten. Während Lars Brakhage noch nicht sicher ist, wen er wählen wird, steht Axel Meckelmanns Favorit fest: Merz kenne und schätze er aus gemeinsamen Zeiten, &bdquo;und er fährt eine konservative, klare Linie, die auch meine ist." Auch Jan Wisomierskys Stimme gehört Merz. &bdquo;In der CDU darf es kein ,weiter sogeben", sagt er. Dies würde mit Laschet der Fall sein. Ein Kurswechsel sei nötig, der wertkonservative Flügel, zu dem er sich zähle, unterstütze Merz. Der vierte Lipper im Bunde, Martin Meffert, war krankheitsbedingt nicht zu sprechen.

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