Kreis Lippe. Die Sonne strahlt, blauer Himmel – und Schnee in Massen. Was für Wintersportgebiete Alltag ist, ist im Kreis Lippe Ausnahmezustand. Die Rettungswagen werden von der Feuerwehr begleitet, weil sie oft stecken bleiben. Das THW rückt aus, um Räumfahrzeuge zu bergen, Speditionen schicken Lastwagen gar nicht erst los, der Nachschub an frischer Ware gerät ins Stocken. Und: Die Lipper sind weiter vorbildlich-vorsichtig auf den Straßen unterwegs.

Laden-Logistik
Nicht alle Geschäfte sind am Montag mit frischer Ware beliefert worden. Beim Großhandelshof Kanne bleibt man gelassen. Es sei ausreichend Ware verfügbar, auch Frisches habe man im Angebot. Und nachdem am Montag die Lastwagen reihenweise steckenblieben oder gar nicht mehr auf der Autobahn fahren durften, sah es am Dienstag schon etwas besser aus. Auch bei der Spedition Bobe wird wieder geplant. Zunächst seien die Lastwagen nicht vom Hof gekommen – eingeschneit. Und weil es sehr glatt war, habe man sie nicht auf die Straße geschickt. Weil sich die Lage langsam wieder entspanne, nehme man wieder Fahrt auf.
Rettungsdienste
Für die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk ist noch längst nicht alles erledigt. Ein Problem zeigte sich sehr schnell im Rettungsdienst: Die Fahrzeuge blieben stecken. Die Feuerwehr und das THW rückten aus, um sie aus dem Schnee zu ziehen. Daraufhin habe man schnell reagiert und, wie berichtet, eine Lösung gefunden, die sehr gut funktioniere. An allen 16 Wachen, an denen Rettungswagen stationiert sind, gibt es eine gleiche Anzahl an Feuerwehrfahrzeugen und Feuerwehrleuten, die den Einsatz begleiten. Dienstagvormittag waren zum Beispiel 24 Rettungswagen im Einsatz. „Wir sind so sehr viel schneller. Beim Patiententransport ist die Sicherheit Priorität, und die Zeit bis zur Ankunft im Klinikum kann eine entscheidende Rolle spielen", erklärt Jens Knaup, stellvertretender Leiter der Leitstelle in Lemgo. Auch dort habe man das Personal verstärkt, weil das Einsatzaufkommen größer ist als sonst. Das Problem seien nicht so sehr die großen Straßen, sondern die Stichstraßen. „Wenn Rettungskräfte nicht vorfahren können, helfen die Feuerwehrleute beim Transport der Ausrüstung oder der Tragen bis zum Patienten."
Technisches Hilfswerk
Auch für das THW ist es gerade eine intensive Einsatzzeit. Auf der A2 sind die Ortsverbände Bielefeld, Herford und Vlotho im Einsatz. Im Kreis Lippe wurden Fahrzeuge rausgezogen, das Dach der Phönix-Contact-Arena freigeräumt, ein Räumfahrzeug in Heiligenkirchen auf die Straße gezogen und Rettungswagen begleitet. Das Zusammenspiel mit der Feuerwehr sei einfach toll, lobt Pressesprecher Jonas Wiesner. Das THW verfüge über große Allradfahrzeuge mit Einzelbereifung, alle seien mit Ketten ausgerüstet. Dienstagmorgen profitierte davon ein Sattelzug, der quasi vor der Tür des Detmolder THW feststeckte. Die Ehrenamtlichen seien in Rufbereitschaft, zwei Teams vor Ort, erklärt Wiesner. Wie funktioniert das mit den Arbeitgebern? „Das ist gesetzlich geregelt, dass THW-Helfer freigestellt werden müssen. Das THW übernimmt den Lohn.
Polizeibilanz
Die Polizei meldete bis Dienstagabend sieben Unfälle. Überall ist es zu Verkehrsbehinderungen durch festgefahrene Fahrzeuge, vor allem LKW, gekommen. Viele Straßen waren komplett gesperrt, unter anderem die Barntruper Straße zwischen Mosebeck und Cappel sowie die Gauseköte. „Die Polizei dankt allen öffentlichen Hilfskräften für die professionelle und engagierte Hilfe" schreibt sie.

Bauhof-Einsatz
Seit Samstagabend sind die Mitarbeiter des Eigenbetriebs Straßen der Kreisverwaltung im Dauereinsatz, um die Kreisstraßen von den Schneemassen zu befreien. „Die Situation bleibt angespannt, und wir rechnen nicht mit einer Entspannung bis zum Wochenende", erklärt Betriebsleiter Rainer Huneke. Rund 45 Mitarbeiter, die sich sonst um die Unterhaltung der Straßen kümmerten, seien rund um die Uhr mit Streufahrzeugen unterwegs. Sie räumen die Kreisstraßen, aber auch Straßen der Städte und Gemeinden oder in Niedersachsen – im Umkehrschluss unterstützen diese die Lipper. Große Schneemassen seien vor allem in bewohnten Gebieten nur schwierig zu lagern. Rad- und Gehwege könnten nicht geräumt werden – Streusalz sei noch genügend vorhanden.
Zugverkehr
Die Eurobahn nimmt ihren Betrieb am morgigen Donnerstag, 11. Februar, wieder auf. Sie plant für 10 Uhr, die Ostwestfalenbahn über Detmold und den „Lipperländer" nach Lemgo fahren zu lassen.
Heli bei Phoenix Contact
Aus Sorge um die Tragfähigkeit der ehemaligen Schieder-Möbel-Hallen am Standort Schieder hat Phoenix Contact Dienstagnachmittag einen Hubschrauber bestellt, der im Tiefflug über den Hallendächern mit seinen Rotorblättern kräftig Wind machte und so den lockeren Schnee nach unten blies. Pilot Jan Dammes hatte sich mit dem zweimotorigen, 850 PS starken Airbus AS355 extra aus Cottbus auf den Weg gemacht und genug Sprit im Tank für zwei Stunden „Schneeflug"-Einsatz. In der näheren Umgebung seien keine Helis mehr zu bekommen gewesen, hieß es aus Unternehmenskreisen. Derzeit hätten eben viele Firmen mit großen Dachflächen entsprechenden Bedarf. Rund 45.000 Quadratmeter mussten am Dienstagnachmittag bei Phoenix Contact freigeblasen werden. Unter ihnen lagern für die Produktion wichtige Materialien. Der Hubschraubereinsatz wird die Firma einen hohen vierstelligen Betrag kosten. Ein Stillstand der Produktion wäre wohl teurer. Bei Einbruch der Dunkelheit ging es für den Heli zum Auftanken nach Bielefeld und danach zurück nach Cottbus.
Mülltonnen bleiben in ganz Lippe diese Woche stehen

„PreZero", das Restmüll, Bioabfall und Altpapier sammelt, sagt für diese Woche sämtliche Touren in Lippe ab. Die Haushalte können beim nächsten Abfuhrtermin von Restmüll handelsübliche Müllsäcke dazustellen, kündigt Niederlassungsleiter Rene Filla an. Diese müssten jedoch von der Größe her theoretisch in die Tonne passen. Für Bioabfälle könnten Saisonbiotonnen genutzt werden. Altpapier, das gebündelt neben der Tonne liege, werde ebenfalls mitgenommen. Auch die Stadt Detmold meldet, dass die Abfuhr der Grauen Restmülltonne entgegen ursprünglicher Pläne vollständig ausfällt. Sie wird nun in der nächsten Woche statt der Grünen Tonne geleert. Diese wiederum ist turnusmäßig vom 1. bis 7. März dran. Auch die Abfuhr der Gelben Tonnen fällt in dieser Woche aus. Das zuständige Unternehmen Remondis verspricht, in vier Wochen Gelbe Säcke mitzunehmen, wenn die Tonne bis dahin zu voll sein sollte.