Brutaler Zuhälter zwingt von 1979 bis 1981 junge Frauen zur Prostitution

Kreis Lippe. Die 19-jährige Marie S. steht vor einem Nachtklub in Lemgo. Es ist nicht das erste Mal, dass sie in zwielichtigen Etablissements tanzen und sich den männlichen Gästen zur Verfügung stellen soll. Doch heute weigert sie sich. Als sie ihren Mut zusammenfasst und ihrem Zuhälter Kurt T. sagt, dass sie den Laden nicht betreten möchte, versetzt dieser der jungen Frau brutale Schläge - bis ihr Brustbein bricht.

Ein anderes Mal bekommt Marie solch starke Schläge auf den Kopf, dass sie auf dem linken Ohr Hörvermögen einbüßt. Sie ist nicht die einzige und auch nicht die jüngste Frau, die für den 26-jährigen T. anschaffen gehen muss. Insgesamt fünf Mädchen bringen dem Mann von 1979 bis 1981 auch in Nachtklubs in Lemgo, Asemissen und Oerlinghausen, sowie in Salzkotten, Warendorf und Melle monatlich über 8.000 D-Mark ein.

Fast jeden Cent, den die Frauen verdienen, müssen sie an Kurt T. abgeben - und dieser ist nicht nur zu jeder Zeit skrupel- und morallos, sondern auch immer zum äußersten bereit. Bringen die 16- bis 19-jährigen jungen Damen dem Mann keinen finanziellen Gewinn, zwingt er sie mit Schlägen und Tritten, sich mehr Mühe zu geben.

Falscher Ausweis für 16-Jährige

In Gütersloh mietet der Zuhälter den Damen eine Wohnung. Von dort aus müssen sie sich für 100 D-Mark mit Männern treffen, die sich auf bestimmte Anzeigen melden, und ihnen sexuelle Dienste erweisen. Für die 16-jährige Sabine fälscht T. sogar einen Personalausweis, heftet das Foto eines anderen Mädchens ein und macht sie so älter. So umgeht T., dass ihm Freier kurz vor dem Geschäft abspringen, weil sie Skrupel vor Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen haben.

Besonders übel ergeht es der jungen Sabine, als sie wieder zu ihren Eltern zurück will. Als Reaktion hält T. sie "wie einen Hund" in der Wohnung gefangen - wie der vorsitzende Richter es später im Gerichtsprozess ausdrückt - und fährt sie abends in die Nachtbars. Mit einem Schlagring verprügelt er die 16-Jährige, als sie sich mit einem Gast länger als eine Stunde im Separee aufhält.

Zwei Tage später bekommt Sabine in großer Not eine seltene Möglichkeit: Der Zuhälter vergisst, die Wohnung abzuschließen. Da kann sie fliehen und zur Polizei gehen. Im Auto von T., mit dem er die Mädchen zu ihren "Arbeitsstellen" gefahren und abgeholt hatte, finden Gütersloher Polizeibeamte schließlich Schlagring und Pistole, außerdem ein Notizbuch mit den sorgfältig notierten und von ihm kassierten Einnahmen der Mädchen.

Geständnis wirkt sich strafmildernd aus

Der Angeklagte, der zunächst alles bestritten hatte, sagt vor Gericht: "Ja, die Anklage stimmt." Staatsanwältin Karin Specht beantragt vier Jahre Haft. Das Gericht geht angesichts der Skrupellosigkeit, mit der der Angeklagte die Mädchen ausgenutzt habe, über den Strafantrag hinaus. Den Einwand des aus Berlin angereisten Verteidigers Dietrich Scheid, "in Dirnenkreisen seien Prügel und Schläge nicht so schlimm", hält die Jugendschutzkammer in diesem Fall für überaus deplaziert. Nur seinem Geständnis habe es T. zu verdanken, dass das Urteil nicht noch höher ausgefallen sei, so der Vorsitzende Richter des Prozesses.

Wegen ausbeuterischer Zuhälterei, Förderung der Prostitution und Förderung sexueller Handlungen mit Minderjährigen, fortgesetzte räuberische Erpressung, fortgesetzte Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Urkundenfälschung wird T. von der Bielefelder Jugendschutzkammer schließlich zu fünf Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Brutaler Zuhälter zwingt von 1979 bis 1981 junge Frauen zur Prostitution

Lichterglanz, Riesenrad & Nikolausexpress: 8 Ausflugstipps für die Winterzeit in Lippe

Lippische Schüler erhalten Hilfe für die Berufswahl

So profitieren lippische Häuslebauer von einer neuen Förderung

Türchen 7: Dieser Nikolaus und seine Helfer sind einzigartig in Lippe

Alkohol: Weshalb der Hasselter Platz seit Jahren Menschen anzieht und sichtbar macht

Museumsadvent, Kläschen & Weihnachtsmann auf Tour: Die Wochenendtipps für Lippe

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus