Soldaten holen, Spenden bringen - Idee aus Lippe erreicht Verteidigungsministerin

Kreis Lippe . Im Hintergrund hängt die Fahne in den Nationalfarben, ein Stückchen Bundesadler ist zu sehen, davor steht Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie wiederum sieht ein Sofa, auf dem zwei Detmolder sitzen, die helfen wollen. Dank des virtuellen Stammtisches kommen sich beide Seiten näher: Die große Politik und der große Wille, etwas für Afghanistan zu bewegen.

Die heimische Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge (CDU) hatte eingeladen. Virtuell, wie es in diesen Tagen üblich ist, treffen sich Menschen, die sonst noch weit größere Distanzen trennen. Annegret Kramp-Karrenbauer ist Verteidigungsministerin, das bedeutet: Alles, was die Bundeswehr betrifft, wo sie sich verändert, wie sie sich aufstellt, wird von ihrem Schreibtisch aus gelenkt. Und es sind die ganz großen Projekte, die die Christdemokratin bewegen. Der Abzug aus Afghanistan ist eines davon. Seit Ende 2001 sind deutsche Soldaten in Afghanistan. Was als sechsmonatige Friedensmission begonnen hatte, wurde für die Bundeswehr zum Kampfeinsatz – mit Verwundeten und Gefallenen. Doch es ist ein Ende in Sicht. &bdquo;Wir haben von Anfang an gesagt, wenn sich die USA zurückziehen, dann tun wir es auch", sagt Kramp-Karrenbauer. Wer dafür werbe, dass Deutschland die Aufgabe allein Schultern solle, "habe keine realistische Vorstellung von dem Land".

Was kommt nach den Soldaten? Doch Mohammed Mobram vom Afghanischen Kulturverein Lippe und Dr. Ataullah Zulfacar, Vorstandsmitglied des &bdquo;Ärztevereins für afghanische Flüchtlinge", wissen genau, wovon die Ministerin spricht. Seit vielen Jahren hören sie in Deutschland, was für Afghanistan getan wird, damit überhaupt die Möglichkeit besteht, eine demokratische Grundordnung aufzubauen und nicht die Taliban die Macht an sich reißen. Wenn die Soldaten jetzt gehen, was wird dann kommen? In der Regierungssprache heißt es, &bdquo;wir müssen den Übergang politisch gestalten, freie Wahlen unterstützen und helfen", sagt Kramp-Karrenbauer.

Für Mobram und Zulfacar ist dies das Stichwort. Seit Jahrzehnten sammeln sie Spenden, ausrangierte medizinische Geräte, Medikamente, die sie in ihre alte Heimat schaffen. Wenn die Bundeswehr geht, könnte sie Nützliches dort lassen. &bdquo;Die Bundeswehr hat Material, das sie ausmustern würde, von dem es sich nicht groß lohnt, es mitzunehmen. Statt etwas auseinander zu reißen, wäre es doch besser, es vor Ort zu lassen", sagt Mobram. Und beide machen den Vorschlag, dass Hilfsgüter Richtung Afghanistan transportiert werden könnten, wenn die Flieger in Deutschland abheben, um Soldaten und Material zurück zu bringen. Für den Transport sind 800 Container kalkuliert. &bdquo;Wir sind sehr gut vernetzt, es würde uns sehr helfen."

Einen Augenblick nur ist Ruhe beim Stammtisch, keiner sieht sich mehr, weil zu viele zugeschaltet sind, dann reagiert die Ministerin so, wie man es von hochrangigen Politikern selten hört. &bdquo;Auf die Idee bin ich noch nicht gekommen. Man müsste prüfen, was machbar wäre." Und sie bittet Kerstin Vieregge, mit Mobram und Zulfacar über Details zu sprechen und an sie weiterzugeben.

Am nächsten Tag haben beide eine Mail an die Bundestagsabgeordnete geschickt und auch mit ihr gesprochen. Wie Mo Mobram die Chancen einschätzt? &bdquo;Ich finde es sehr gut, wenn man pragmatisch denkt. Wir wollen Menschen helfen, die in einer schrecklichen Situation sind. Es fehlt an so vielem, und Material, das für Deutschland nicht mehr gut genug ist, kann dort sehr gute Dienste leisten."

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