Verdi: „Die Pflegekammer ist eine Luftnummer“

Kreis Lippe. &bdquo;Wir müssen die Belange unseres Berufes selbst in die Hand nehmen. Es geht um viel mehr als um einen Blumenstrauß“ – so hatte sich Heinz Günter Niehus in der LZ für die Einführung der Pflegekammer NRW stark gemacht. Niehus ist Vorsitzender des Fördervereins Pflegekammer. Doch seine Einschätzung teilen längst nicht alle Kollegen, wie Anrufe in der LZ-Redaktion verdeutlichten.

Am Freitag nun hatte das Pflegebündnis OWL in Minden zur Demonstration aufgerufen, und auch Verdi, seit jeher die Kammer ablehnend, bezieht weiter Stellung. Es geht der Gewerkschaft und den anderen Kritikern dabei nicht nur um die Zwangsmitgliedschaft aller Pflegekräfte in der Kammer, die laut Landtagsbeschluss bis kommenden März aufgebaut sein soll. Verdi stellt auch die Inhalte in Frage.Die stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin Walburga Erichsmeier stellt fest: Während in NRW die Pflegekammer aufgebaut werde, habe in Schleswig-Holstein der Landtag ein Gesetz auf den Weg gebracht, das zur Auflösung der dortigen Pflegekammer führen wird. &bdquo;Das und auch der Blick in andere Länder zeigt doch schon, dass das alles nicht funktioniert.“ Der bürokratische Aufwand sei viel zu hoch, es komme nichts dabei herum. &bdquo;Eine Luftnummer.“

Viele Pfleger wüssten nicht, was mit der Kammer auf sie zukommt

Wie berichtet soll die Kammer unter anderem Normen für die Ausbildung setzen und Berufsordnungen erlassen; sie soll auch politische oder pflegefachliche Ziele festlegen. Aber: &bdquo;Die Pflege in NRW braucht mehr Personal, keine Kammer“, stellt Erichsmeier die Gewerkschaftsposition klar. Für die Pflegenden eine stärkere Lobby zu schaffen, sei ja selbstverständlich ein wichtiges Ziel. &bdquo;Aber diese Kammer steht auf tönernen Füßen, denn sie hat ja in Sachen mehr Personal keinerlei Entscheidungsbefugnis.“ Die (in der Natur einer Kammer liegende) Zwangsmitgliedschaft sei nicht zu akzeptieren – zumal die Aufklärung im Vorfeld absolut unzureichend gewesen sei. &bdquo;Bei uns laufen jetzt die Drähte heiß, weil die Arbeitgeber dem Errichtungsausschuss der Pflegekammer die Daten ihrer Mitarbeiter übermitteln müssen.“

Trotz aller Diskussionen in den vergangenen Monaten werde vielen jetzt erst klar, was auf sie zukomme. Erichsmeier ist durchaus selbstkritisch: &bdquo;Auch uns von Verdi ist es offensichtlich nicht gelungen, das Thema unter die Leute zu bringen.“ Aber gleichzeitig sei die offensichtliche Uninfomiertheit der Kollgen ein Indiz dafür, dass diese viel um die Ohren hätten, Überstunden schöben, überlastet seien, ständig irgendwo einspringen müssten. &bdquo;Die können ja gar kein Ohr für diese Kammer haben.“ Die Umfrage unter dem Pflegekräften, wonach sich unter den 200.000 Kollegen in NRW drei Viertel für die Pflegekammer ausgesprochen haben sollen, nennt sie &bdquo;nicht repräsentativ“. Den Schaufensterreden der Politik, wonach alle mehr Personal wollten, müssten Taten folgen.

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