Nacktschnecken sind unterwegs: Das hilft gegen die Schleimer

Kreis Lippe . Abends, wenn es dunkel wird, dann kommen sie heraus, zu Hunderten. Wetzen die Raspelzungen und bewegen sich auf schleimiger Spur auf alles zu, was im Garten weich und schutzlos ist. Die Fette Henne lassen die Nacktschnecken stehen, aber von den jungen Salatpflänzchen und der erhofften Sommerblumenpracht ist kein Fitzelchen mehr zu sehen. All das ist längst verdaut von den rotbraunen Weichtieren.

400 Schnecken an einem Tag

Das ist nicht nur ärgerlich für all die Hobbygärtner, sondern existenzbedrohend für diejenigen, die vom Ertrag ihres Landes leben müssen. Günter Drewes etwa betreibt eine vegane Bio-Gärtnerei für Gemüse und Stauden in Detmold. Vegan, weil er keine tierischen Dünger wie Pferdemist einsetzt. Obwohl er eigentlich strikt dagegen ist, Tiere umzubringen, muss auch er zum Äußersten greifen, wenn es darum geht, den Nacktschnecken das Handwerk zu legen. &bdquo;Die haben mir die Hälfte der Auberginen aufgefressen, und ganz viele Stauden zerlegt", sagt er frustriert. &bdquo;Sie gehen an alles – Tomaten, Gurken, Paprika – vor nichts machen sie Halt." Er habe eines Tages etwa 400 Tiere abgesammelt und in den Wald gebracht, weil er sie eben nicht umbringen wollte. &bdquo;Aber am nächsten Tag waren 400 Neue da." Um überhaupt ein wenig von seiner Ernte zu retten, habe er dann doch zu dem Mittel gegriffen, das in Biobetrieben erlaubt ist: Eisenphosphat.

Schön ist auch dabei die Wirkung nicht, denn die Schnecken sterben langsam und qualvoll, sie verhungern, weil das Zeug einen sofortigen Fressstopp bewirkt. Das machen die Tiere allerdings sozusagen im stillen Kämmerlein: Sie ziehen sich zurück ins Gebüsch. Sowohl die Zeitung Ökotest als auch die Verbraucherzentrale halten dieses Mittel jedoch für das unschädlichste in Bezug auf die übrige Umwelt. Ob die Schnecken das Zeug aber tatsächlich fressen, ist nicht immer gewährleistet. &bdquo;Aber zurzeit ist das für mich der einzige Weg", sagt Günter Drewes .

"Absuchen hilft nicht"

Martin Meiwes von der gleichnamigen Biogärtnerei sieht es genauso: &bdquo;Dieses Jahr ist nun mal ein Schneckenjahr, da geht es einfach nicht ohne", sagt er dazu. Sobald es trockener sei, werde die Plage zurückgehen. &bdquo;Absuchen hilft nicht", meint er. &bdquo;Das gibt ein Vakuum, das sofort wieder gefüllt wird."

Die konservative Chemiekeule gefährdet überdies auch noch andere Tiere. Metaldehyd führt zum Ausschleimen und Vertrocknen der Schnecken, und Methiocarb wirkt auf deren Nervensystem: Die Schleimer werden hyperaktiv, dann verlieren sie ihren Muskeltonus und am Ende verenden auch sie. Doch was ist mit den guten alten Hausmitteln? – Die schleimigen Schleicher mit Salz zu bestreuen, macht ihnen durchaus den Garaus, aber bei Hunderten von Schnecken ist auch das ein mühsam-grausames Geschäft. Das gilt auch für die Bierfallen.

Glühwürmchenlarven haben Nacktschnecken zum Fressen gern

Natürliche Fressfeinde sind auch nur bedingt hilfreich: &bdquo;Je älter und größer die Tiere werden, desto mehr bitteren Schleim sondern sie ab, der sie schützt", sagt Matthias Füller von der Biologischen Station Lippe. Und auch auf den Speisezetteln von Igeln oder Elstern gehören sie nicht zur bevorzugten Kost – nur, wenns nichts anderes gibt. Erdkröten machen sich ebenfalls nur an kleine Exemplare heran. Laufenten können eine Hilfe sein. &bdquo;Ein natürlicher Feind sind Glühwürmchenlarven", berichtet Biologe und Naturfilmer Robin Jähne. Aber da auch die beispielsweise durch Spritzmittel immer mehr dezimiert würden, sei es auch damit nicht weit her.

Wer sich nun doch ans Absammeln macht, wie kann er die Tiere denn möglichst schmerzfrei töten? – Hier hat der Münchner Mollusken-Experte Prof. Dr. Michael Schrödl der Süddeutschen Zeitung neulich eine Antwort gegeben: &bdquo;Einfrieren", weil sich dann der Stoffwechsel verlangsame und Schmerz wegen der unterkühlten Nervenzellen nicht zu erwarten sei. Aber das klappe nur unter minus 20 Grad, sonst krabbeln sie danach weiter. Durchschneiden gehe auch, aber dann müsse man die lästigen Schädlinge im vorderen Drittel erwischen, um alle Nerven und Organe zu treffen. Sedieren ließen sie sich dabei mit Sprudelwasser. Anschließend bloß nicht auf den Kompost damit: Das würde neue Artgenossen anziehen: &bdquo;Schnecken sind Kannibalen", sagt Robin Jähne.

Einfrieren tut nicht weh

&bdquo;Viel Erdbewegung hilft", sagt Biogärtner Martin Meiwes. So sieht es auch Gärtner Günter Drewes: &bdquo;Man muss versuchen, das Land möglichst frei zu halten." Schneckenbleche aus Zink als Beetumrandungen, die gebogen sind wie eine Eins, könnten ebenfalls die gefräßigen Raspelmäuler abhalten, sagt Biologe Robin Jähne, sofern das Beetinnere abgesucht ist. &bdquo;Aber dann darf keine Pflanze drüberhängen, sonst finden sie Brücken." Angeblich soll auch Kaffeepulver abstoßend wirken. Und: Trockenheit. Es hilft, Pflanzen punktuell am Morgen zu gießen, statt erst abends. Feuchtigkeit lockt die Tiere nachts heraus. Mehr dazu auf den Seiten des Naturschutzbundes im Netz: Nabu.de oder unter schneckenhilfe.de

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