Wahljahr 2025: Politische Verschiebungen prägen Lippe

Kreis Lippe. Selten bündelten sich politische Entscheidungen im Kreis Lippe so stark wie in diesem Jahr. Mit Bundestags-, Kommunal- und Landratswahl – verbunden mit Stichwahlen und einem Wechsel an der Spitze des Kreises – stand 2025 ganz im Zeichen demokratischer Richtungsentscheidungen.

Deutlich wurde dabei vor allem eines: Alte Gewissheiten tragen nicht mehr.

Bundestagswahl: Abschied von der SPD-Hochburg Die Bundestagswahl im Februar markierte einen politischen Einschnitt für Lippe. Zum zweiten Mal seit den 1980er-Jahren verlor die SPD ihren einstigen &bdquo;Abo-Wahlkreis“ Lippe I. Direktkandidatin Kerstin Vieregge (CDU) setzte sich mit 31,4 Prozent erneut durch und hat den Einzug nach Berlin geschafft. Auch Robin Wagener (Grüne) und Udo Hemmelgarn (AfD) lagen mit ihren Ergebnissen aussichtsreich auf den Listen und vertreten Lippe im Bundestag.

Besonders auffällig: der hohe Zuspruch für die AfD. Mit gut 22 Prozent der Zweitstimmen übertraf sie ihr bundesweites Ergebnis im Kreis Lippe deutlich. Die CDU wurde stärkste Kraft, die SPD rutschte auf Platz drei ab. Von einer historischen Niederlage sprachen Sozialdemokraten selbst – verbunden mit großer Sorge über den wachsenden Einfluss der AfD.

Bundesweit spiegelte sich dieser Trend wider. Die Bundestagswahl war geprägt von starkem Stimmenverlust der SPD, einer maximal geschwächten FDP, einer einigermaßen stabilen Union und einer AfD, die vor allem in strukturschwächeren Regionen deutlich zulegte. Die Grünen hielten sich besser als erwartet, während kleinere Parteien wie Die Linke punktuell überraschten. Die Regierungsbildung gestaltete sich schwierig – die politische Landschaft zeigte sich fragmentierter denn je.

Kommunalwahl: Bunter Kreistag, schwierige Mehrheiten Auch auf Kreisebene veränderte sich die politische Statik. Die Kreistagswahl im September brachte ein sehr vielfältiges Parlament hervor. Zwar blieb die CDU mit 17 Sitzen stärkste Kraft, dicht gefolgt von der SPD mit 16 Mandaten. Doch mit AfD, Grünen, FDP, Linken, Freien Wählern, Aufbruch C, UKTM und Die Partei sind insgesamt zehn Gruppierungen vertreten. Klare Mehrheiten sind damit schwerer zu organisieren – Zusammenarbeit wurde zum zentralen Stichwort nach der Wahl.

Die AfD legte auch im Kreistag stark zu und vervielfachte ihre Sitzanzahl. Die Grünen verloren Mandate, Die Linke erreichte wieder Fraktionsstärke. Kleinere Gruppierungen und Einzelmandate erhöhten zusätzlich die politische Vielfalt – und die Komplexität parlamentarischer Arbeit.

Landratswahl: Machtwechsel im Kreishaus Persönlich zugespitzt wurde das Wahljahr durch die Landratswahl. Nach einem ersten Wahlgang ohne absolute Mehrheit kam es Ende September zur Stichwahl zwischen Meinolf Haase (CDU) und Ilka Kottmann (SPD) . Haase setzte sich mit 56 Prozent durch und übernahm damit das Kreishaus nach zehn Jahren SPD-Führung.

Der CDU-Mann gewann fast alle Städte und Gemeinden, während die SPD zeitgleich auch bei mehreren Bürgermeister-Stichwahlen unterlag. Haase kündigte einen klaren Fokus auf bessere Kommunikation, eine transparente Verwaltungsstruktur, den Erhalt des Klinikums und stabile Finanzen an – Themen, die bereits den Wahlkampf geprägt hatten. Kottmann erklärte, sie werde dem Kreistag weiter angehören und politische Verantwortung übernehmen. Überraschend kam hingegen der Rückzug von Dr. Inga Loke (Grüne) aus dem Kreistag, die noch beim ersten Wahlgang für ihre Partei als Landratskandidatin angetreten war.

Bürgermeisterwahlen: Partei verliert an Bedeutung Auch in den Kommunen zeigte sich ein klarer Trend: Parteibücher wurden für viele Wähler zweitrangig. Parteilos kandidierende Bewerber setzten sich mehrfach durch, ebenso Persönlichkeiten mit starker lokaler Verwurzelung. Im Kreis Lippe regieren künftig Bürgermeister mit SPD-, CDU- und FDP-Parteibuch – daneben aber auch vier Parteilose. Zu letzterer Gruppe gehört auch Marco Müllers, der in Schieder-Schwalenberg den ebenfalls parteilosen langjährigen Bürgermeister Jörg Bierwirth ablöste, welcher nicht mehr antrat. Müllers siegte gegen den SPD-Kandidaten in der Stichwahl.

Stichwahlen brachten auch anderswo weitere Verschiebungen, vor allem zulasten der SPD. Nur in einzelnen Kommunen konnte sie ihre Position verteidigen. Auffällig: Kandidaten &bdquo;von hier“, mit Vereinsengagement und Bekanntheit vor Ort, hatten oft die Nase vorn – unabhängig von Parteizugehörigkeit.

Organisatorische Probleme und politische Folgen Nicht alles verlief reibungslos: Verzögerte Briefwahlunterlagen sorgten in Detmold für Unmut, auch wenn Stadt und Post jeweils keine Verantwortung bei sich sahen. Der Vorfall rückte ein weiteres Mal die Bedeutung funktionierender Wahlorganisation ins Blickfeld – gerade bei sinkender Wahlbeteiligung in Stichwahlen.

Fazit: Ein Jahr des Umbruchs Das Wahljahr 2025 hat Lippe politisch verändert. Die SPD verliert ihre Dominanz, die CDU gewinnt an Einfluss, die AfD etabliert sich weiter, und neue wie kleine Gruppierungen mischen die politische Landschaft auf. Entscheidungen werden künftig mehr Abstimmung und Kompromiss verlangen.

Zugleich zeigt sich: Wähler blicken stärker auf Personen, regionale Verwurzelung und konkrete Problemlösungen als auf parteipolitische Traditionen. Ein Jahr, das vieles verschoben und wenig endgültig entschieden hat.

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