Lippe wählt: Nik Riesmeier will für Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag einziehen

Kreis Lippe/Kreis Höxter. Zu diesem Ort hat Nik Riesmeier eine aus gleich mehreren Gründen zwiespältige Beziehung, sagt er mit Blick auf das Gebäude hinter dem videoüberwachten Zaun am ehemaligen Kernkraftwerk Würgassen: Der Protest gegen die Atomkraft gehöre unabdinglich zur Geschichte der Grünen-Partei und dem Slogan &bdquo;Atomkraft – Nein Danke!". Zudem zeige der gesamte Prozess seit Bekanntwerden der aktuellen Pläne für ein Atommüll-Zwischenlager, wie &bdquo;im Hinterzimmer" ein Deal gemacht worden sei, dem jegliche Transparenz hinsichtlich des wissenschaftlich verbrieften besten Standortes für das Lager fehle.

Der 30-Jährige spricht von einem &bdquo;Paradebeispiel für eine Bequemlichkeitsentscheidung in Berlin" – und dass er antrete, um gemeinsam mit den Bürgern diesen Politikstil zu ändern. &bdquo;Mein Demokratieverständnis", betont der Mann aus dem lippischen Oerlinghausen. Und schiebt noch eine Spitze auf Armin Laschets &bdquo;vermaledeite Klimapolitik" hinterher: &bdquo;Atommüll 300 Meter vor der Haustür – und 1000 Meter Abstand zu Windenergieanlagen? Laschet muss verhindert werden. Wir brauchen eine andere Kanzlerin als ihn", ergänzt er augenzwinkernd mit Blick auf die Gender-Debatte.

Auslösender Moment für Nik Riesmeier zu kandidieren? Zuallererst der Drive, den die Themen Klima und Corona in der Gesellschaft bekommen haben. Er spricht nicht mehr vom &bdquo;Klimawandel", denn das sei zu positiv. Er sagt &bdquo;Klimakrise". &bdquo;Die Feuer in Australien und am Mittelmeer, die Flutkatastrophe vor Ort": Es komme niemand mehr an der Klimakrise vorbei, das habe auch der jüngste Bericht des Weltklimarates (IPCC) drastisch formuliert. &bdquo;Die rote Flagge ist schon lange da. Wir haben die Zeit nicht mehr. Die Ängste im Ahrtal sind Realität."

Internationaler Lebenslauf

Einschneidende Erlebnisse seien zudem die Gespräche mit Freunden in Russland und Hongkong gewesen. Private Gespräche, in denen sie ihm ihre Angst vor der Zukunft geschildert hätten. Dinge dort hinterfragen? Keine Chance. Oder anders draufschauen? Dort Fehlanzeige. Für den Unternehmensentwickler und Projektmanager hier in der Heimat aber Bestätigungen für seine Entscheidung, als Bundestagskandidat ins Rennen zu gehen.

&bdquo;Aufgrund meines internationalen Lebenslaufes war Politik für mich allerdings nie nur eine rein nationale oder kommunale Angelegenheit", schreibt er zudem auf seiner Homepage im Internet. Und dass es die internationalen Erfahrungen und Freundschaften seien, die ihn geprägt und zu dem gemacht hätten, der er heute sei. Heimatverbundenheit – das sei für ihn die Region OWL: &bdquo;Diese Gegend ist ein Teil von mir."

Also vom globalen Großen hin zum Regionalen: Auch für seinen ländlichen Heimatwahlkreis sieht Riesmeier großes Potenzial und &bdquo;enorme Möglichkeiten" – wenn man die Menschen von den Chancen der Energiewende und der Agrarwende überzeugen könne. Ersteres gehe mit Akzeptanz – &bdquo;wir haben den Platz dafür" – und einer Wertschöpfung, die vor Ort bleiben müsse. Letzteres mit einem Umdenken hin zu einer Tierhaltung, die sich an der Größe der Höfe anpasse – damit auch die Kleinen im Wettrennen mit den Großen eine Chance aufs Überleben hätten.

Dabei, sagt der Grünen-Politiker, gehe es um den Dialog auf Augenhöhe individuell bei und mit den Menschen vor Ort. &bdquo;Viele Bürger sind enttäuscht von Ansagen, die nur von oben kommen. Damit sind viele Demokratiemuffel entstanden." Sein Fahrplan: &bdquo;Mitnehmen – zuhören – gemeinsam Dinge verändern."

Riesmeiers Forderungen in Kürze Die Klimakrise verlangt deutliche und schnelle Veränderungen. &bdquo;Die rote Flagge ist schon lange da." Die Menschen in der Region müssen von den Vorteilen einer Energie- und Agrarwende überzeugt werden. Weg vom Regieren von oben. Sein Politikstil: &bdquo;Mitnehmen – zuhören – gemeinsam Dinge verändern."

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