2G-Bändchen sollen Umsatz in Lippes Einzelhandel retten

Kreis Lippe. Donnerstag wurde sie beschlossen, Samstag begann die Umsetzung der neuen 2G-Regel: Alle Händler, deren Sortiment nicht unter das Stichwort &bdquo;täglicher Bedarf" fällt, dürfen nur noch Kunden reinlassen, die geimpft oder genesen sind. Und damit keiner schummeln kann, müssen sie außerdem die Lichtbildausweise prüfen.

Das ist für beide Seiten mitunter lästig, ein ausgedehnter Einkaufsbummel bekommt so mitunter kleine, unfreiwillige Pausen. Die Händler in Lage, Lemgo und Detmold haben eine pfiffige Lösung gefunden, die sie jetzt in Angriff nehmen: Bändchen, die nach der Kontrolle ausgegeben werden, gelten in mehreren Geschäften der jeweiligen Städte. Lemgo ist da schon sehr weit.

Kläschen-Bändchen werden umgenutzt Die Bändchen in verschiedenen Farben sind schon da – eigentlich waren die 48.000 Stück für Kläschen vorgesehen. Jetzt also ist ihre Bestimmung eine andere. Wolfgang Jäger von Lemgo Marketing hat gestern eine große Runde durch die Stadt gedreht und das Interesse abgefragt. Und das ist durchaus da. &bdquo;Zehn, zwölf Geschäfte wollen mitmachen. Ich bin zuversichtlich, dass wir Mittwoch starten können", sagt er. Das Ganze sei mit der Stadt abgesprochen. Etwas unglücklich findet Jäger, dass die Bändchen nicht für mehrere Tage gelten dürfen – die Coronaschutzverordnung schreibe vor, dass die 2G-Nachweise täglich neu geprüft werden müssen. &bdquo;Das ist ja eigentlich Quatsch, wer geimpft ist, ist das ja nicht nur einen Tag. Bei den Tests wäre das anders, aber nun machen wir es so", sagt Jäger. Die Bändchen seien stabil, aus wasserabweisendem Papier. &bdquo;Die müssen sie zerschneiden, anders lassen die sich nicht ablösen.

Und eins ist wichtig: Man kann auch ohne Bändchen einkaufen, also wer das nicht möchte, kann sich mehrfach kontrollieren lassen." Die 2G-Regel insgesamt habe in Lemgo nicht komplett den Umsatz verhagelt. &bdquo;Am Samstagvormittag war mehr los, nachmittags war es ruhiger", fasst Jäger zusammen.

Einige sehen massiven Umsatzrückgang Ein Geschäftsinhaber aus Lage, der namentlich nicht genannt werden möchte, sieht dagegen einen massiven Umsatzrückgang. Die Kundenfrequenz sei deutlich niedriger gewesen, er habe sich über die Webcams anderer Innenstädte ein Bild machen wollen. &bdquo;Da sah man, dass da nicht viel los war", sagt er. Besonders ärgert ihn, dass es wieder die Fachhändler sind, die solche Kontrollen umsetzen müssen, und die Einordnung, was zum täglichen Bedarf gehört, aus seiner Sicht willkürlich getroffen ist. &bdquo;In den großen Discountern dürfen Sie alles kaufen, nicht nur Lebensmittel. Und Bücher und Floristik können Sie auch unter 3G kaufen – warum?", fragt er.

Das Weihnachtsgeschäft sei auch in der Kurstadt etwas schleppend angelaufen, sagt Ute Wagner von Leder Reese, Sprecherin der Gruppe &bdquo;Die Kaufleute Bad Salzuflen" und Vorstandsmitglied im Handelsverband OWL. &bdquo;Der verkaufsoffene Sonntag am Wochenende war jedoch sehr gut. Das Wetter spielte mit, und klar profitieren wir Einzelhändler in der Salzufler Innenstadt vom Weihnachtstraum." Die 2G-Regel werde in ihrem Geschäft von den Kunden voll akzeptiert. &bdquo;Die allermeisten zeigen ihre Nachweise ohne Aufforderung. Nur bei wenigen müssen wir höflich nachfragen." Ute Wagner setzt auf den Gewöhnungseffekt und hofft, dass das Geschäft bis Weihnachten weiter an Fahrt aufnimmt. &bdquo;Und dann haben wir in Bad Salzuflen ja noch einen verkaufsoffenen Sonntag am 2. Januar."

Thomas Voss, Chef des Modehauses Schlichting in Lage, spricht ebenfalls von einer nicht nachvollziehbaren Einstufung. &bdquo;Unterwäsche, Schlafanzüge brauchen Sie nicht? Ein Jahr wurden Gespräche mit den Politikern unterschiedlichster Parteien geführt – gebracht hat es nichts", sagt er. Aber am Samstag sei es trotzdem gut gelaufen. &bdquo;95 Prozent der Kunden haben unaufgefordert ihre Nachweise und Ausweise gezeigt. Mit dem Umsatz sind wir zufrieden", sagt er.

Gemäß der gesetzlichen Vorgabe am Samstag hätten Stichproben-Kontrollen auch gereicht, ab Mittwoch ist es Pflicht. Dafür arbeite man gemeinsam mit der Stadt Lage an einer pragmatische Lösung. Im Gespräch sei eine Bändchenlösung, also eine Kontrolle an einer zentralen Stelle, die ein Bändchen ausgibt. Ein Beispiel ist der Weihnachtsmarkt, der auch nach diesem Prinzip organisiert ist. Das Bändchen würde dann in mehreren Geschäften gelten.

Diese Idee verfolgen auch die Detmolder. Der Marketingverein führt entsprechende Gespräche mit der Stadtverwaltung. Niels Howe, Inhaber von GA Men, könnte dem eine Menge abgewinnen. &bdquo;Ich kann nicht immer wieder ein Verkaufsgespräch unterbrechen, um eine Kontrolle zu machen."

Dass die 2G-Regel zu einem Umsatzeinbruch geführt hat, sieht der Geschäftsmann nicht. &bdquo;Es sind viele im Homeoffice, sie arbeiten anders. Der Umsatz verteilt sich auf die komplette Woche, das ist schon seit einiger Zeit so." Das bestätigt auch Birgit Röttger, Geschäftsführerin des Modehauses SiNN. Man habe am Wochenende zwei Mitarbeiter für die Kontrolle abgestellt und diese auch komplett durchgeführt. &bdquo;Das ist durchweg gut gelaufen, die Kunden waren sehr verständnisvoll und vorbereitet. Die Bändchenlösung finde ich sehr gut, denn es trägt dazu bei, dass das Bummeln entspannter ist." Und es habe auch sehr positive Stimmen gegeben, denn manch ein Kunde fühle sich sicherer, wenn 2G kontrolliert werde.

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