16-jähriger Salzufler feiert XXL-Weihnachten in Texas

Texas/Bad Salzuflen. Die Weihnachtskarten, die Lars Krügler in diesem Jahr verschickt, sehen anders aus als sonst. Der 16-Jährige steht mit seinen beiden Gastvätern vor einem fünf Meter hohen Weihnachtsbaum – mit T-Shirt und Shorts. Draußen sind es 29 Grad, und in Texas ist eben alles etwas anders. Es ist spannend für den jungen Bad Salzufler, der durch das Parlamentarische Patenschaftsprogramm mit dem Ticket der Bundestagsabgeordneten Kerstin Vieregge ( CDU ) ein knappes Jahr in den USA lebt.

Lars Krügler hat das Pressegespräch auf 18 Uhr in Deutschland gelegt, denn für ihn ist es 11 Uhr, die Zeit reicht sieben Stunden zurück. Der Gymnasiast hat ein volles Programm, er besucht die Schule, treibt Sport, engagiert sich in der Community, knüpft so viele Kontakte, wie es geht. Cedar Creek liegt etwa 33 Kilometer entfernt von Austin im mittleren Südosten von Texas. Es ist eine Kleinstadt, in der vieles jedoch ganz anders ist als in Lippe. Das Klischee ist, dass alle Cowboyhüte tragen, dicke Steaks auf dem Teller das Normale sind und die Politik republikanisch geprägt ist.

Lars Krügler kann das nur teilweise bestätigen. &bdquo;Es gibt hier eigentlich immer Fleisch. Selbst wenn Salat serviert wird, ist da Fleisch dabei", sagt er lachend. Aber alles andere sei ein Klischee, das sich keineswegs verallgemeinern lasse. Der 16-Jährige lebt bei zwei Gastvätern. &bdquo;Das hätte ich nie gedacht – eben weil man immer vor Augen hat, dass Texas erzkonservativ sein soll. Aber in den Großstädten wird eher demokratisch gewählt, und wir leben in der Nähe von Austin."

Andere Kulturen kennenlernen

Seine Gasteltern haben zwei erwachsene Adoptivsöhne und nehmen seit Jahren auch Austauschschüler auf, weil sie ebenso wie ihre Gäste auf Zeit andere Kulturen kennenlernen wollen. Lars ist der elfte Jugendliche, den sie aufgenommen haben. Und der ist voll des Lobes, weil ihm die beiden viel von ihrer Heimat zeigen und ihm Zusammenhänge erklären. Alles ist größer – das würde der Salzufler bejahen. &bdquo;Wir waren in einem Football-Stadion mit 100.000 Zuschauern, und es war ein normales Spiel. Es war total beeindruckend."

Wenn er erzählt, spielt Corona keine Rolle, es fällt ihm nicht zuerst ein, weil es in Texas anders ist als in Deutschland. &bdquo;Ich schütze mich hier mit Maske, aber es wird hier anders mit der Pandemie umgegangen. Es ist hier nicht eine Frage der Gesundheit, sondern der Politik." In seiner Klasse habe es zwei Covid-Fälle gegeben. &bdquo;Wir mussten rausgehen, es wurde alles desinfiziert und dann ging der Unterricht weiter", schildert er. Vor seinem Abflug im August gab es Hürden. Lars Krügler brauchte ein besonderes Visum und musste entscheiden, ob er sich in Deutschland oder den USA komplett impfen lassen wollte.

Dass er sich für den Platz im Partnerschaftsprogramm beworben hat, bereut er keine Minute – auch wenn Weihnachten vor der Tür steht, seine Familie Tausende Kilometer entfernt ist und die Zeitverschiebung nur kleine Fenster für den Kontakt über WhatsApp zulässt. &bdquo;Es ist eine absolute Bereicherung, das erleben zu dürfen. Man lernt die Kultur ganz anders kennen, verbessert sein Englisch – es ist toll."

Kerstin Vieregge, die bei der Videokonferenz dabei ist, freut sich darüber, dass ihre Wahl diese Früchte trägt. Das Parlamentarische Patenschafts-Programm ist ein einjähriges Jugendaustauschprogramm, das 1983 durch den Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika und den Deutschen Bundestag ins Leben gerufen wurde. Die Idee dahinter ist, gegenseitiges Verständnis zu fördern. Schülerinnen und Schüler bewerben sich bei den Bundestagsabgeordneten ihres Wahlkreises, die alle zwei Jahre die Auswahl treffen. Und dieses Mal sei die Entscheidung sehr schwer gefallen, &bdquo;weil drei Kandidaten sehr beeindruckende Bewerbungen abgegeben haben". Für Lars hätten auch seine sehr guten Noten gesprochen und sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement.

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