Erstmals in OWL: Klinikum Lippe schafft Omikron-Sequenzierung in 24 Stunden

Lippe. Die Virusvariante Omikron ist längst in Ostwestfalen-Lippe angekommen. Wie sich die Situation weiterentwickelt, ist ungewiss. Klar ist aber: Die als hochinfektiös geltende Variante wird uns wohl noch länger beschäftigen. Das Klinikum Lippe hat es sich nun zum Ziel gemacht, die Diagnostik voranzutreiben. Und das in kürzester Zeit.

Die Variante "B.1.1.529", die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur besorgniserregenden Virusvariante Omikron erklärt hatte, wurde erstmals am 9. November in Botswana bei einer Sequenzierung, also der genauen Laboruntersuchung einer Probe auf eine Virusvariante, entdeckt. Mit der raschen Ausbreitung in Deutschland hat das Gesundheitsministerium die Sequenzierung hierzulande angeordnet. Derzeit brauche das Robert-Koch-Institut (RKI) etwa vier Wochen für diese Untersuchung, erklärt Roland Hansen, Leitender Arzt Laboratoriumsmedizin. Und auch in anderen Teilen Deutschlands dauere es mehrere Tage. In OWL liegt nun eine deutlich beschleunigte Aufarbeitungsmethode vor.

Schnelle Methodik zu 99,4 Prozent sicher Das Klinikum Lippe hat am vergangenen Freitag erstmals Omikron sequenziert. Und das in nur 24 Stunden. "Das ist eine beeindruckende Leistung", erklärt Hansen. Die Probe habe die Variante zu 99,4 Prozent sicher nachgewiesen. "Diese hohe Sicherheit ist äußerst selten und zeigt daher, wie effizient diese Methodik ist", erklärt Laborleiterin Nadine Weber. Sie habe die Untersuchung durchgeführt.

Das Labor am Klinikum praktizierte die Sequenzierung nach dem "Next-Generation-Sequencing" (NGS) -Ansatz, also der parallelen Sequenzierung zur Erfassung des gesamten Genoms (hier des Virus) , die mit einem bestimmten Krankheitsbild oder Erreger, in diesem Fall SARS CoV-2, assoziiert sind. Zunächst sei die akribische Durchführung in der Vorphase der Testung eine wichtige Voraussetzung für die Untersuchung, erklärt Torsten Hansen, Chefarzt des Instituts für Pathologie am Klinikum.

Eine falsche &bdquo;Präanalytik" könnte eine komplette Verfälschung des Ergebnisses auslösen. Außerdem dürfe die Probe nicht zu lange liegen, sondern müsse direkt untersucht werden. "Die Probe im Klinikum kam gegen 10 Uhr bei uns an, dann haben wir sofort gehandelt", erklärt der Leitende Arzt der Laboratoriumsmedizin, Roland Hansen.

Dass die Probe überhaupt sequenziert wurde, sei nicht zuletzt durch Hinweise aus der Vorgeschichte des betroffenen Patienten ausgelöst worden. In diesem Fall sei es ein Kontakt nach Afrika gewesen, erklärt Roland Hansen.

So läuft die Sequenzierung ab Gemäß dem NGS-Ansatz wurde das Virus der Probe zunächst in einzelne Teile zerlegt, erklärt Torsten Hansen. Die einzelnen Teile wurden darauffolgend an einen Chip gebunden und vervielfältigt. Dabei wurden sogenannte Cluster generiert, in denen die eigentliche Sequenzierung ablief. Durch die Aufteilung in Cluster konnten in sehr kurzer Zeit viele Sequenzierungen gleichzeitig ablaufen. Ein Grund, weshalb das Verfahren deutlich schneller ist, als andere.

Daraus entstand letztlich ein Rohdatensatz, der anschließend mit Hilfe einer speziellen Software analysiert wurde und ein Ergebnis lieferte, so Hansen. "Man kann sich diesen Prozess wie ein großes Puzzle vorstellen, das zunächst zerlegt wird und anschließend schnell wieder zu einem großen Bild zusammengeführt wird."

Hier liegt der Unterschied zum herkömmlichen PCR-Test Der Unterschied zum herkömmlichen PCR-Test und einer Sequenzierung liege ihm zufolge darin, dass das gesamte Genom, also die Gesamtheit aller Erbinformationen, untersucht wird. Durch die Sequenzierungen könne man nachverfolgen, wie sich das Virus auf genetischer Ebene verändere, erklärt der Chefarzt. Das sei besonders wichtig, etwa zur Identifizierung von Infektionsausbrüchen und zur Erforschung der Variante.

Und da ein anderes Sequenzierungsverfahren normalerweise mehrere Tage oder sogar Wochen beanspruche, ist der Ansatz des Klinikums Lippe in seiner Form besonders. Die Methodik würde allerdings zunächst nur als zusätzliche Kontrolle eingesetzt. Ein Einsatz in der täglichen Routine sei nicht geplant.

Bald ein PCR-Test zum Nachweis von Omikron Aber wie wird das Verfahren im weiteren Umgang mit der Virusvariante helfen? Im Laufe der nächsten Wochen werde es einen PCR-Test geben, der Omikron nachweisen kann, versichert Roland Hansen. Inwieweit diese Tests eingesetzt werden, könne nicht vorausgesagt werden, da auch die Entwicklung von Omikron nicht vorhersehbar sei. Sicher sei aber, dass es die Medizin und auch die Gesellschaft zunehmend fordern werde. Auch hinsichtlich der Auslastung in Krankenhäusern. Im Klinikum Lippe habe man zwar schon die Intensivkapazitäten erhöht, erklärt Torsten Hansen, dennoch sei die Auslastung massiv.

Das Ziel des Klinikums sei, mit seiner Sequenzierungsmethodik die schnelle und qualitative Diagnostik voranzutreiben. Eine Vision des Krankenhauses sei zudem die noch engere Zusammenarbeit der Pathologie und Laboratoriumsmedizin in einem Diagnostik-Center. "Wenn wir noch enger miteinander arbeiten, können herausragende Leistungen, wie etwa die genannte Omikron-Sequenzierung, zum Standard werden."

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