Patienten liegen auf den Gängen: Klinikum Lippe schlägt Corona-Alarm

Kreis Lippe . Die Corona-Fallzahlen steigen wieder rasant an, täglich erreichen das Gesundheitsamt Lippe rund 1000 positive Meldungen. Das Klinikum schlägt Alarm – die Zahl der Covid-Patienten auf Normalstationen steige in ungeahnte Höhen, die Intensivpatienten würden mehr. Gleichzeitig fehlten immer mehr Mitarbeiter, sagt Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte der LZ.

80 Mitarbeiter haben sich das Virus eingefangen und sind krank und/oder in Quarantäne. Fünf Stationen sind in Detmold und Lemgo geschlossen, sechs Stationen wurden zu Isolierstationen umfunktioniert. 100 Patienten werden unter Quarantäne behandelt. Die Notfallversorgung sei gewährleistet, sagt Hütte, aber planbare Operationen und Behandlungen würden &bdquo;deutlich" aufgeschoben – tendenziell häufiger als in der ersten Welle vor zwei Jahren.

Mehr und mehr Patienten Hütte bittet eindringlich um Verständnis – und dafür, dass Patienten in Dreibettzimmern und auf den Fluren untergebracht sind, &bdquo;das ist ja eigentlich unzumutbar". Er rechnet mit mehr und mehr Patienten mindestens bis in den April. Spürbar verbessen werde sich die Lage erst mit dem Bezug des Neubaus und der Belegung neuer Stationen Ende Oktober.

Hütte wird deutlich: &bdquo;Gefühlt heißt es in der Bevölkerung: ,Covid ist vorbei. Nein, ist es nicht. Im Gegenteil." Aufgrund der hohen Zahlen steige auch die Zahl derjenigen, die deswegen ins Krankenhaus müssten. Dass von Sonntag an Lockerungen gelten sollen, dass sogar vom &bdquo;Freedom Day" die Rede ist: Für den Klinikchef vollkommen unverständlich. &bdquo;Eine klare Verharmlosung. Die Verläufe sind zwar minderschwer, aber in Summe legen sie fast das ganze Krankenhaus lahm. Und alle anderen, die krank sind, haben ja ein Recht darauf, behandelt zu werden." Dass über die teilweise oder generelle Abschaffung der Maskenpflicht diskutiert werde, &bdquo;kann ich überhaupt nicht nachzuvollziehen".

Landrat: "Kommen an unsere Grenzen" Landrat Dr. Axel Lehmann ergänzt: Landesweit könne von Entspannung in der Pandemie nicht die Rede sein: &bdquo;Die geplanten Lockerungen werden zwangsläufig zu noch mehr Infektionen führen. Diese nachzuverfolgen ist schon schwierig, wird aber schlichtweg unmöglich sein", wird er in einer Pressemitteilung zitiert. &bdquo;Wir alle kommen an unsere Grenzen und müssen weiter solidarisch miteinander umgehen. Dazu zählt, sich impfen zu lassen, denn das ist der beste Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe." Apropos Impfen: Die tägliche LZ-Grafik zeigt, dass mehr als ein Viertel der Lipper nicht geimpft sind. Hütte ist frustriert: &bdquo;Von Novavax hatten sich alle mehr versprochen, doch auch da: kaum Resonanz." Nun gelte es, die Mitarbeiterausfälle zu kompensieren, ohnehin sind ja nicht alle Stellen besetzt.

Spannend wird zudem, was mit der Impfpflicht wird. Von insgesamt rund 2900 Mitarbeitern (inklusive solchen in Elternzeit, Altersteilzeit etc.) hätten bis Ende vergangener Woche knapp 600 keinen Impfnachweis vorgelegt, viele seien genesen. Einige haben sich auf den letzten Drücker noch impfen lassen – womöglich, weil sie im Krankenhaus schlimme Krankheitsverläufe auch bei jüngeren Patienten beobachtet haben. &bdquo;Jetzt lassen wir uns von den restlichen die Impfungen nachweisen. Aber von rund 100 wissen wir, dass sie nicht geimpft sind – über alle Berufe hinweg." Diese würden dem Gesundheitsamt gemeldet, &bdquo;dann warten wir, was passiert".

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