Klinikum Lippe: Holzverkleidung auf Privatstation ein Hygiene-Risiko?

Kreis Lippe. Schick ist das eine. Sinnvoll das andere. Diese Erfahrung macht gerade das Klinikum Lippe. In einem Gutachten, beauftragt vom Kreisgesundheitsamt, soll überprüft werden, ob die mit Rillen versehene Holzverkleidung in den Fluren und auf den Zimmern der Wahlleistungsstation bleiben kann oder entfernt werden muss. Schon vor der Inbetriebnahme hatte die Behörde das Klinikum nach eigenen Angaben darauf hingewiesen, dass diese optische Finesse nicht den gültigen Empfehlungen für die Infektionsprävention entspreche.

Rückblick, September 2023: Voller Stolz verspricht Landrat und Aufsichtsratschef Dr. Axel Lehmann den Lippern in einer Pressemitteilung des Klinikums &bdquo;Spitzenmedizin auf universitärem Niveau in Räumlichkeiten mit Wohlfühlatmosphäre“. Unter anderem auch deshalb habe man rund 17 Millionen Euro allein in den Bau der Wahlleistungsstation investiert. Und Dr. Johannes Hütte, damals noch Geschäftsführer des Klinikums und heute in dieser Funktion nicht mehr im Haus, ließ mitteilen: &bdquo;Ziel ist es, den Patienten nicht nur Medizin auf universitärem Niveau anzubieten, sondern auch eine ansprechende und der Genesung zuträgliche Infrastruktur.“

Bedenken des Gesundheitsamtes nicht berücksichtigt Der Haken an der Sache: Um den von den Verantwortlichen gewünschten &bdquo;Hotelstandard“ in insgesamt 23 Einzel- und 9 Zweibettzimmern zu erreichen (Zitat aus September 2023: &bdquo;Mobiliar, Boden und Wandvertäfelung sind hochwertig und aufeinander abgestimmt“), wurden Bedenken des Kreisgesundheitsamtes gegen die optisch attraktiven Holzoberflächen nicht berücksichtigt. Das bestätigt Patrick Bockwinkel, Pressesprecher des Kreises Lippe, auf LZ-Anfrage.

&bdquo;Ja, das Gesundheitsamt des Kreises Lippe hat im Sommer 2023 darauf hingewiesen, dass die mit Rillen versehenen Holzoberflächen nicht den Empfehlungen der KRINKO, also der Kommission für Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen und in Einrichtungen und Unternehmen der Pflege und Eingliederungshilfe, entsprechen“, äußert sich der Kreis durch seinen Sprecher auf LZ-Anfrage. Warum in der Bauausführung dennoch an diesem Material festgehalten worden sei, könne er nicht beantworten. Diese Frage müsse an das Klinikum Lippe beziehungsweise an die mit dem Bau beauftragten Planer oder Firmen gerichtet werden.

Und nun? Sind die Oberflächen aus Holz, die nicht den Oberflächen-Empfehlungen entsprechen sollen, eine hygienische Gefahr für die Patienten und müssen ausgewechselt werden? Um diese Frage zu klären, hat das Gesundheitsamt des Kreises Lippe nach Angaben des Pressesprechers Bockwinkel in Absprache mit Experten der Bezirksregierung Detmold ein externes Gutachten in Auftrag gegeben. Bockwinkel: &bdquo;Dieses Gutachten wird ergeben, ob bauliche Veränderungen nötig sind. Sollten Veränderungen notwendig werden, wären neben einer Entfernung der Holzoberflächen gegebenenfalls auch eine teilweise oder gänzliche Versiegelung der Flächen denkbar. Genaueres dazu wird das Gutachten ergeben.“ Das Ergebnis des Gutachtens erwarte das Kreisgesundheitsamt für Mitte des Jahres, die Kosten für die Einschätzung beziffert Bockwinkel auf vermutlich &bdquo;im unteren vierstelligen Bereich“.

Klinikum nimmt seit Monaten Proben Unabhängig davon weise jede Station einer Klinik einen Hygieneplan auf, hier könnten in Bezug auf die Reinigung und Desinfektion bestimmte Besonderheiten berücksichtigt werden. Der Pressesprecher weiter: &bdquo;Das trifft auch auf die neue Wahlleistungsstation des Klinikums Lippe zu. So werden die betreffenden Oberflächen bei der Reinigung und dem Desinfizieren der Zimmer derzeit verstärkt berücksichtigt. Darüber hinaus werden die Oberflächen an verschiedenen Stellen seit Monaten durch das Klinikum beprobt. Diese Proben waren laut Klinikum bisher allesamt unauffällig.“

Gutachten, Mehraufwand bei Desinfektion und Reinigung, Beprobung, eventuell – je nach Ergebnis des Gutachtens – eine bauliche Veränderung: Alles Konsequenzen, die mit Mehrkosten verbunden sind oder unter Umständen verbunden sein werden. Stellt sich auch die Frage, ob der Landrat, in seiner Funktion gleichzeitig Chef des Kreisgesundheitsamtes und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Klinikum Lippe GmbH, über den Sachverhalt informiert war? &bdquo;Ja, seit Mitte 2023“, sagt der Kreispressesprecher. Also bereits deutlich vor der Eröffnung der Wahlleistungsstation.

Konkrete Fragen an das Klinikum Warum hat das Klinikum Lippe trotz klarer Hinweise des Kreisgesundheitsamtes an der Bauausführung festgehalten? Die Lippische Landes-Zeitung hat an den Pressesprecher des Klinikums in diesem Zusammenhang mehrere Fragen geschickt. Die LZ wollte wissen, wann die Geschäftsführung des Klinikums davon erfahren habe, dass die Holzoberflächen in der Wahlleistungsstation ungeeignet seien. Und wer den Einbau dieser geplant habe. Weitere Fragen: Wer hat über den Einbau dieser Holzoberflächen wann bindend entschieden? Warum ist der Hinweis durch das Kreisgesundheitsamt nicht berücksichtigt worden? Wie schlagen die verstärkte Desinfizierung und die Beprobung aktuell finanziell zu Buche? Und: Wer ist Eigentümer der Wahlleistungsstation des Klinikums Lippe? Die Klinikum Lippe GmbH oder ein Externer?

Auf die Anfragen reagiert Klinik-Pressesprecher Christian Ritterbach mit einer überwiegend allgemein gehaltenen Antwort: &bdquo;Das Klinikum Lippe ist darum bemüht, ein höchstes Maß an Patientensicherheit zu bieten: bei medizinischen und pflegerischen Leistungen sowie in der Ausstattung und Sicherheit der Häuser. Diese Ziele werden fortlaufend fachlich überprüft und zeigen auch im Fall der 2023 eröffneten Wahlleistungsstation keinen Anlass zu Beanstandungen. Insofern begrüßen wir das von der Bezirksregierung Detmold extern zu dem Sachverhalt beauftragte Fachgutachten“, schreibt er. Die Wahlleistungsstation des Hauses werde im Übrigen von der PKV (Anmerkung der Redaktion: Verband der Privaten Krankenversicherung) als Referenzstation herangezogen und sei – &bdquo;das sei an der Stelle wiederholt“ – wie sämtliche Leistungsbausteine des Klinikums Lippe im Eigentum der kreiseigenen GmbH. Zu Verantwortlichkeiten in Zusammenhang mit den Holzeinbauten äußert er sich nicht.

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